Wirtschaft
Nach Köstinger-Kritik schießen Supermärkte zurück
Landwirtschaftsministerin Köstinger (ÖVP) hatte von "erpresserischen Zuständen" im Handel gesprochen. Nun setzen sich die Supermärkte zur Wehr.
Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) hat im "profil" schwere Vorwürfe gegen die großen Handelsketten Billa, Spar und Hofer erhoben. Landwirtschaft und Lieferanten hätten gegen die Einkäufer der Handelskonzerne "keine Chance". "Das sind zum Teil erpresserische Zustände. Wer sich wehrt, wird ausgelistet. Das ist kein fairer Wettbewerb, das sind unfaire Praktiken", so Köstinger gegenüber dem Nachrichtenmagazin.
Mit großer Verwunderung und Unverständnis hat nun der Lebensmittelhandel auf die am Samstag veröffentlichten Rundumattacken von Ministerin Köstinger gegen die Supermärkte reagiert. "Die pauschalen und unsachlichen Unterstellungen sowie die deplatzierte Wortwahl von Bundesministerin Elisabeth Köstinger weisen wir im Namen der gesamten Branche auf das Schärfste zurück", so Christian Prauchner, Bundobmann des Lebensmittelhandels in der WKÖ.
"Köstinger verkennt wirtschaftlichen Fakten"
Gerade die Corona-Krise habe einmal mehr gezeigt, wie gut die Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und Lebensmittelhandel in Österreich funktioniere – so konnte man etwa die Grundversorgung der Bevölkerung gemeinsam jederzeit verlässlich sicherstellen.
"Frau Ministerin Köstinger verkennt offenbar die wirtschaftlichen Fakten. Wie eine jüngste Studie des Economica-Instituts belegt, erzielt der Lebensmittelhandel zwar selbst geringe Umsatzrenditen von weniger als 1 Prozent, trägt aber mit einem Wert von mehr als 6.9 Mrd. Euro massiv zur Wertschöpfung in den vorgelagerten Stufen bei. Der Lebensmittelhandel ist der zentrale Absatzmittler und verlässlicher Partner der heimischen Landwirte. Das lassen wir uns auch von Frau Köstinger nicht schlechtreden", so Prauchner.
"Kein Verständnis für unsachliche Pauschalattacken"
In Partnerschaft mit hunderttausenden heimischen Bauern habe der Lebensmittelhandel in den vergangenen Jahrzehnten "große Meilensteine in der Regionalität gesetzt", ergänzt Christof Kastner, Vize-Obmann des Lebensmittelhandels und geschäftsführender Gesellschafter der Kastner Gruppe. "Diese auf Dauer angelegten Beziehungen sind ein Garant für Verlässlichkeit und Sicherheit für beide Seite, und dies wird uns von unseren Vertragspartnern auch immer wieder bestätigt", so Kastner.
"Wenn Frau Ministerin Köstinger strukturelle Herausforderungen entlang der landwirtschaftlichen Wertschöpfungskette auf sachliche Weise thematisieren möchte, stehen wir für konstruktive Gespräche mit allen Partnern der Lebensmittelkette und dem Ministerium selbstverständlich jederzeit bereit. Für unsachliche Pauschalattacken gegen die gesamte Branche haben wir aber kein Verständnis."
"Stehen für fairen Preis"
Und Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will ergänzt im Namen des heimischen Lebensmittelhandels: "Der Handelsverband und seine Mitglieder aus dem Lebensmitteleinzelhandel stehen für einen fairen Preis und haben stets betont, dass eine Mediationsstelle wichtig wäre. Daher werden wir weiterhin für alle Partner entlang der Wertschöpfungskette rund ums Lebensmittel ansprechbar sein. Der Austausch zwischen Landwirtschaftsministerin und Handelsverband ist engmaschig und gut, um einen Beitrag zu leisten, gemeinsam die Lebensmittelbranche weiterzuentwickeln."