Ukraine

"Netter Mann" – Putins Söldner-Koch lobt jetzt Selenski

Der Chef der russischen Söldnertruppe Wagner äußerte sich erstaunlich offen und positiv über den ukrainischen Präsidenten

Nikolaus Pichler
Jewgeni Prigoschin (links) lobte Wolodimir Selenski als standhaften selbstbewussten Mann.
Jewgeni Prigoschin (links) lobte Wolodimir Selenski als standhaften selbstbewussten Mann.
REUTERS

Die berüchtigte russische Söldnertruppe Wagner wird von Jewgeni Prigoschin angeführt. Der als "Putins Koch" bekannte 61-Jährige gilt als Hardliner und scheint immer mächtiger zu werden. Schlagzeilen machte er jüngst, als er Häftlinge für den Krieg in der Ukraine rekrutiert hatte.

Nun lässt er mit einer eher außergewöhnlichen Aussage aufhorchen. Ein Journalist fragte den Wagner-Chef, wen er als gefährlicher einstufe, den ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski oder Alexander Newsorow.

Das sagt Wagner-Chef über Selenski

Newsorow arbeitete als russischer Journalist und war zudem jahrelang Abgeordneter des russischen Parlaments. Er verurteilte den Angriffskrieg in der Ukraine, verließ Russland und ließ sich in der Ukraine einbürgern. Die Antwort von Jewgeni Prigoschin auf die Frage des Journalisten wurde von der Pressestelle seiner Firma Concord Catering publiziert. "Obwohl Selenski der Präsident eines Landes ist, das der Russischen Föderation derzeit feindlich gesinnt ist, ist er ein standhafter, selbstbewusster, pragmatischer und netter Mann."

Über den ehemaligen russischen Abgeordneten Alexander Newsorow könne Prigoschin nicht dasselbe sagen. Newsorow könne sich zwar gut ausdrücken, sei aber "offen gesagt, ein Schwätzer", wird der Wagner-Chef zitiert.

Experten sehen Gefahr in Prigoschin

Da Prigoschin, der die russische Kriegsführung bereits mehrfach offen kritisierte, eigenständig Kämpfer rekrutierte, wird er dem russischen Präsidenten zunehmend gefährlich, so Experten. Kritiker bezeichnen die Gruppe Wagner als Schattenarmee des russischen Präsidenten Wladimir Putin für Auslandseinsätze, der Kreml bestreitet jegliche Verbindungen.

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    Mehrere Reihen von Betonblöcken ziehen sich mittlerweile kilometerweit durch den Osten der Ukraine.
    Mehrere Reihen von Betonblöcken ziehen sich mittlerweile kilometerweit durch den Osten der Ukraine.
    Screenshot RIAFAN

    Die Gruppe Wagner ist berüchtigt: Die Vereinten Nationen werfen den Paramilitärs, die unter anderem in Syrien, Libyen, Mali und der Ukraine im Einsatz sind oder waren, Gräueltaten an der Zivilbevölkerung vor. Die Europäische Union und die USA haben Prigoschin mit Sanktionen belegt. Dem 61-Jährigen wird vorgeworfen, hinter einer "Troll-Fabrik" zu stehen, die versucht hatte, die US-Präsidentschaftswahl 2016 zu manipulieren.

    Wagner-Chef wirft Propagandaschleuder an

    Der Wagner-Chef führt zunehmend eine eigene politische Agenda in Russland. Erst kürzlich stellte er bei der zuständigen Staatsanwaltschaft in Russland einen Antrag, in dem er eine Einschränkung von Youtube in Russland möchte.

    "Youtube ist überschwemmt mit Fakes, die darauf abzielen, das russische Militär zu diskreditieren und absichtlich falsche Informationen über die Aktionen der russischen Streitkräfte, der staatlichen Behörden und der Verwaltung sowie der patriotischen Kräfte zu verbreiten", so Prigoschin in einer Medienmitteilung.

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      <strong>21.12.2014: Magdeburg-Terrorist war bekannter Anti-Islam-Aktivist.</strong> Der mutmaßliche Täter des Anschlags von Magdeburg erhob schwere Vorwürfe gegen Deutschland und unterstützte Frauen, <a data-li-document-ref="120079782" href="https://www.heute.at/s/magdeburg-terrorist-war-bekannter-anti-islam-aktivist-120079782">die aus Saudi-Arabien flüchteten.</a>
      21.12.2014: Magdeburg-Terrorist war bekannter Anti-Islam-Aktivist. Der mutmaßliche Täter des Anschlags von Magdeburg erhob schwere Vorwürfe gegen Deutschland und unterstützte Frauen, die aus Saudi-Arabien flüchteten.
      REUTERS
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