Wien
Nach Brandanschlag: Psychologische Hilfe für Aktivisten
Acht Menschen befanden sich in dem in Brand gesteckten Holzturm im Wiener Protestcamp. Die Betroffenen werden jetzt psychologisch betreut.
Der verkohlte Holzturm im Lobau-Camp in der Hirschstettner Straße 44 (Donaustadt) wurde wohl mit voller Absicht angezündet. Darauf deuten gesammelte Beweise der Kriminalpolizei hin, die aktuell gegen Unbekannt ermittelt, wir haben berichtet. Acht Personen befanden sich in dem Witterungsschutz und konnten sich barfuß ins Freie retten. Zwar körperlich unversehrt, ist noch nicht klar, welche psychischen Auswirkungen der mutmaßliche Anschlag auf die teilweise 16- und 17-Jährigen hat. Für alle Betroffenen wurde nun von "System Change not Climate Change" psychologische Hilfe bereitgestellt.
Betroffene schildert Anschlagsnacht
In einer Aussendung schildert eine der Aktivistin anonym die traumatischen Erlebnisse in einem Gedächtnisprotokoll: "Ein paar von uns beginnen sofort zu schreien. Noch ist nicht klar was passiert, bis ein Aktivist neben mir aufspringt und die Türe aufreißt und schreit, dass wir alle sofort raus müssen", wird die Betroffene zitiert.
In den Aufzeichnungen der Aktivistin finden sich ebenfalls Hinweise, dass Brandbeschleuniger oder Ähnliches für das Feuer verwendet wurde: "Neben unseren Schuhen fließt eine Flüssigkeit, aus der das Feuer aufsteigt. Wir bahnen uns einen Weg an den Flammen vorbei. Wir wissen, dass es Benzin ist. Ich rieche es, ich schmecke es. Wir stehen draußen, barfuß oder in Socken und schauen dem Feuer zu, wie es wächst und wächst und wächst. Ich bin panisch.”
"Fassungslos" wegen Ludwig-Statement
Kritisiert wird von den Aktivisten die Reaktion von Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) auf den Vorfall. Dieser hätte es bisher verabsäumt, die Tat angemessen zu verurteilen. "Der Brandanschlag hätte beinahe acht jungen Menschen das Leben gekostet. Dass Bürgermeister Ludwig diese furchtbare Gewalttat verharmlost, macht uns fassungslos,” so Lena Schilling vom Jugendrat. In einem Statement gegenüber dem ORF hatte Ludwig erklärt, der Vorfall sei "auf jeden Fall ein Zeichen, dass ein rechtsfreier Raum in einer Stadt nicht von Vorteil ist“.