Knallharte Experten-Abrechnung
"Nur Geld verloren": Größter Benko-Fehler enthüllt
Erhard Grossnig ist Signa-Sanierungsvorstand. In Interviews erzählt er, wie oft er René Benko gesehen hat und was seine größten Fehler waren.
"Haben nur Benko Geld gegeben"
Woran ist es letztlich gescheitert? "Ich habe schon erwartet, dass unsere Aktionäre dann auch das Unternehmen unterstützen. Aber das taten sie nicht", so der scheidende Sanierungsvorstand. Es sei "traurig", dass ihm die Sanierung nicht gelungen sei, sagte Grossnigg in einem anderen Interview zum "Standard", fügte jedoch hinzu, dass auch Aktionäre, die er um Geld gebeten hatte, ihren Anteil daran haben: Diese, "und andere, die jetzt groß reden, haben mir keines zur Verfügung gestellt. Die haben nur Benko Geld gegeben, mir nicht."
"Benko wollte protzen"
Grossnigg erzählte dem "Standard", wie stark Benko die Signa geprägt hat. Das Unternehmen sei kein normales gewesen: "Alles handgefertigt oder Spezialanfertigung, vier Millionen Anschaffungswert für ein paar hundert Quadratmeter", beschrieb er das Signa-Büro. "Benko wollte es schon haben – oder protzen", sagte der Sanierungschef.
Aus seiner Sicht wäre ein Machtwort schon vor Jahren angebracht gewesen wäre. Ein "Heast, Bua!" hätte vielleicht schon gereicht, damit Benko seinen Protz-Lebensstil nicht derart zur Schau stellt, so Grossnigg.
Benko nur ein Mal gesehen
Der gefallene Bau-Tycoon meidet seit der Insolvenz-Anmeldung die Öffentlichkeit, ringt im Hintergrund aber nach wie vor um sein Immo-Imperium. Doch selbst Grossnigg habe Benko in einer Zeit als Sanierungsvorstand nur ein einziges Mal gesehen – und das für gerade einmal zwei Minuten. Im Zuge der Sanierung habe er auch nie Kontakt mit Benko gehabt. "Er wurde auch angeschrieben, aber er hat nicht reagiert", sagte Grossnigg zum "profil".
„Im Einzelhandel hat er nie etwas verdient, sondern nur Geld verloren“
Das war Benkos größter Fehler
Schließlich sprach der Wirtschaftsexperte auch über Benkos größte Fehler. Der Tiroler Wunderwuzzi, der "ein tüchtiger Bursche" sei, habe prachtvolle Immobilien wie das Goldene Quartier oder das Park Hyatt geschaffen. Außerdem habe er es geschafft, diese Immobilien im Wert zu steigern.
Doch dann wagte Benko mit Galeria und kika/Leiner den Schritt in den Einzelhandel – laut Grossnigg ein schwerer Fehler. "Im Einzelhandel hat er nie etwas verdient, sondern nur Geld verloren", so das Resümee des Experten zu "profil". Die Firma sei ins Handelsgeschäft gegangen, "ohne etwas vom Handel zu verstehen". Falsch sei zudem gewesen, dass Benko seinen Schwerpunkt auf Deutschland gelegt hat. "Von unseren 110 Immobilien sind 65 in Insolvenz, und nur eine davon ist nicht in Deutschland", so Grossnigg.