Oberösterreich

Enthüllt – so arbeiten die Online-Betrüger wirklich

Schlepperei, Cybercrime, Drogen: Bei der Bekämpfung schwerer Verbrechen wird Europol aktiv. Eine OÖ-Delegation war auf Besuch in den Niederlanden.

Johannes Rausch
Laut Experten von Europol in Den Haag wird ChatGPT bereits für Verbrechen missbräuchlich verwendet. (Symbolbild)
Laut Experten von Europol in Den Haag wird ChatGPT bereits für Verbrechen missbräuchlich verwendet. (Symbolbild)
Europäische Union

"Willkommen im sichersten Gebäude Europas", begrüßt eine freundliche Mitarbeiterin auf Englisch. Das graue Bauwerk, Sitz von Europol in Den Haag (Niederlande), wirkt unscheinbar. An einem sehr kühlen und bewölkten Regentag wirkt der fahle Betonbau wenig einladend. Kurz darauf wird die strahlende Angestellte dann ernst: "Bitte machen Sie keine Fotos von Personen drinnen, sie könnten undercover tätig sein."

Eine Abordnung rund um Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) war nun in den Niederlanden, um unter anderem zu erfahren, wie schwere Verbrechen auf europäischer Ebene bekämpft werden. Auch für Oberösterreich sei die Arbeit von Europol relevant, vor allem im Bereich der Schlepperei, so Stelzer. Europol als eine "große Informations-Drehscheibe" sei wichtig, wenn es um den Aufgriff von Schleppern geht.

"Die Top-Bereiche in Österreich bei Verbrechen: Illegale Migration und Online-Betrug." Europol-Pressesprecher

Die europäische Polizeibehörde wurde 1998 gegründet, verfügt über staatenübergreifende Befugnisse. "Europol hat keine eigenen Polizei-Autos oder Hubschrauber und kann auch niemanden festnehmen", erklärt der Pressesprecher Jan Op Gen Oorth im Rahmen einer Einführung. Laut Oorth ist das Europol-Gebäude, ein Geschenk der niederländischen Regierung, das sicherste des ganzen Landes, sogar sicherer als das Innenministerium.

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    "Willkommen im sichersten Gebäude Europas", begrüßt eine freundliche Mitarbeiterin die Delegation auf Englisch.
    "Willkommen im sichersten Gebäude Europas", begrüßt eine freundliche Mitarbeiterin die Delegation auf Englisch.
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    "Europäisches FBI"

    "Die Idee, eine Art europäisches FBI zu gründen, stammte vom ehemaligen deutschen Bundeskanzler Helmut Kohl." Zuerst sei das Augenmerk auf Verbrechen in Zusammenhang mit Drogen gelegen. Zwei Aspekte müssen erfüllt sein, dann nimmt sich Europol des Falles an: Es soll sich um schwere organisierte Kriminalität handeln und eine Landesgrenze muss überschritten werden. Der Prozess läuft immer gleich ab: Ein EU-Mitgliedsstaat wendet sich mit einem Fall an die niederländische Institution.

    "Neben Mord und Vergewaltigung gibt es keinen Bereich, der nicht mit Cyber zusammenhängt."

    Außerhalb der EU gibt es Übereinkommen mit anderen Ländern, zum Beispiel mit den USA, auch auch mit China. Ein strategisches Abkommen mit Russland ist derzeit wegen des Ukraine-Krieges auf Eis gelegt.

    Europol ist mit 2.500 Behörden aus über 60 Staaten verknüpft. Die eigene Datenbank verfügt über mehre Millionen Datensätzen. "Wir haben keine juristischen Befugnisse, ein Land dazu zu zwingen, uns Daten zu liefern", sagt Oorth. Auch private Firmen, die zum Beispiel Opfer von Cybercrime werden, können Datensätze an Europol schicken. 

    Rund 1.300 Mitarbeiter sind hier beschäftigt, weitere 300 Verbindungsoffiziere aus 60 Ländern kommen dazu. Viele zu lösende Fälle sind "extrem komplex und langwierig". "Unsere Arbeit ist wie die von Sherlock Holmes, aber viel schwieriger und komplexer", erklärt der Pressesprecher. "Wir müssen immer das Relevante vom nicht Relevanten trennen."

    Trends bei Verbrechen

    Schon seit längerer Zeit gebe es einen Trend, nämlich Crime as a service: "Das bedeutet, dass man sich im Darknet Verbrechen kauft." Um Nachrichten bzw. geheime Botschaften zwischen den Kriminellen auszuwerten, werde bereits Künstliche Intelligenz (KI) eingesetzt.

    Ein ganz großes Thema bei Europol aktuell ist der Kampf gegen sexuellen Kindesmissbrauch, der live im Darknet gefilmt wird: "Für Polizisten ist es hier ganz schwer undercover Zugriff zu bekommen." 

    Nicht mehr wie beim 'Paten'

    "Organisierte Verbrechen laufen schon lange nicht mehr wie im Film 'Der Pate' ab, sondern sind internationalisiert", so Oorth. Online-Kriminalität sei vergleichbar mit einem kleinen Start-up-Unternehmen: Zum Beispiel sitzen zwei Dänen, ein Serbe und drei Russen an ihrem Laptop, die sich noch nie in ihrem Leben getroffen haben. Sie schicken sich verschlüsselte Botschaften, Geld wird über eine Kryptowährung verschoben.

    "Die Welt wird extrem komplex, international und technisch."

    "Auch Künstliche Intelligenz und ChatGPT werden bereits für kriminelle Machenschaften missbraucht." Wie sieht die Zukunft des Verbrechens aus? "Die Welt wird extrem komplex, international und technisch".

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      privat, iStock