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NASA kann nun Urin in Trinkwasser verwandeln 

Laut NASA können 98% des Urins und Schweißes von Astronauten in Trinkwasser umgewandelt werden, das sogar sauberer als das auf der Erde sei.

Sabine Primes
Die NASA spricht von einem großen technologischen Schritt für die bemannte Raumfahrt. 
Die NASA spricht von einem großen technologischen Schritt für die bemannte Raumfahrt. 
Youtube/ScienceAtNASA

Zu den neuen Herausforderungen bei Weltraummissionen, die über die erdnahe Umlaufbahn hinausgehen, gehört die Frage, wie die Grundbedürfnisse der Besatzungsmitglieder ohne Nachschubmissionen vom Boden aus sichergestellt werden können. Im Idealfall müssen Lebenserhaltungssysteme nahezu 98 Prozent des Wassers zurückgewinnen, das die Besatzungen zu Beginn einer langen Reise mitbringen.

Mehrstufiger Prozess

Mittels eines neu entwickelten Systems ist der NASA das nun gelungen, wie eine Pressemitteilung informiert. Das Environmental Control and Life Support System (ECLSS) wird auf der Internationalen Raumstation (ISS) getestet  und kann sowohl Urin als auch Schweiß von Astronauten im Weltraum zu sicherem Trinkwasser aufbereiten. Bei dem neuen System handelt es sich laut NASA um einen mehrstufigen Prozess, bei dem der Urin zunächst durch die Urinprozessoreinheit destilliert wird. Bei diesem Prozess entstehen Wasser und ein Rest "Urinsole". Ein neuer Zusatz, die Sole-Prozessoreinheit, nimmt diese Sole und leitet sie durch eine spezielle Membran, bevor sie feuchte Luft erzeugt, indem sie warme Luft einbläst, um das Wasser in der Sole zu verdampfen. Die Luftfeuchtigkeit wird dann durch die Wasseraufbereitungsanlage geleitet, die eine Reihe von Filtern, eine katalytische Reaktion und eine Jodbehandlung durchläuft. Sensoren überprüfen das Wasser und bereiten die Flüssigkeit, die nicht dem Reinheitsstandard entspricht, wieder auf.

"Sauberer als das, was wir auf der Erde trinken"

Jill Williamson, die Leiterin der Wasser-Subsysteme, sagt, dass dies ähnlich wie die Wasseraufbereitung an Land ist, jedoch mit den Herausforderungen der Mikrogravitation. Beim Gedanken, Urin zu trinken, kann es einen schon ekeln, räumt das Team ein, aber "die Besatzung trinkt keinen Urin. Es handelt sich um Trinkwasser, das aufbereitet, gefiltert und gereinigt wurde, so dass es sauberer ist als das, was wir hier auf der Erde trinken." Immerhin benötigt jedes Besatzungsmitglied an Bord laut NASA etwa einen halben Liter Wasser pro Tag für seine täglichen Aufgaben und Mahlzeiten.

Das neue System ist ein größerer Schritt in der Entwicklung von Technologien, die dazu beitragen können, längere Missionen ohne Angst vor dem Verlust lebenswichtiger Vorräte durchzuführen. Die Regierung Biden beschloss 2021, die Mission der Internationalen Raumstation (ISS) bis 2030 zu verlängern, also um weitere sechs Jahre. Der Außenposten wird im Jahr 2031 außer Betrieb genommen und stürzt dann absichtlich in den südlichen Pazifik.

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