Welt

Notfallambulanz sagte Frau, sie solle 144 anrufen

Eine Passantin wollte in der Notfallambulanz Hilfe holen. Doch sie wurde an den Rettungsnotruf verwiesen.

20 Minuten
Das Inselspital rät, ausserhalb des Notfalls stets Hilfe über die 144 anzufordern.
Das Inselspital rät, ausserhalb des Notfalls stets Hilfe über die 144 anzufordern.
20min/Matthias Spicher

Janine K. (Name geändert) spazierte am Dienstagabend mit einer Freundin über das Areal des Berner Inselspitals in der Schweiz. Zwischen der Neurologie und der Notfallstation fiel den beiden ein älterer Herr auf, der stark schwankte und sich immer wieder an den Straßenlaternen festhalten musste. Gemeinsam mit zwei weiteren Personen kümmerten sich K. und ihre Begleiterin um den Mann. "Dabei fiel uns auf, dass er ein Band mit Personalien am Handgelenk trug, das man bei der Aufnahme ins Spital erhält", sagt die Leserin zum "Heute"-Partnerportal "20 Minuten".

Weil sich der Zustand des Seniors nicht verbesserte, begab sie sich in die Notfallambulanz, um dort die Situation zu schildern. Wie K. weiter erzählt, tätigte das Personal daraufhin einige Anrufe. Unter anderem sei der Sicherheitsdienst verständigt worden, doch habe dieser gerade keine Kapazität gehabt. Unterdessen sei einer der anderen Helfer dazugekommen, um mitzuteilen, dass sich der Zustand des Mannes weiter verschlechtert habe.

"Schockiert, wie es abgelaufen ist"

Das Anfordern der Hilfeleistung gestaltete sich indes umständlicher als von K. erwartet. "Die Dame im Notfall sagte, sie könne uns nicht helfen. Der Ort, an dem sich der Mann befinde, liege außerhalb des Notfall-Bereichs. Wir müssten daher die 144 anrufen", so die Leserreporterin. Das taten sie und kehrten daraufhin zu den beiden anderen Helfern und dem geschwächten Mann zurück. Nach etwa acht Minuten sei schließlich der Rettungsdienst eingetroffen und man habe den Patienten in fachkundige Hände übergeben können.

Bei K. hinterlässt der Vorfall einen schalen Nachgeschmack, wie sie sagt. "Ich bin schockiert darüber, wie das Ganze abgelaufen ist. Der Notfall war nur knapp 250 Meter entfernt, und der Mann hätte sich ja auch in einem lebensbedrohlichen Zustand befinden können. Wir fühlten uns hilflos, da es schwierig war, ihn bei Bewusstsein zu halten." Im Übrigen habe sich herausgestellt, dass der Patient zuvor bereits den Notfall aufgesucht hatte und danach wieder entlassen worden war.

Hohe Belastung auf dem Notfall im Inselspital

Das Inselspital konnte im Rahmen seiner Abklärungen nicht herausfinden, "ob sich der Fall so zugetragen hat oder wer allenfalls darin involviert war", wie Sprecher Didier Plaschy gegenüber "20 Minuten" mitteilt. Die geschilderten Umstände könne man daher weder bestätigen noch dementieren.

Plaschy versichert weiter, der Insel-Notfall weise niemanden ab, der medizinische Hilfe benötige. Außerhalb des Notfalls sei es jedoch ratsam, Hilfe über die Sanitätsnotrufzentrale 144 anzufordern. Denn die Mitarbeitenden der Notfallstation könnten sich ausschließlich um die Patientinnen und Patienten des Notfalls kümmern: "Es ist ihnen bei der aktuell hohen Belastung nicht möglich, auch außerhalb des Notfalls zu helfen." Die 144 koordiniere die Rettungsfahrzeuge und schicke das nächstverfügbare an den Notfallort.

Den vorliegenden Fall will das Inselspital prüfen. "Falls er sich wie geschildert so zugetragen haben sollte, werden wir das sicherlich zum Anlass nehmen, die Mitarbeitenden für die Kommunikation in solchen Fällen erneut zu sensibilisieren."

1/64
Gehe zur Galerie
    <strong>21.12.2014: Magdeburg-Terrorist war bekannter Anti-Islam-Aktivist.</strong> Der mutmaßliche Täter des Anschlags von Magdeburg erhob schwere Vorwürfe gegen Deutschland und unterstützte Frauen, <a data-li-document-ref="120079782" href="https://www.heute.at/s/magdeburg-terrorist-war-bekannter-anti-islam-aktivist-120079782">die aus Saudi-Arabien flüchteten.</a>
    21.12.2014: Magdeburg-Terrorist war bekannter Anti-Islam-Aktivist. Der mutmaßliche Täter des Anschlags von Magdeburg erhob schwere Vorwürfe gegen Deutschland und unterstützte Frauen, die aus Saudi-Arabien flüchteten.
    REUTERS