Audi, Hotel-Dinner, Taxi

"Null Geld" – doch 33-Jähriger gönnt sich Luxus-Leben

Nach einer Serie an Straftaten klickten für einen gebürtigen Afghanen die Handschellen. Vor Gericht zeigte der großspurige Gauner von Reue keine Spur.

Christian Tomsits
"Null Geld" – doch 33-Jähriger gönnt sich Luxus-Leben
Der ausgesprochen redselige Angeklagte brachte den Richter an den Rand der Verzweiflung.
Sabine Hertel

Dunkelgrauer Anzug, aufgeknöpftes Hemd, die Schuhe frisch poliert: Breitbeinig nahm nun ein 33-Jähriger am Wiener Landesgericht Platz – und ließ den Richter bereits nach wenigen Minuten verzweifelt beide Hände vor dem Gesicht zusammenschlagen. Denn "schuld" seien immer andere gewesen. "Ich habe selten jemanden gesehen, der so viele Anzeigen sammelt und ständig sind es Missverständnisse", so der ratlose Rat.

Dutzende Anzeigen in wenigen Wochen

Die Liste an Vorwürfen gegen den Afghanen sucht tatsächlich seinesgleichen, das Vorgehen wurde dabei von der Staatsanwältin als "besonders dreist" bezeichnet – drei Strafanträge und eine Anklage deckten den Großteil des Strafgesetzbuches ab: In wenigen Wochen sammelte der Mann im vergangenen Jahr mehr Anzeigen wegen Diebstahls, schweren gewerbsmäßigen Betrugs, Falschgeldbesitzes, Veruntreuung, Urkundenfälschung, Sachbeschädigung und Stalkings.

So "borgte" sich der Mann laut Staatsanwaltschaft – ohne genug Geld zu haben und mit gefälschtem Führerschein – einen Audi A4 von einem Autohaus, gab ihn nie zurück. Ein anderes Mietauto ließ er einmal einfach auf der Donauautobahn stehen. Außerdem tankte er ohne zu zahlen, fuhr Taxi um 80 Euro und lief dem Fahrer dann davon. O-Ton des geprellten Taxilenkers vor Gericht zu "Heute": "So ein Arschl*ch."

Weitere Höhepunkte des Highlife auf Kosten anderer: Ein ausgiebiges Abendessen in einem Viersternehotel in Wien, bei dem er laut Strafantrag vor seinem Verschwinden noch einen "Caesar Salad" auf "Zimmer 104" schickte. – "Den Salat habe ich nicht bestellt", speiste er alles unter "falsche Vorwürfe" ab.

Ob alle Zeugen inklusive Polizei lügen, wollte der Rat die abenteuerlichen Ausreden nicht mehr gelten lassen. Erst dann bekannte sich der Vorbestrafte schließlich zumindest teilweise schuldig. Sein Motiv: "Ich hatte einfach null Geld" – "Dann kann man eben nicht teure Autos und Taxi fahren oder im Hotel essen", gab es für den Angeklagten Lebenstipps vom Richter – gratis.

Doch dann wurde es wieder ernst: Denn seine Ex-Freundin hatte wochenlanges Stalking durch den Angeklagten angezeigt und wurde bei einem Streit so verletzt, dass sie ins Spital musste. "Ich habe jetzt Tinnitus und leide noch immer", sagte sie aus. Nach dem Rauswurf ihres Exfreunds fehlten plötzlich ihr Fahrrad sowie die Handtasche der Schwiegermutter. Wohl aus Rache ließ der Angeklagte das Auto der Frau vom ÖAMTC abschleppen. Einmal soll er ein Kellerfenster eingeschlagen und im Keller übernachtet haben.

Festnahme: Polizei fasst "falschen Polizist"

Um schließlich ans große Geld zu kommen, soll der Wiener Bekannten nicht-existente Wohnungen vermittelt und mehrmals Kautionen in der Höhe von 1.500 Euro kassiert haben.  Beim verzweifelten Versuch als falscher Polizist getarnt einer äteren Dame 60.000 Euro in Gold abzunehmen, klickten die Handschellen – U-Haft! Und im Häf’n darf der Mann auf Staatskosten bleiben: Zwei Jahre Haft plus Widerruf für offenen acht Monate an Bewährungsstrafen, rechtskräftig.

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    Auf den Punkt gebracht

    • Ein 33-jähriger Wiener wurde wegen einer Serie von Straftaten verhaftet und vor Gericht gestellt, wo er keine Reue zeigte und die Schuld auf andere schob
    • Die Liste der Vorwürfe gegen ihn war umfangreich, darunter Diebstahl, Betrug, Falschgeldbesitz, Veruntreuung, Urkundenfälschung und Stalking
    • Er gestand schließlich teilweise seine Schuld ein und wurde zu zwei Jahren Haft verurteilt, zusätzlich zum Widerruf von acht Monaten Bewährungsstrafe
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