Wien

Neue Rettungs-Autos, aber Stadtrat darf nicht fahren

Die Berufsrettung Wien rüstet für die Sicherheit der Wiener auf. Noch im August ersetzen die neuen Einsatzfahrzeuge die alten K-Züge.

Louis Kraft
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    So kennen wir den K-Zug: Nachdem die Versorgungsfahrzeuge in die Jahre gekommen sind, modernisiert die Berufsrettung Wien nun ihre Flotte.
    So kennen wir den K-Zug: Nachdem die Versorgungsfahrzeuge in die Jahre gekommen sind, modernisiert die Berufsrettung Wien nun ihre Flotte.
    Denise Auer

    Als Gesundheitsstadtrat sitzt Peter Hacker (SPÖ) am Steuer, wenn es um die Gesundheit der Wiener und, aktuell, um die Bekämpfung der Pandemie in Wien geht. Dennoch musste er nun den Platz räumen. Als Besitzer eines A- und B-Führerscheins durfte er den neuen K-Zug nicht fahren. Dieser darf nur mit einem C-Schein bewegt werden. Dass er dennoch gerne wollte, merkte man ihm bei der Präsentation der neuen und topmodernen Einsatzfahrzeuge am Rathausplatz (City) aber deutlich an.

    Dafür ließ er sich von den anwesenden Vertretern der Wiener Berufsrettung, allen voran deren Leiter, Rainer Gottwald, genau über die neuen Einsatzfahrzeuge informieren. Zum Einsatz kommen die bei Großschadensfällen wie etwa Gasexplosionen, größeren CO-Unfällen oder Anschlägen. Also immer dann, wenn mit mehreren Verletzten oder Erkrankten zu rechnen ist. Pro Jahr kommt das rund 720 Mal im Jahr vor. Im Vergleich zu den 197.000 Ausfahrten der Berufsrettung im Vorjahr zum Glück nur eine kleine Zahl.

    Neue Einsatzfahrzeuge wurden zwei Jahre lang von Berufsrettung geplant

    Die neuen Einsatzfahrzeuge der Sonder-Einsatz-Gruppe, die demnächst in Betrieb gestellt werden, wurden speziell nach den Anforderungen der Berufsretter gebaut. Uns schicken den K-Zug in Pension: In einer Online-Befragung entschieden sich die Mitarbeiter für "Sonder-Einsatz-Gruppe" als neuen Namen. Das Wort "Katastrophenzug" ist damit Geschichte.

    Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) zu den neuen Einsatzfahrzeugen der Berufsrettung Wien, Video: heute.at

    Dafür haben die Nachfolger viel zu bieten: Nur das Fahrgestell bleibt wie gehabt, darüber wurde alles so angeordnet, wie es von einer Arbeitsgruppe der Berufsrettung zwei Jahre lang akribisch geplant wurde.

    "Die neuen Fahrzeuge sind nicht von der Stange zu kaufen, sondern etwas ganz besonderes", erklärte Gottwald. Für die Neukonzeption der Versorgungsfahrzeuge ließen die Teilnehmer der Arbeitsgruppe, an der Notfallsanitäter und Techniker beteiligt waren, auch die Erfahrungen aus früheren Großeinsätzen einfließen. Sein Chef Hacker gab ihm Recht, brachte es mit "schon ziemlich cool" auf den Punkt.

    Viel Mehr bei der Rettung: Mehr Platz, mehr Equipment, mehr Blaulicht

    Von den bekannten K-Zügen sind nach der Neugestaltung nur die Motoren, Getriebe, Achsen und die Hydraulik gleich geblieben. Der Rest wurde speziell an die Bedürfnisse des notfallmedizinischen Einsatzbetriebes angepasst. Schon von außen erkennt man viel Neues: Die Einsatzfahrzeuge sind nun mit dem Kacheldesign der Berufsrettung Wien unterwegs. Dazu verfügen die neuen Fahrzeuge auch über deutlich mehr Blaulicht als bisher und sind damit im Straßenverkehr noch besser sichtbar.

    Video: Berufsrettung Wien

    Aber vor allem im Inneren hat sich vieles verändert: Der Patientenraum wurde völlig neu konzipiert und bietet trotz gleicher Patientenkapazität (15 leichtverletzte Personen, die sitzen können oder drei schwerverletzte liegende Patienten) nun deutlich mehr Bewegungsfreiheit. 

    Pro Behandlungsplatz ein Sauerstoffzugang und Pulsoximeter

    Zudem gibt es nun mehr Platz für das nötige medizinische Equipment: Jeder Behandlungsplatz (sitzend) verfügt über eine Sauerstoffversorgung sowie ein Pulsoximeter (damit wird die Sauerstoffsättigung im Blut gemessen). Zum gibt es etwa mehr Spineboards zur Bergung von Patienten und mehr Notfallrucksäcke. In jedem der neuen Versorgungsfahrzeuge sind auch zwei Versorgungszelte untergebracht, die bei Einsätzen mit einer Vielzahl von Verletzten verwendet werden.

    Leicht ist das Zelt nicht, laut Angaben eines Rettungssanitäters brauche es vier Personen, um das Zelt aus dem oder wieder ins Fahrzeug zu bekommen. Dafür bläst es sich dank eines integrierten Gebläses selbstständig innerhalb von fünf Minuten auf. 

    Klimaanlage und Infrarotheizung sorgen für Wohlfühltemperatur, Abbiegeassistent für Sicherheit

    Neu sind auch die Infrarotheizelemente an der Decke der neuen Einsatzfahrzeuge. Diese sorgen an kalten Tagen für angenehme Temperaturen im Inneren. Im Sommer übernimmt eine Klimaanlage diese Aufgabe. 

    Ein weiteres Feature bekommen die Patienten gar nicht zu sehen: Die neuen Versorgungsfahrzeuge sind vom Hersteller mit einem Abbiegeassistenten ausgestattet. Dieser warnt den Lenker beim Abbiegen vor möglichen Passanten oder Radfahrern. 

    Weitere Rettungsfahrzeuge folgen

    Neben den beiden neuen "K-Zügen", die nun nicht mehr so heißen, rüstet die Berufsrettung auch bei anderen Fahrzeugen auf. So erhält etwa die Seiltechnik-Einsatzgruppe (STEG) ein neues Auto, das den Notfallsanitätern die Arbeit bei Notlagen bei exponierten und/oder unwegsamen Gelände erleichtern soll. Bild von dem Fahrzeug gibt es noch nicht. Ein neues Fahrzeug bekommen auch die Einsatzleiter: Im Zuge von Einsätzen fungieren diese als Dreh- und Angelpunkt für Entscheidungen.