Wirtschaft

Regale, Licht, Kühlung – das ändert sich beim Einkaufen

Die Stromkosten der Geschäfte sind im Schnitt um satte 219 Prozent gestiegen. Die Händler reagieren und haben bereits mehrere Maßnahmen eingeführt.

Nikolaus Pichler
Auch der Handel setzt auf Sparmaßnahmen.
Auch der Handel setzt auf Sparmaßnahmen.
Utrecht, Robin / Action Press / picturedesk.com

Die Energiekrise hat Österreich fest im Griff und damit auch die heimische Wirtschaft. Als zweitgrößter Arbeitgeber des Landes setzt nun auch der Handel den Spartstift bei der Energie an.

"Der Handel hat umfassende Schritte zum Energiesparen gesetzt, um einen Beitrag zur Bewältigung der Energiekrise zu leisten. Damit wird der umsatzstärkste Wirtschaftsbereich seiner großen Verantwortung und Vorbildwirkung gerecht", sagt Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will.

Unter anderem drehen die österreichischen Händler bei der Beleuchtung an den Stellschrauben. So geht jetzt in den Supermärkten das Licht aus:

➤ 3/4 aller österreichischen Handelsbetriebe haben bereits flächendeckend auf LED-Beleuchtung umgerüstet, bei weiteren 11 Prozent ist dies geplant.

➤ 36 Prozent setzen auf Bewegungsmelder/Lichtsensoren, um Strom zu sparen, 1/10 hat das geplant. 39 Prozent haben die Intensität ihrer Beleuchtung reduziert, 16 Prozent planen dies in absehbarer Zeit.

➤ 1/2 schaltet Leuchtreklamen spätestens 30 Minuten nach Geschäftsschluss ab, 1/5 hat dies geplant.

➤ 64 Prozent der Geschäfte planen heuer einen Verzicht auf die Weihnachtsbeleuchtung

Doch auch bei der Raumtemperatur wollen die Händler heuer ansetzen.

Energie-Sparmaßnahmen bei Heizung

➤ 74 Prozent werden im Herbst/Winter die Raumtemperatur in den Verkaufsflächen auf 18-19 Grad senken, 63 Prozent die Temperatur in den Büros auf 19 Grad und ganze 80 Prozent ihre Lagertemperaturen auf 17-18 Grad reduzieren.

➤ Eine regelmäßige Wartung der Heizung führen 92 Prozent der Händler durch – das spart bis zu 20 Prozent an Energie.

➤ Im Lebensmittelhandel haben bereits 75 Prozent die Kühltemperaturen auf den höchstmöglichen Wert eingestellt (in Übereinstimmung mit den geltenden Hygienevorgaben), 13 Prozent haben dies noch geplant.

Energie-Sparmaßnahmen bei Elektrogeräten & Belüftung

➤ 45 Prozent der Geschäfte fahren ihre Belüftungsanlagen außerhalb der Öffnungszeiten auf ein Minimum herunter, bei 16 Prozent ist dies geplant.

➤ 2/5 haben ihre Belüftung von Dauerlauf auf Intervall-Schaltung umgestellt, weitere 11 Prozent werden dies im Herbst/Winter implementieren.

➤ 40 Prozent haben bereits alle elektrischen Geräte auf Energieklasse A umgestellt, 24 Prozent haben dies geplant.

➤ Mehr als 1/2 der Betriebe setzt auf Zeitschaltuhren für Elektrogeräte, 15 Prozent wollen in Kürze umstellen.

➤ 2/3 der Betriebe schalten PCs, Drucker, Kassen, Screens, Kaffeemaschinen etc. nach Geschäftsschluss aus (statt Standby-Modus), 21 Prozent haben dies geplant.

➤ 1/3 der Shops hat sonnenreflektierende Fensterfolien eingebaut, 11 Prozent werden das noch umsetzen.

➤ 1/4 setzt auf Solarpaneele/Photovoltaik auf dem Dach, 1/4 hat dies zeitnah eingeplant.

Sonstige Maßnahmen

➤ Schulung der Mitarbeiter im Hinblick auf energiesparendes Verhalten

➤ Ausgabe (gebrandeter) Pullover/Hoodies für alle Mitarbeiter

➤ Reduktion von Verkaufsflächen

"Werden Weg konsequent weitergehen"

"Wir tun unser Möglichstes, um die Energie-Einsparungsziele der EU-Kommission zu erreichen. Die Ergebnisse unserer Befragung zeigen, dass viele österreichische Händler bereits Vorreiter sind, wenn es ums Energiesparen geht. Wir werden diesen Weg konsequent weitergehen – selbst wenn das heißt, dass heuer viele Schaufenster zu Weihnachten unbeleuchtet bleiben", so Will.

Stromkosten für die Händler um 219 Prozent verteuert

Konkret haben sich bereits jetzt die Stromkosten für die heimischen Händler im Vergleich zum Vorjahr um durchschnittlich 219 Prozent verteuert. Bei manchen Betrieben übersteigen die Energiekosten mittlerweile sogar den Gesamtumsatz, daher wird massiv gegengesteuert. Auf EU-Ebene muss das Merit Order-System – die Regelung, wonach das teuerste Kraftwerk den Strompreis bestimmt – reformiert werden, es erweist sich in der aktuellen Krise als gescheitert. Ebenso braucht es seitens der Bundesregierung Anpassungen beim Energiekostenzuschuss.

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    Screenshot Facebook / Klimaschutzministerium

    "Keinesfalls ist es akzeptabel, dass der Energiekostenzuschuss ganze Branchen – wie den Handel – defacto ausschließt, indem im Wesentlichen eine Anspruchsberechtigung nur dann besteht, wenn man eine Produktion unterhält. Kommt ein Energiekostenzuschuss zur Auszahlung, dann muss dieser auch für die Handelsbetriebe gelten. Bereits jetzt droht 6.000 Geschäften bis Jahresende die Schließung. Das ist nicht hinzunehmen, auch im Sinne der negativen Wirkung auf die Stadt- und Ortskerne Österreichs", appelliert Handelssprecher Rainer Will – im Namen der österreichischen Händler – an die Bundesregierung.

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