Niederösterreich
"Nichtmal im Traum" – Eltern von Leonie erhielten Brief
Die Eltern der getöteten Leonie kränken sich über Anfeindungen im Netz. Jeden Cent, den sie erhalten, wollen sie spenden. Trost kommt von Nachbarn.
Mit Spaziergängen und alten Filmen versuchen sich Melanie P. (40) und Hanns W. (39) abzulenken, heute, Dienstag, haben sie in Beisein von Opferanwalt Florian Höllwarth endlich einen Termin beim Landeskriminalamt Wien. Da werden den Eltern von einer Beamtin endlich – nach über einer Woche – alle offenen Fragen beantwortet. Am Mittwoch haben die Eltern dann den Ersttermin beim Bestatter.
"Medien- und geldgeil"
Die Familie leidet sehr unter den Anfeindungen im Internet: "Medien- oder geldgeil seien wir", so Mutter Melanie P. etwas verzweifelt am Montag. "Wir werden jeden Euro aus der Amtshaftungsklage – sofern wir überhaupt Gerechtigkeit erfahren – spenden. Und zwar an diverse Tierschutzvereine, weil Leonie dies sehr gefallen hätte.“
Leonie hatte neben dem Familienhund noch Kater Felix, zwei Schlangen, Reptilien, zwei Ratten und wollte sich akitv im Tierschutz einbringen. „In Wien hatte sie ein eigenes Marienkäfer-Hotel gebaut, bei regennasser Straße kam sie stets zu spät in die Schule, weil sie alle Schnecken in die Grünstreifen zurücksetzte“, erinnnern sich die Eltern.
Toller Brief von Nachbarn
Zum Vorwurf "mediengeil", der von Hasspostern im Netz erhoben wird, meinte Mutter Melanie lapidar: "Wir sprachen bisher nur mit "Heute", mit euch dafür ausführlich, weil ihr uns auch nicht drängt und uns einfach zuhört …"
Andererseits gibt es auch Lichtblicke: Ein Sammel-Brief von Nachbarn aus Tulln (NÖ), die vorurteilsfrei und sehr einfühlsam der gesamten Familie ihr Mitgefühl ausdrücken (Anm.: Leonies Familie war erst im August 2019 aus Wien nach Tulln gezogen, manche Nachbarn kannten Familie gar nicht). Hier ein Auszug aus dem Brief (siehe Foto): "Ihr müsst den schwersten Schicksalsschlag den Eltern erleiden können, ein geliebtes Kind zu verlieren, ertragen. Aus Schutz Eurer Privatsphäre haben wir jegliche Auskunft an Medien abgelehnt. Wir finden es aber total berührend wie ehrlich, tapfer und offen ihr mit der Zeitung "Heute" gesprochen habt und denken, dass es rein Eure Entscheidung ist, was ihr sagen möchtet oder nicht. Seid jedenfalls versichert, dass wir alle nicht einmal im Traum drauf kommen würden, euch zu verurteilen. Social Media-Kommentare können leider sehr grausam und ungerecht sein. Jeder sollte froh, dankbar und glücklich sein, wenn ihm so ein Schicksal erspart bleibt. Wie ihr richtig gesagt habt, man kann seine Kinder nicht einsperren." Unterzeichnet wurde der Brief von einigen Anrainern aus den umliegenden Häusern.
Auch Betreuerin und Psychologin Mag. Sonja Stöckl, die die Familie die letzten 1,5 Jahre intensiv betreut hatte, sagte gegenüber "Heute": "Wir haben mit Leonie über die Gefahren älterer Freunde ausführlich gesprochen. Die Mutter von Leonie hatte sich von sich aus ans Jugendamt gewandt. Wer bitte geht sonst zum Jugendamt und sagt "Bitte helft mir?"" Die Familie sei mit den Problemen stets offen umgegangen. Einzig: Leonie war zu gutgläubig und naiv laut Sonja Stöckl, die selbst Kinder hat - mehr dazu hier.
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