"Heeramandi"
Neuer Netflix-Hit: Hier geben Prostituierte den Ton an
Wer sich für Bollywood begeistert, kommt nicht am Starregisseur Sanjay Leela Bhansali vorbei. Nun wagt sich der Filmemacher auch an seine erste Serie.
Mehr ist bei Sanjay Leela Bhansali definitiv mehr: Bekannt für seine Bollywood-Filme wie "Devdas - Flamme unserer Libe", "Padmavati" und "Gangubai Kathiawadi" in denen er stets mit opulenten Kostüme und prachtvoll inszenierten Bühnenbildern auffährt. Doch auch für seine poetischen Dialoge ist der Filmemacher weit bekannt.
Bollywood als Kassenschlager
Dass Bollywood-Filme in den letzten Jahrzehnten immer größere Aufmerksamkeit erregen konnten, hat nun auch der Streamingriese Netflix bemerkt. Für diesen inszeniert Bhansali jetzt seine erste eigene Serie - was Herausforderung und Segen zugleich ist. Denn die bildgewaltige Wucht kann nun über acht Folgen wirken, darf sich aber auch nicht in sich selbst erschöpfen.
In seiner ersten Serie "Heeramandi - The Diamond Bazaar" ist dem Regisseur genau diese Gratwanderung wunderbar gelungen. Erzählt wird darin die Geschichte der Kurtisanen, die als "gehobene Prostituierte" gelten und im matriarchalen Rotlichtviertel in Lahore auch heute noch zu finden sind. Denn der Diamantenmarkt, an dem tagsüber Obst, Getränke und Souvenirs verkauft werden, wird bei Einbruch der Dunkelheit zum exklusiven Rotlichtviertel.
Das bringt den Kurtisanen auch eine gewisse Vormachtstellung innerhalb der indischen Gesellschaft ein, vor allem zu dieser Zeit, in der die achtteilige Historienserie spielt. Denn im kolonialen Indien in den 1920er Jahren strebte das Land bereits nach seiner Unabhängigkeit. Die Kurtisanen standen damals sogar über den Fürsten im Reich der Großmogule - ziemlich viel Macht, die da also im Spiel war.
Die Geschichte der Kurtisanen, ihre internen und externen Verstrickungen bieten eine wunderbare Geschichte an Intrigen, Familiendebatten und Frauenfragen - alles vor einem historischen Hintergrund, der einem neben der vordergründigen Handlung selbst, auch allerhand geschichtliches Wissen über die Unabhängigkeitsbewegungen in Indien mitliefert. Bollywood mit Tiefgang also - gut, dass daraus nicht "nur" ein Film geworden ist.