Wien

Nazi-Rapper Mr. Bond bricht vor Gericht sein Schweigen

Der Musiker und sein Bruder, fassten 10 bzw. 4 Jahre Haft aus (nicht rechtskräftig). Beim Prozess hatten sich beide wenig reumütig gezeigt.

Clemens Pilz
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Nazi-Rapper "Mr. Bond" am Landesgericht Wien.
Nazi-Rapper "Mr. Bond" am Landesgericht Wien.
Denise Auer

Bis auf die Verlesung von vorbereiteten Statements hatten zwei gebürtige Osttiroler (37, 34) am ersten Prozesstag in Wien eisern geschwiegen und alle Fragen des Gerichts zurückgewiesen. Bei der Fortsetzung der Verhandlung am Donnerstag brachen die Brüder dann doch ihr Schweigen, bevor sich die Geschworenen zur Beratung zurückzogen.

Wie berichtet, wird dem älteren Angeklagten vorgeworfen, als Neonazi-Rapper "Mr. Bond" fünf CDs und zwei Musikvideos mit antisemitischen und rassistischen Texten produziert zu haben. Ins Visier des Verfassungsschutzes geriet er 2019, als der Attentäter von Halle (D) seine Bluttat mit zwei Toten zu einem "Mr. Bond"-Song ins Netz übertrug. Der 37-Jährige verantwortet sich geständig und erklärte zum Abschluss des Beweisverfahrens, er habe während seiner Untersuchungshaft erkannt, dass seine Taten falsch waren – es tue ihm leid. Ihm drohen 20 Jahre Haft.

"Es war der falsche Weg"

Auch sein Bruder, der an der Produktion der NS-Hetze mitgewirkt und eine judenfeindliche Webseite betrieben haben soll, meldete sich zu Wort. Er habe auch durch die Haft seines Bruders gemerkt, dass er auf dem falschen Weg gewesen sei, denn wenn man etwas bewirken wolle, solle es nichts "Negatives" sein.

Keine explizierte Distanzierung von NS-Ideologie

Explizit vom Nationalsozialismus distanzierten sie sich die beiden in ihren Schlussworten aber nicht. Beim Prozessauftakt hatte der Erstangeklagte zwar noch zu Protokoll gegeben, seine Gesinnung während der U-Haft abgelegt zu haben – eine Angabe, der die Staatsanwaltschaft auch wegen des jahrelangen Tatzeitraums keinen Glauben schenken wollte. Keiner der Angeklagten nützte aber am Donnerstag seine abschließenden Worte, um die NS-Ideologie eindeutig zu widerrufen.

Jurist Martin Mahrer verteidigt den Angeklagten.
Jurist Martin Mahrer verteidigt den Angeklagten.
privat

Der von Anwalt Martin Mahrer vertretene Angeklagte fasste am Nachmittag (nicht rechtskräftig) zu zehn Jahren Haft verurteil, sein Bruder bekam 4 Jahre unbedingt. Der Richter begründete das mit "besonderer Gefährlichkeit" der Angeklagten.