Wien

NS-Musiker Mr. Bond sammelte Infos zum Waffen-Basteln

Der Verfassungsschutz attestiert dem angeklagten Musiker besondere Gefährlichkeit und warnte, er könne selbst ein Attentat planen.

Clemens Pilz
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Nazi-Rapper "Mr. Bond" versteckte sein Gesicht hinter einem Smiley vor den Pressefotografen.
Nazi-Rapper "Mr. Bond" versteckte sein Gesicht hinter einem Smiley vor den Pressefotografen.
Denise Auer

Ein 37-jähriger Osttiroler steht wie berichtet wegen Wiederbetätigung in Wien vor Gericht. Er soll unter dem Pseudonym "Mr. Bond" fünf CDs und zwei Musikvideos mit antisemitischer Hetze produziert und im Internet verbreitet haben, bekannte sich am Dienstag bei Prozessauftakt in allen Punkten schuldig. Ihm drohen 20 Jahre Haft, da dem Angeklagten besondere Gefährlichkeit attestiert wird, was strafverschärfend wirkt.

Der Ermittlungsleiter beim damaligen Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) sagte als Zeuge aus und unterstrich gegenüber dem Gericht die Gefährlichkeit, die von dem Angeklagten ausgehe. So habe der Mann nur zehn Tage vor seiner Festnahme noch im Internet nach Informationen zum Basteln selbstgemachter Waffen aus dem 3D-Drucker gesucht. Laut Anklageschrift bestehe die Befürchtung, dass der 37-Jährige "selbst ein Attentat planen könnte oder andere mit seinen Liedern dazu animiert Anschläge bzw. Attentate zu begehen".

Berührungspunkte zu Rechtsterroristen

Der Osttiroler, der in der U-Haft seine rechtsextreme Gesinnung abgelegt haben will und seine Taten nun als Fehler bezeichnet, huldigte mit den Produktionen auch wiederholt neonazistischen Attentätern, etwa dem Terrorist von Christchurch, der 51 Personen in Neuseeland ermordete – und erhielt wiederum in der rechtsextremen Szene Anerkennung von gewaltbereiten Mitgliedern. Der Täter von Halle (D., zwei Tote) spielte sogar einen seiner Songs ab, während er die Bluttat ins Netz streamte, und brachte den Verfassungsschutz so auf die Spur des Rappers.

Waffen bei Hausdurchsuchung sichergestellt

Im Rahmen von Hausdurchsuchungen bei dem Hauptangeklagten und seinem Bruder, dem Mittäterschaft und die Gründung einer antisemitischen Webseite vorgeworfen wird, fand der Staatsschutz neben Propagandamaterial auch Waffen. Unklar ist, warum die Bezirkshauptmannschaft dem "Nazi-Rapper" überhaupt eine Waffenbesitzkarte ausgestellt hatte, da sich dieser  bei den entsprechenden Befragungen unkooperativ verhalten hatte und sein eigener Vater die Behörde davor gewarnt hatte, ihm den Waffenbesitz zu ermöglichen. Gegen beide Brüder wurde im Rahmen der Ermittlungen ein Waffenverbot ausgesprochen, das bis heute aufrecht ist.