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Obdachlosen angezündet: Täter müssen das erklären

Am Heiligabend zündeten 6 junge Männer einen schlafenden Obdachlosen im Berliner Bahnhof an. Sie stehen jetzt vor Gericht.

Heute Redaktion
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Seit heute stehen in Berlin diese sieben jungen Flüchtlinge vor Gericht.
Seit heute stehen in Berlin diese sieben jungen Flüchtlinge vor Gericht.
Bild: Polizei

Während Berlin besinnlich Weihnachten feierte, schlug Maciej B. (37) bei Temperaturen um den Gefrierpunkt im Berliner U-Bahnhof Schönleinstraße auf einer Bank sein Lager auf. Der Obdachlose deckt sich mit alten Zeitungen zu.

Maciej schläft gerade, als er plötzlich er von sechs jungen Flüchtlingen, ein siebter sah zu, attackiert wird. Sie zünden das Papier, mit dem Maciej sich vor der Kälte schützte, an. Sofort fängt die Kleidung des Obdachlosen Feuer. Nach ihrer perfiden Attacke springen die jungen Flüchtlinge lachend in die U-Bahn, jubeln über ihre Tat. Dass Maciej nahezu unverletzt überlebt, hat er dem beherzten Eingreifen eines einfahrenden U-Bahnfahrers und Passagieren zu verdanken.

Sechs der jungen Flüchtlinge stellten sich der Polizei

U-Bahn-Kameras filmte die Tragödie mit, die Polizei veröffentlichte die Aufnahmen, bat die Bevölkerung um Mithilfe.

Sechs der Verdächtigen stellen sich schließlich der Polizei, den siebten nehmen Zivilfahnder fest. Die Flüchtlingen sitzen seit dem 27. Dezember in Untersuchungshaft, seit heute wird ihnen im Berliner Landesgericht der Prozess gemacht.

Die Staatsanwalt erhebt gegen Nour N. (21), Mohammad M. (17), Ayman S. (17), Khaled A. (18), Mohamad Al-J. (19) und Bashar K. (16) Anklage wegen gemeinschaftlichen versuchten Mordes. Sie wirft den jungen Männern vor, mehrere brennbare Gegenstände "in unmittelbarer Nähe des Kopfes" des Obdachlosen angezündet zu haben. Der siebte Flüchtling, Eyad A. (17) wird wegen unterlassener Hilfeleistung angeklagt.

Hauptverdächtiger und Anstifter zur Tat soll der 21-jährige Syrer Nour N. (ein staatenloser Palästinenser mit libyschen Papieren) sein. Er kam 2016 aus dem Flüchtlingscamp Yarmouk nahe Damaskus nach Deutschland.

Für den Prozess sind acht Verhandlungstage geplant. Am 13. Juni wird das Urteil erwartet. Den Angeklagten drohen bis zu zehn Jahre Haft, dem ältesten 15 Jahre.

Angeklagten könnten ohne Strafe davonkommen

Heftig: Die Angeklagten könnten wegen einer Polizei-Panne strafrei davonkommen: Die ermittelnden Polizisten hatten es offenbar versäumt, die gesetzlichen Vertreter von vier der minderjährigen Tatverdächtigen von den Vernehmungen zu informieren. Laut Jugendgerichtsgesetz (JGG) und Dienstvorschrift der Polizei ist dies bei Jugendlichen aber vorgeschrieben, der Prozess deswegen platzen.

Das verfahren musste am Dienstag unterbrochen werden, am Freitag wird weiterverhandelt.

(isa)

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