Interview in Zahlen
Neos-Chefin zweifelt jeden Tag an sich selbst
Die einzige Parteichefin im Nationalrat bekommt zwei Liebesbriefe im Monat, gleichzeitig aber 100 sexistische Mails pro Woche.
Im Mittelteil des "Biber"-Magazins hatte das "Interview in Zahlen" seinen Fixplatz und lieferte dort – wegen der beschränkten Möglichkeiten für ausufernde Antworten, Konkretisierungen und Nachfragen – vor allem bei Politikern oft erhellende Erkenntnisse. Mit dem Aus der Zeitschrift zum Jahreswechsel hat sich nun das "Profil" das Format geschnappt.
Bis 2025 raus aus Russen-Gas
Befragt wurde Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger, die sich für die kommende Nationalratswahl erneut als pinke Spitzenkandidatin beworben hat. Die Partei, die bei Umfragen an der 10-Prozent-Marke kratzt, könnte bei künftigen Koalitionsgesprächen ein wichtiger Gesprächspartner werden. Dabei ist ein Startkapital für jeden 18-Jährigen ein wichtiges inhaltliches Anliegen der Partei. Im "Interview in Zahlen" forderte Meinl-Reisinger ein Startkapital von 25.000 Euro für jeden 18-Jährigen. Nur drei Mandatare im NEOS-Klub seien mit dieser Idee nicht ganz glücklich, zeigte die Parteichefin. Gleichzeitig soll Österreich aus ihrer Sicht spätestens 2025 kein Gas aus Russland beziehen. Parteikollege Schellhorn hat bereits zehn Mal für sie gekocht.
"Genügend" für Nehammer
Die pinke Politikerin, die im März ihr Buch "Wendepunkt" veröffentlichte (2.000 verkaufte Exemplare, neun Monate daran gearbeitet), wagte einen Blick auf die kommende Nationalratswahl. Sie gibt FPÖ-Chef Kickl 15 Prozent Chance, Bundeskanzler zu werden, für den aktuellen Kanzler Karl Nehammer gab es in Schulnoten nur einen Vierer, sechs namhafte Spitzenpolitiker hält sie zudem für ungeeignet. Apropos Schulnoten: Meinl-Reisinger war eine gute Schülerin (liegt immer im Auge des Betrachters), ihre schlechteste Note im Maturazeugnis war ein Dreier.
Liebesbriefe, sexistische Mails, Selbstzweifel
Wie die Politikerin verriet, hat sie trotz Ehe (ihr Mann war dreimal in Karenz) heimliche Verehrer: Zweimal im Monat erhält Meinl-Reisinger Liebesbriefe von Fans. Deutlich häufiger landen sexistische Mails in ihrem Postfach: Pro Woche bekommt sie 100 solcher Schreiben bzw. Postings.
Wie aus dem Interview hervorgeht, ist Meinl-Reisinger eine selbstkritische Person: So zweifelt sie an sieben Tagen die Woche an sich selbst. Dreimal im Jahr bereut sie zudem, in die Politik gegangen zu sein. Bei ihren politischen Entscheidungen hat die Neos-Chefin ein reines Gewissen – keine einzige bereut sie. Ihren Fokus beim Medienkonsum lenkt sie eher auf klassische Medien (60 Minuten täglich) als z.B. X/Twitter (5 Minuten am Tag).