Fussball

Nächstes Rapid-Urgestein greift Klub-Spitze hart an

Rapid-Ikone Franz Binder jr. reagiert bei "Heute" auf ein Interview von Klub-Boss Martin Bruckner. Es ist eine Abrechnung mit dem Vereins-Management.

Sebastian Klein
Teilen
Links Franz Binder jr., rechts Rapid-Präsident Martin Bruckner. Im Hintergrund wird das sexistische Spruchband entfernt.
Links Franz Binder jr., rechts Rapid-Präsident Martin Bruckner. Im Hintergrund wird das sexistische Spruchband entfernt.
Picturedesk, Gepa

Franz "Bimbo" Binder ist einer der klingendsten Namen in der Geschichte des SK Rapid. Mehr als 1100 Tore in Grün-Weiß, 421 Volltreffer in 347 Pflicht- und Länderspielen - diese unglaubliche Quote des Stürmers ist noch immer unerreicht. Der Mann, der einst die Tornetze nicht nur sprichwörtlich durchschoss, ist eine wahre Legende.

Sein Sohn Franz Binder jr. hat die Liebe zu Rapid übernommen. Der heute 73-Jährige diente seinem Verein viele Jahre in hohen Funktionen. Beide haben so dem Verein in verschiedenen Ären geprägt. Jetzt schlägt Binder jr. Alarm! Er ist in großer Sorge um die Zukunft seines Herzensklubs.

Bei "Heute" reagiert er auf Aussagen des aktuellen Rapid-Präsidenten, Martin Bruckner. Er spricht von einer "Kontaminierung des Vereins-Managements aus dem Ultra-Block-West" und ruft "wahlfaule aber stimmberechtigte Rapid-Mitglieder" dazu auf, aufzuwachen und den Ernst der Lage zu erkennen.

Alfred Körner, Walter Skocik, Franz Binder Jr. (Mitte), Rudolf Flögel und Ex-Rapid-Präsident Rudolf Edlinger im November 2011 bei der Buchpräsentation "Franz 'Bimbo' Binder. Ein Leben für den Fußball" im Hanappi-Stadion in Wien.
Alfred Körner, Walter Skocik, Franz Binder Jr. (Mitte), Rudolf Flögel und Ex-Rapid-Präsident Rudolf Edlinger im November 2011 bei der Buchpräsentation "Franz 'Bimbo' Binder. Ein Leben für den Fußball" im Hanappi-Stadion in Wien.
Picturedesk

Jüngster Auslöser ist der Sexismus-Skandal. Großsponsoren drohen dem Klub mit dem Ausstieg. Vereins-Legende Gustl Starek hat mit der Kündigung seiner Mitgliedschaft für Aufsehen gesorgt. Ein Transparent im Block West und die folgende Reaktion der Klubführung haben das Image des Klubs geschädigt.

Der Skandal

Am 21. Juni war auf einem Transparent über die gesamte Länge des Block West im Allianz Stadion vor dem Heimspiel gegen Hartberg (0:1) zu lesen: "A Stadion mit leeren Plätzen is wie a schiache Oide wetzen." Rapid reagierte spät. Das sexistische Plakat durfte mehrere Stunden dort hängen, wurde kurz vor Anpfiff des Geisterspieles abmontiert.

Geschäftsführer Christoph Peschek gab "Sky Sport Austria" indes ein Interview, das für einen Aufschrei sorgen sollte. "Ich kann keinen Skandal erkennen", sagte Peschek, versuchte mehrfach mit Begriffen wie Meinungsfreiheit und Demokratie zu kalmieren.

1/18
Gehe zur Galerie
    Bei Rapid ist immer etwas los. Wir blicken auf die größten Skandale seit dem letzten Titel 2008
    Bei Rapid ist immer etwas los. Wir blicken auf die größten Skandale seit dem letzten Titel 2008
    gepa-pictures.com

    Das Bruckner-Interview

    Auch knapp drei Wochen nach dem Vorfall hallen seine Worte nach. So sehr, dass Klub-Boss Martin Bruckner am Donnerstag im "Heute"-Interview eingestand: "Das Interview von Christoph Peschek war missverständlich formuliert. Meinungsfreiheit kann man nicht mit Sexismus in einen Topf werfen." Seit vergangenem Herbst ist er Präsident, nimmt seinen Geschäftsführer in Schutz: "Er hat sich dafür entschuldigt. Jeder Mensch hat ein Recht auf Fehler. Klar ist: Der Verein wollte dieses Transparent nicht, lehnt es ab. Es wurde auch entfernt."

    Bruckner weiter: "Es war kein normales Fußballspiel. Es waren von uns nicht genug Leute im Stadion, ich nicht, aufgrund der Corona-Sicherheitsbestimmungen auch keine Fanbeauftragten. Als es dann Thema wurde, haben wir gesagt: 'Nehmt es runter! Nein? Gut, dann machen wir es eben.'"

    Binder knöpft sich Klub-Führung vor

    Am Freitag nahm Franz Binder jr. mit der Sportredaktion Kontakt auf. Er könne "die Reaktionen des mit Ultra-Block-West kontaminierten Vereins-Managements über das skandalöse Spruchband nicht kommentarlos hinnehmen".

    Über die oben angeführten Aussagen Bruckners im "Heute"-Interview schreibt Binder: "Bruckner bleibt bei seiner einzementierten Linie: eine schützende Hand über seine Formulierungen, kein normales Fußballspiel, keine Fanbeauftragen im Stadion (bis auf jene, die das Transparent Stunden vor Spielbeginn aufgehängt haben), alle waren Schuld, nur das Management nicht." Das lässt er nicht gelten: "Auch ein Corona-Spiel ohne Zuschauer als Live-Übertragung erfordert eine sorgfältige Vorbereitung und Betreuung. Das heißt, der verantwortliche Geschäftsführer der Rapid GmbH, Peschek, kann nicht erst unmittelbar vor Spielbeginn eintreffen, sondern sollte wenigstens zwei Stunden vor Spielbeginn anwesend sein."

    Binder wendet sich an den Klub-Boss: "Und, wenn er sich dann in Panik präsentiert, dann sollte Bruckner einmal hinterfragen, ob diese Person für Rapid noch tragbar ist. Wie viele Fehler darf er sich noch leisten? Ultra-Block-West-Freund Peschek hat sich einen Totalversager geleistet und die Demonstration dieser U-B-W-Kultur wird wieder ohne Konsequenzen für den U-B-W bleiben, die sich ins Fäustchen lachen." Nachsatz: "Natürlich wird man wieder, wie schon seit 25 Jahren, erfolglos miteinander sprechen."

    Franz Binder jr. war von 1960-64 Rapidspieler in der Jugend bis zur Reserve. Von 1979 bis 1994 war er Manager des SK Rapid, ab 1987 auch Geschäftsführer der "Rapid - Wirtschaftsbetriebe GmbH". Die 80iger Jahre waren die erfolgreichsten in der Vereinsgeschichte nach dem Weltkrieg.
    Binder: "Ich bin Stolz an diesen Erfolgen mitgewirkt zu haben":
    4x Österreichischer Meister (1982-1983-1987-1988), 4x Österreichischer Cupsieger (1983-1984-1985-1987), 2x Double - Meister & Cupsieger (1983-1987), 3x Bundesliga Supercup (1986-1987-1988), 4x Teilnahme Europapokal der Landesmeister (1982-1983-1987-1988), 3x Teilnahme Europacup der Cupsieger (1984-1985-1986), 1x Finalist Europacup der Cupsieger (1985), 5x Teilnahme UEFA-CUP (1979-1981-1989-1990-1992), 1x Sieger Hallenturnier Berlin (1980), 1x Österr. Hallenmeister (1984), 1x Sieger Hallenturnier Luzern (1988), 2x Sieger Stadthallenturnier (1988-1990).

    "Macht es nicht wie Starek"

    Das größte Anliegen Binders ist es, die Mitglieder des Vereins aufzurütteln. "Wenn von 12.000 Stimmberechtigen nur 2000 zur Wahl zum Präsidenten kommen, fehlt mir das Demokratie-Empfinden." Bruckner setzte sich im Herbst mit einer hauchdünnen Mehrheit gegen die Liste von Roland Schmid durch.

    Darum bittet er: "An alle wahren Rapidanhänger: Legt nicht wie Gustl Starek, Eure ordentliche Mitgliedschaft zurück. In Zukunft zählt jede Mitgliederstimme um eine weiter Unterwanderung des Vereines durch U-B-W zu verhindern. Danke!"

    Es soll um Fußball gehen, um Emotionen und Erfolge, so lautet die Botschaft von Binder. Nicht um Skandale. Damit schlägt er in dieselbe Kerbe wie Starek und zahlreiche andere Ikonen. Stürmer-Legende Hans Krankl ist nur der prominenteste Name jener, die rund um die Wahl für einen neuen Weg unter Schmid die Werbetrommel rührten. Binder: "Wir Alteingesessenen wollen Rapid wieder zu Rapid machen. Ich habe keine Angst vor dem U-B-W. Wir werden weiter kämpfen."

    Abrechnung auch mit Ethikrat

    Binder ärgert sich auch über die Reaktion des Ethikrats. Dieser kommentierte den Skandal per Mail. Unter anderem hieß es: "Wir schlagen der Vereinsleitung vor ein aktives Gender- und Diversitätsmanagement zu implementieren. Es soll in allen Bereichen unseres Vereins Bewusstsein für diese Thematik schaffen und so eine nachhaltige Änderung im Denken und Handeln sicherstellen." Und: "Dies beginnt bereits bei der Wahl einer zeitgemäßen, inkludierenden Sprache."

    Seine brisante Antwort: "Zu meinem großen Bedauern ist es Euch gelungen, dass Ihr Euch mit Eurem E-Mail auf dem gleichen Niveau wie der Großteil des Vereins-Managements befindet. Auch der Ethikrat ist scheinbar vom ULTRA-Block-West und deren Ideologie schwer kontaminiert. Nicht den Verein, sondern die Chaoten müsst ihr in der Sprache und Ausdrucksweise schulen, das Leitbild einhämmern und, dass Sie die Stadionordnung, Verbote, Vereinbarungen einhalten und vor allem als Staatsbürger die Gesetze respektieren. Wenn Ich Eure Beurteilung der Situation hernehme so fehlt darin, dass das Image des SK Rapid im In- und Ausland wieder einmal sehr schwer geschädigt wurde."

    1/25
    Gehe zur Galerie
      Die größten Rapid-Spieler aller Zeiten
      Die größten Rapid-Spieler aller Zeiten
      gepa-pictures.com, picturedesk.com

      "Dieser schwere vereinsschädigende Transparent - Vorfall müsste vom Ethikrat eigentlich mit der Warnung an die Fans gekoppelt sein, dass damit ein Vereinsausschluss als ordentliches Mitglied nach § 8 (3 – 5) der geltenden Satzungen, für alle des Block-West die Mitglieder sind, möglich ist. Das Transparent war mit '12' für Block-West signiert und da, bis auf jene die es aufgehängt haben, sonst niemand weiterer im Stadion war gilt alle = U-B-W, dazu hat man sich gemeinsam außerhalb des Stadions zu dieser vereinsschädigenden Aktion abgesprochen. Dem wurde auch nie widersprochen. Wieso haben die Juristen, Akademiker, Ideologen, Sprachkundigen und Poeten des U-B-W dies nicht verhindert. Dort sollte der Ethikrat einmal kräftig eingreifen."

      Binder wirft dem Ethikrat vor, den Verein im Grunde nicht zu verstehen. "All dies verwässert die eigentliche Aufgabe des Fußballklubs SK Rapid Wien, wir wollen tollen Fußball sehen, Spiele die man nicht vergisst, eine sympathische Mannschaft präsentieren, Siege erringen, Pokale und Titel sammeln und an jedem Spieltag tausenden Rapidanhängern einen schönen Tag bereiten. Die Jugend zu fördern und den Fußball weltweit präsentieren. Wir wollen anerkannt und respektiert werden. In den vergangenen 25 Jahren sind wir von diesen Zielen leider abgekommen."

      "Nach Eurem E-Mail muss ich mir die Frage stellen, ob Ihr wirklich für den Ethikrat die richtige Besetzung habt und ob man Euch wirkliche Fragen und Beurteilungen zutrauen kann. Ich hoffe, dass ich ganz in Eurem Sinne, mich entsprechend höflich und wortgewandt, ausgedrückt habe. Eine Frage habe ich noch: Wenn ich gegen den Ethikrat einen Misstrauensantrag stellen möchte, wie muss ich das machen? Mich an den Ethikrat wenden?" Das Mail schließt mit einer persönlichen Nachricht an eines der vier Ethikrat-Mitglieder, einen erfolgreichen Ex-Rapid-Spieler: "Lieber Michi Hatz, ich bin sehr enttäuscht, dass Du für so ein Elaborat Deinen Namen opferst. Ich dachte Du kennst Rapid ein wenig."

      1/21
      Gehe zur Galerie
        Aminata Diallo ließ ihre PSG-Kollegin für mehr Spielzeit verprügeln. Es ist eine der gröbsten Unsportlichkeiten in der Geschichte. Hier seht ihr die größten Schummeleien im Sport.
        Aminata Diallo ließ ihre PSG-Kollegin für mehr Spielzeit verprügeln. Es ist eine der gröbsten Unsportlichkeiten in der Geschichte. Hier seht ihr die größten Schummeleien im Sport.
        Image, Gepa
        1/13
        Gehe zur Galerie
          <em>"Heute"</em>-Experte Peter Pacult verteilt das Bundesliga Zeugnis
          "Heute"-Experte Peter Pacult verteilt das Bundesliga Zeugnis
          gepa pictures
          1/12
          Gehe zur Galerie
            Die jungen Wilden von Rapid
            Die jungen Wilden von Rapid
            gepa-pictures.com