Zu wenig Personal

Notstand: Kinder warten zwei Jahre auf diese Operation

Gravierende Probleme im Gesundheitswesen. Es drohen betroffenen Kindern schwerwiegende Folgeschäden.

Michael Pollak
Notstand: Kinder warten zwei Jahre auf diese Operation
Schlimme Zustände im HNO-Bereich. Lange Wartezeiten bei Mandel-OPs. Noch länger bei anderen Eingriffen.
Getty Images

"Die Wartezeiten nehmen stark zu! Patienten beschweren sich immer häufiger", Wolfgang Luxenberger, HNO-Arzt in Graz-Umgebung und auch Obmann der HNO-Ärzte bei der Ärztekammer, schlägt im Gespräch mit "Heute" Alarm.

Luxenberger wollte genau wissen, wie schlimm die Lage ist. Er hat seine Kollegen aus den Bundesländern befragt: Wie lange muss aktuell ein Kind auf eine Polypen- oder Mandel-Operation warten? Die Resultate sind zum Teil erschreckend. "Am längsten wartet man in Wien, Niederösterreich, Oberösterreich und in Salzburg – da sind es ein bis eineinhalb Jahre."

Schlimme Langzeitfolgen: Sprachentwicklung bedroht, Schulreife verzögert

Dabei ist das Schlimme nicht unbedingt die Wartezeit, "es sind die möglichen Langzeitfolgen, die sie nach sich ziehen können", so der Mediziner.

Eine Folge sind etwa spätere Hörstörungen bei Kindern: "Diese können zu Verzögerungen der frühkindlichen Sprachentwicklung und Regelschulreife führen. Weiters kann es zu Wuchsstörungen des Kiefers durch die chronische Mundatmung und in weiterer Folge zu Zahnfehlstellungen kommen, welche dann wiederum aufwendige und teure Zahnregulierungen notwendig machen. Zudem treten gehäuft obere Atemwegsinfekte im Kleinkindesalter und Gedeihstörungen auf."

Das Ziel – so der Experte – wäre eine Wartezeit von höchstens sechs Monaten. Davon ist man bei einer anderen Operation noch weiter entfernt. Luxenberger verglich auch die Wartezeiten bei Nasenscheidewand-Operationen. In Oberösterreich wird ein Kind länger als zwei Jahre auf seinen Termin vertröstet. In Niederösterreich und Vorarlberg sind es bis zu zwei Jahre, in Wien mehr als ein Jahr.

Gerade diese Termine werden als erste verschoben – dann wartet man noch länger

"Und wenn man endlich einen Termin hat, wird der bei Notfällen als erster verschoben", sagt Luxenberger zu "Heute". "Diese Situation kann aus medizinischer Sicht nicht weiter stillschweigend akzeptiert werden!"

Das Problem ist der Pflegenotstand, so der Ärztekammer-Obmann: "Es sind die damit verbundenen Schließungen von Pflegestationen und OP Kapazitäten. Zusätzlich spielen in diesem Zusammenhang auch Kapazitätsprobleme in der Kinderanästhesie eine Rolle."

Kinder unter einem gewissen Mindestalter werden erst gar nicht aufgenommen
Wolfgang Luxenberger
HNO-Arzt, Ärztekammer Obmann

Zahlungswillige Eltern sind häufig bereit, in Privatspitäler auszuweichen. Doch auch hier geht es nicht ruckzuck: "Selbst dort gibt es aufgrund der fehlenden Kinderanästhesie-Kapazitäten vor allem bei Kleinkindern zunehmende Wartezeiten bzw. werden Kinder unter einem gewissen Mindestalter erst gar nicht aufgenommen."

"Heute" hat im Gesundheitsministerium nachgefragt. Das Problem ist bekannt, es wird – so das Ministerium – an einer Lösung gemeinsam mit den Ländern und Sozialversicherungen gearbeitet. Durch die Gesundheitsreform werde jährlich eine Milliarde investiert, Strukturen sollen verbessert werden. Weiters heißt es aus dem Ministerium: "In der Pflege wird massiv investiert, um den Beruf attraktiver zu machen und zusätzliche Kräfte auszubilden. Dazu gehören höhere Gehälter, eine zusätzliche Urlaubswoche ab 43 und Zuschüsse bei der Ausbildung."

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    Starpix / picturedesk.com

    Auf den Punkt gebracht

    • Im österreichischen Gesundheitswesen herrscht ein Notstand, der zu extrem langen Wartezeiten für Kinderoperationen führt, was schwerwiegende Folgeschäden wie Hörstörungen und Sprachentwicklungsverzögerungen nach sich ziehen kann
    • Besonders betroffen sind Polypen- und Mandel-Operationen sowie Nasenscheidewand-Operationen, bei denen Kinder in einigen Bundesländern bis zu zwei Jahre warten müssen, was durch den Pflegenotstand und Kapazitätsprobleme in der Kinderanästhesie verschärft wird
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