Fussball
Nationalteam-Kapitän: "Bin stolz, Russe zu sein"
Der Kapitän des russischen Nationalteams, Artjom Dsjuba, äußert sich erstmals zum Krieg. Er sieht sich und seine Kollegen selbst in der Opferrolle.
Der ukrainische Star-Kicker Andrij Yarmolenko ging am Donnerstag mit deutlichen Worten an die Öffentlichkeit. Nachdem seine Frau und Kinder vor dem Krieg aus ihrer Heimat flüchten mussten, nahm er seine russischen Kollegen in die Pflicht: "Ich habe eine Frage an die russischen Nationalspieler: Jungs, warum sitzt ihr wie die Blöden da und sagt nichts? In meinem Land töten sie Menschen, Frauen, Mütter, unsere Kinder. Aber ihr sagt nichts, ihr kommentiert nichts."
Jetzt reagiert der russische Teamkapitän auf die Botschaft des West-Ham-Legionärs. Die deutliche Distanzierung vom Krieg, dem Regime von Wladimir Putin und der Solidarisierung mit den Ukrainern, die sich Yarmolenko gewünscht hatte, ist aber keine Spur. "Krieg ist beängstigend", eröffnet Artjom Dsjuba sein Statement, schweift nach dieser Formulierung aber schnell ab.
Dsjuba fühlt sich offenkundig selbst angegriffen und in der Rolle des Opfers. Er schreibt auf Instagram weiter: "Aber ich bin schockiert von menschlicher Aggression und Hass. Ich bin gegen eine Diskriminierung auf Grundlage von Nationalität. Ich bin stolz, Russe zu sein. Und ich verstehe nicht, warum Athleten leiden müssen."
Während Russland einen Angriffskrieg auf die Ukraine führt, der schon tausenden Menschen, darunter vielen Zivilisten, das Leben gekostet hat, sagt der 33-Jährige: "Warum sagen immer alle, dass sich der Sport aus der Politik raushalten soll, aber bei erster Gelegenheit, wenn es gegen Russland geht, wird dieses Prinzip vollständig vergessen?" Er spricht von einer Doppelmoral.
Ohne Yarmolenkos Namen in den Mund zu nehmen, adressiert er den in England tätigen Profi direkt: "Und an einige Kollegen, die in Villen in England auf ihrem Hintern sitzen und böse Dinge sagen: Das kann uns nicht kränken, wir verstehen das alle!"
Andere russische Sport-Größen haben sich in den vergangenen Tagen deutlich von den kriegerischen Handlungen ihres Heimatlandes distanziert. Etwa die beiden Tennis-Stars Daniil Medwedew und Andrej Rublew.