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"Need For Speed: Hot Pursuit Remastered": Nur Update
Einer der rasantesten "Need for Speed"-Titel, nämlich "Hot Pursuit", hat ein Remaster bekommen. Das ist pures Rennvergnügen und ein Reinfall zugleich.
"Need for Speed: Hot Pursuit Remastered" ist nicht nur eine neu aufgelegte Version eines "Need for Speed"-Games für PC, PS4 sowie Xbox One und Nintendo Switch, sondern auch eine Rückkehr zu den Anfängen der Serie. Damals legten sich Raser in Luxuskarossen mit Polizisten in PS-Monstern an, was zu brandheißen und manchmal wahnwitzigen Verfolgungsjagden führte. Auch wenn "Hot Pursuit" nicht unbedingt der große Remaster-Liebling der Community war, das Game hatte es zumindest damals gewaltig in sich. Und heute?
Dass es um Arcade geht, macht "Hot Pursuit Remastered" von Anfang an klar. Zwar sorgen Ausritte in die Natur und Unfälle mit Polizeiwägen für massig Dellen und Kratzer im Lack der Luxuswägen – sogar manche Teile werden lose und flattern im Fahrtwind – auf die Fahrtgeschwindigkeit und Manövrierfähigkeit macht das keinen Unterschied. Das mag zwar Freunde des puren Adrenalinkitzels freuen, in einer Hinsicht lässt Entwickler Criterion Games aber Punkte liegen: Egal ob am nassen Asphalt oder auf trockener Piste, die Autos beschleunigen und lenken sich immer gleich.
Nicht für Simulations-Freunde
Spektakulär sind dafür die so genannten "Takedowns". Krachen zwei oder mehr Fahrzeuge heftig ineinander, werden einige von ihnen ausgeschaltet – das Spiel feiert dies mit Zeitlupenansichten samt fliegender Fetzen und spritzender Funken. Gesteuert wird der Wagen generell Titel-typisch simpel: Die Bremse ist beinahe zu vernachlässigen, die Handbremse hilft durch die meisten Kurven und auf den Geraden wird dutzendfach der Turbo gezündet, der sich durch knappe Ausweichmanöver und Windschatten-Fahren wieder auffüllt.
Gerade Simulationsfreunde könnte auch das neue "Need for Speed" etwas langweilen: Weder lassen sich am Auto Motor- und Reifeneinstellungen vornehmen, noch müssen Kurven in einer angepassteren als der Höchstgeschwindigkeit angefahren werden. Anfänger freut es umso mehr, denn selbst bei sekundenlangen Abflügen von der Strecke ist man durch einen ziemlich überstrapazierten Gummiband-Effekt sofort wieder am Fahrerfeld dran. Einen einstellbaren Schwierigkeitsgrad, um das spannender zu gestalten, gibt es nicht.
Abwechslungsreiche Kampagne
In der Kampagne verfolgt der Spieler eine eher seichte Story, die aber mit der Sicht auf beide Seiten der Raser-Szene dennoch gefällt. Mal nimmt man am Steuer von Polizeiautos Platz und kann sogar taktische Waffen wie EMPs zum Stoppen der Raser nutzen, mal ist man als "Roadrunner" der Gejagte und versucht dabei, die Beamten hinter sich zu lassen. Weit über 100 Stationen sorgen dafür, dass das Spiel mit über 50 Stunden auch ganz schön massig ausgefallen ist. Der Mix hält bei Laune, denn geboten werden Zeitfahren, Duelle, Verfolgungsjagden, aber auch ganz normale Rennen.
Die Entwickler haben auch gleich alle DLC-Strecken des Games in die Remastered-Version gepackt. Landschaftlich stehen dabei Küsten, Berge und Wälder im Vordergrund, wobei die Grafik zwar schön aufgepeppt wurde, sich am Inhalt aber kaum etwas getan hat. Weiter wirken die Strecken abseits der Missionen sehr leer und karg – da kommt man auch nicht unbedingt in Versuchung, sich stundenlang dem Fotomodus des Spiels zu widmen. Ebenso schade: Die neuen Herausforderungen, wie etwa mehrere Minuten Maximaltempo zu fahren, wirken wie ein künstliches Strecken des sonst fehlenden Inhalts.
Grafische Verbesserung nicht überall
Auf wechselndes Wetter oder Tag-Nacht-Rhythmus wurde gleich gänzlich gepfiffen. Lobenswert sind dagegen die grafischen Verbesserungen an den Wägen und Straßen. In Fahrzeugen spiegeln sich nun Umgebung und Konkurrenten, unter durchdrehenden Reifen quillt Rauch hervor und im Asphalt sind Risse und Schlaglöcher deutlich erkennbar. Je weiter abseits der Strecke es geht, umso mehr schwinden diese liebevollen Details. Immerhin: "Need for Speed: Hot Pursuit Remastered" läuft absolut flüssig und ruckelfrei in hohen 60 Bildern pro Sekunde ab.
Auch im Multiplayer herrscht Licht und Schatten. Genial: Rennen werden Plattform-übergreifend gegen andere Spieler gefahren, weswegen immer genügend Raser für eine schnelle Online-Runde zur Verfügung stehen. Nicht so genial: Viele der Online-Funktionen wie Benachrichtigungen über geschlagene Rennzeiten benötigen zwingend befreundete Spieler und nicht einfach unbekannte Gamer aus aller Welt. Gespielt wird online übrigens in Standrad-Rennen oder Kopfgeld-Jagden. Mit dabei eingefahrenem Lohn lassen sich neue Wägen freischalten, die allerdings nur in verschiedenen Farben lackiert werden dürfen.
Rennvergnügen und Reinfall zugleich
"Need for Speed: Hot Pursuit Remastered" bietet alle Inhalte und Zusatzinhalte des Originals, wartet mit kleineren und größeren grafischen Verbesserungen an der Spielwelt und den Fahrzeugen auf und bietet ein neues Multiplayer-Erlebnis. Das und die noch immer auch nach zehn Jahren extrem spaßigen Rennen sowie ein konstant flüssiges Spielerlebnis machen auch die Remastered-Version zu einem Rennvergnügen, das gerade Arcade-Fans ansprechen wird, die "Hot Pursuit" noch nicht kannten.
Doch "Need for Speed: Hot Pursuit Remastered" ist zugleich auch ein Reinfall geworden. Weder bietet die "Hot Pursuit"-Neuauflage genug Innovationen, um sich deutlich vom Originalspiel abzuheben, noch war man hier bereit, an Game-Kleinigkeiten zu feilen. Zumindest etwas an den Autos hätten uns die Entwickler für die 30 Euro, die für das Spiel fällig werden, schrauben lassen sollen. So aber gibt es für Besitzer des Originals keinen Grund, sich auch noch "Need for Speed: Hot Pursuit Remastered" zuzulegen.