Welt
Neue Droge macht "Zombies" aus Konsumenten
Im Kongo dröhnen sich Jugendliche mit Bombé zu: Hergestellt wird die Droge aus Ablagerungen aus Autokatalysatoren und einem Medikamentencocktail.
In Kinshasa, der Hauptstadt des Kongo, leben geschätzt rund 17 Millionen Menschen. Die Wirtschaft des Landes ist trotz des Reichtums an Rohstoffen am Boden – die Corona-Pandemie hat die Lage noch verschärft. Es herrscht Perspektivlosigkeit, der Großteil der Stadtbewohner geht keiner geregelten Arbeit nach. Die Armut ist allgegenwärtig, eine Mittelschicht ist kaum existent.
Nun hat die Stadt mit einem neuen, gefährlichen Phänomen zu kämpfen. Eine Droge mit dem Namen Bombé hat in den Straßen Einzug gehalten. Hergestellt wird das Rauschmittel aus Ablagerungen von Katalysatoren und einer Mischung verschiedener Medikamente, wie Spiegel.de berichtet. Bombé wird auch die "Vergessendroge" genannt. Der Rausch lässt die Konsumenten wegtreten. Beobachter sprechen davon, dass sie sich in "Zombies" verwandeln. Dies zeigt auch eine Reportage des ARD-«Weltspiegels».
Der gefährliche Rausch kostet einen Dollar
Die Autokatalysatoren enthalten im Inneren Ablagerungen wie Zinkoxid, aber auch Platin und Rhodium. Welche Substanzen im Einzelnen wie wirken, werde laut dem Bericht zurzeit in einem Labor im belgischen Antwerpen untersucht. Möglich sei laut Experten, dass die Substanzen aus den Katalysatoren eine chemische Reaktion mit dem Rest der Drogenmischung auslösen. Beigemengt wird ein Cocktail aus Substanzen wie Tramadol, Dolaren, Nitril, Ampicillin und teils auch Heroin.
Die Konsumenten bezahlen für den gefährlichen Drogenrausch rund einen Dollar. In den Handel sollen auch Automechaniker involviert sein. Diebe schrauben die Katalysatoren von den Autos ab, nehmen den Inhalt raus und füllen anschließend den Katalysator mit Drähten. Zu den Gesundheitsschäden für die Konsumenten kommt damit noch ein weiterer schädlicher Nebeneffekt hinzu: die Umweltschäden durch defekte Katalysatoren.
Die Drogen-Epidemie beschäftigt die Regierung
Die neue Drogen-Epidemie beschäftigt auch die Regierung des zentralafrikanischen Landes. Präsident Felix Thisekedi berief seine Minister ein, um über die neue Droge zu beraten. Patrice Kapia, Leiter des kongolesischen Suchtprogramms, warnt vor der Gefährlichkeit des Rauschmittels: "Bombé verursacht Herz- und Lungenprobleme, auf lange Sicht auch Krebs."
Der Nationale Jugendrat der Demokratischen Republik Kongo versucht, den Bombé-abhängigen Jugendlichen neue Perspektiven zu eröffnen. Sie sollen raus aus der Stadt und dem Elend. Sie sollen in Schulen lernen, wie man Ackerbau betreibt. "Wir trainieren die Jugendlichen in Agrarwirtschaft, am Ende bekommt jeder von ihnen ein Stück Land von der Regierung", sagt Samy Moyo vom Nationalen Jugendrat zu Spiegel.de. Die Jugendlichen sollen später 75 Prozent der Ernteerträge behalten dürfen.