Patient wohlauf
Neue Niere bei vollem Bewusstsein transplantiert
In einem Chicagoer Spital bekam ein Patient seine neue Niere bei vollem Bewusstsein eingesetzt. Dieses Verfahren reduziert eine Reihe an Risiken.
Wenn man an eine Nierentransplantation denkt, denkt man an einen strapaziösen Eingriff, der dem Patienten mit Narkose und anschließendem Spitalaufenthalt viel abverlangt.
Der 28-jährige John Nicolas aus Chicago (USA) hat einen solchen Eingriff nun gut überstanden – ohne Narkose und ohne langen Aufenthalt danach. Denn er erhielt seine neue Niere im Wachzustand und konnte das Spital bereits am nächsten Tag verlassen.
Am 24. Mai 2024 wurde der Eingriff am Northwestern Memorial Hospital in Chicago erstmals ohne Vollnarkose durchgeführt. Der Patient bekam anstelle der normalen Vollnarkose eine Spinalanästhesie. Eine Betäubung, die der bei einem Kaiserschnitt ähnelt. Dadurch wird die Signalübermittlung in den vom Rückenmark ausgehenden Nerven gehemmt. Diese Option könnte die Möglichkeit eröffnen, Patienten, bei denen ein hohes Risiko für eine Vollnarkose besteht, den Zugang zu Transplantationen zu erleichtern und gleichzeitig die Dauer des Krankenhausaufenthalts eines Transplantationspatienten zu verkürzen. "Es war ein unglaubliches Erlebnis, einem Patienten im Operationssaal zeigen zu können, wie seine neue Niere aussieht, bevor wir sie in den Körper einsetzten", sagte der Transplantationschirurg Satish Nadig.
Der Patient, John Nicholas, entwickelte im Alter von 16 Jahren erstmals Nierenprobleme, nachdem zuvor Morbus Crohn diagnostiziert worden war. Die Ursache der Entzündung in seinen Nieren wurde nie festgestellt, aber im Laufe der Zeit wurde trotz medikamentöser Behandlung klar, dass er eine Transplantation benötigen würde. Die Suche nach einem Spender stellte eine weitere Hürde dar, aber glücklicherweise war sein bester Freund aus Kindertagen bereit, sich als Spender zur Verfügung zu stellen.
"Ziemlich cool"
Nicholas hat nur positive Erinnerungen an seinen Eingriff: "Es war eine ziemlich coole Erfahrung, zu wissen, was in Echtzeit passiert", sagte er und erzählte, wie die örtliche Betäubung den Eingriff völlig schmerzfrei machte. Schon am nächsten Tag konnte Nicholas das Krankenhaus wieder verlassen. Ein typischer Nierentransplantationspatient im selben Krankenhaus würde einen stationären Aufenthalt von zwei bis drei Tagen benötigen.
Zukünftig will das Northwestern Memorial Hospital versuchen, das AWAKE-Programm (dt. Beschleunigte Chirurgie ohne Vollnarkose bei Nierentransplantationen) für eine bestimmte Untergruppe von Patienten einzurichten, für die keine Vollnarkose infrage kommt.