Welt
Obdachlose protestieren vor Notre-Dame
Innerhalb kürzester Zeit kam fast eine Milliarde Euro an Spenden für die Kathedrale zusammen. Das sorgt für Teile der Bevölkerung für Unverständnis.
Vor rund einer Woche brannte das Dach der Notre-Dame ab, die seit 850 Jahren die Skyline von Paris prägt. Nach einem anfänglichen Schock machte sich schnell eine Welle der Solidarität breit. In weniger als 24 Stunden kam so knapp eine Milliarde Euro an Spenden zusammen, besonders von wohlhabenden Familien.
Erzbischof: "Ein Platz für die Armen"
Kurze Zeit später änderte sich die Gefühlslage der Menschen. Große Teile der Bevölkerung zeigten wenig Verständnis für die hohen Summen, die ohne mit der Wimper zu zucken verschenkt wurden. Vor allem die Obdachlosen in der französischen Hauptstadt fühlen sich vergessen. Am Montag wurde aus diesem Grund zu einem Protest vor der abgebrannten Kathedrale aufgerufen.
Die Obdachlosenvereinigung stellte Transparente mit der Aufschrift, "Eine Milliarde in 24 Stunden! Obdachlose = 0€" auf. Dabei riefen sie: "Notre-Dame braucht ein Dach, wir brauchen auch eines." Die Polizei war bei der Demonstration anwesend, berichtete aber, dass sie nicht eingreifen musste. Die Proteste liefen friedlich ab.
Nach der Ostermesse am Sonntag meinte bereits der Pariser Erzbischof Michel Aupetit, dass man die ganze Insel, auf der die Kathedrale steht, überdenken sollte. Er dachte an einen "Platz für die Armen". Er fügte hinzu: "Die ohne Dach über dem Kopf finden in Notre-Dame ein Zuhause. Sie können immer kommen und werden nicht hinausgeworfen. Das ist sicher."
(slo)