Wien

Nach 10 Jahren Jobsuche hilft Gabriela nun Arbeitslosen

Sie kennt das Gefühl, die Standardabsagen, die Frustration: Zehn Jahre war Gabriela U. arbeitslos. Auf der Jobmesse im MAK beriet sie Arbeitslose.

Wien Heute
Gabriela U. (57) in ihrem neuen Job beim Roten Kreuz, umringt von Interessentinnen auf der Jobmesse.
Gabriela U. (57) in ihrem neuen Job beim Roten Kreuz, umringt von Interessentinnen auf der Jobmesse.
Sabine Hertel

"Auch das Alter spielt bei der Arbeitssuche eine Rolle", so Gabriela U. (57) aus Rumänien. Die Übersetzerin hat über zehn Jahre einen Job gesucht. Bei der Jobmesse im MAK beriet sie am Dienstag sie nun selbst Arbeitssuchende. Sie kennt deren Erfahrungen: "Ich habe über Jahre wöchentlich mindestens zehn Bewerbungen geschrieben. Ohne Erfolg. Irgendwann hatte ich es fast satt, war demotiviert." Sie hatte Vorstellungsgespräche, letztlich sagte man ihr immer, jemand anderes habe besser ins Anforderungsprofil gepasst. "Dabei wusste ich, dass ich was kann!"

Sie gab nicht auf, bewarb sich pro-aktiv bei Firmen – bis sie schließlich beim Roten Kreuz anrief. Dort klappte es endlich mit einem Arbeitsplatz, seit März diesen Jahres ist die gebürtige Rumänin dort glücklich. Am Stand des Roten Kreuz hat sie zur Jobmesse nun selbst Langzeitarbeitslose in Wien beraten. So waren im August diesen Jahres 249.019 Menschen beim AMS arbeitslos gemeldet. Weitere 60.412 Personen nahmen an Schulungen teil. Damit waren im Vormonat insgesamt 309.431 Menschen offiziell ohne Erwerbsarbeit – viel weniger als noch 2019.

Zwar ist Beschäftigung in Wien so niedrig wie lange nicht – aber es fehlen überall Fachkräfte

Zwar ist Anzahl der Beschäftigten in Wien mit 901.000 auf einem Rekordhoch – doch zugleich herrscht ein großer Fachkräftebedarf. In Wien gibt es viele unbesetzte Arbeitsplätze und viele Langzeitarbeitslose. Gabriela U. war für zehn Jahre eine von ihnen – zur Jobmesse in diesem Jahr spricht sie aber endlich von der Arbeitgeberseite und steht an einem Stand der insgesamt 30 Wiener Unternehmen, die auf der Messe zu über 200 Jobs informieren. Der Veranstalter der Jobmesse heißt "arbeit plus Wien", das ist der Dachverband Sozialer Unternehmen in Wien. Die Messe richtet sich besonders an Menschen, die schon seit über einem Jahr ohne Arbeit sind und damit als "langzeitarbeitslos" gelten.

1/5
Gehe zur Galerie
    Jobmesse im MAK: Ungefähr 200 Jobs waren für Langzeitarbeitslose im Angebot
    Jobmesse im MAK: Ungefähr 200 Jobs waren für Langzeitarbeitslose im Angebot
    Sabine Hertel

    "Ich fühle mich hoffnungsvoll, es gibt viele gute Angebote"

    Houda L. (43) hat als Physiklehrerin in einer arabischsprachigen Schule in Wien gearbeitet. Dann schloss die Schule 2019, seither sucht sie einen Job. Sie hat einen Deutschkurs absolviert und spricht Deutsch auf C1-Niveau (die nächste Stufe C2 ist bereits Muttersprachniveau). Ihr Mann arbeitet als Diplom-Ingenieur. Finanziell geht es sich aus. Aber sie möchte auch gern selbst wieder im Berufsleben stehen. "Ich will als Lehrerin arbeiten." Zusammen mit ihren neuen Deutschkenntnissen, ihrer Berufserfahrung und der Unterstützung ihrer "sehr netten, sehr hilfsbereiten AMS-Betreuerin" ist sie zuversichtlich, dass es bald klappt. Die Angebote auf der Messe haben sie "hoffnungsvoll" gemacht. Aber noch hat sie keine Stelle in Aussicht, bedauert sie nach über drei Jahren Arbeitslosigkeit.

    "Arbeit das ist nur was für Menschen ohne Kinder"

    Die Polin Kamilla W. (37) lebt seit 2008 in Wien und verlor hier nach der Karenz ihren Job. Sie sagt, "Arbeit, das ist nur was für Leute ohne Kinder". Immer wieder habe die gelernte Verkäuferin Vorstellungsgespräche geführt. Immer wieder habe man ihr gesagt, sie müsse flexibler sein – Kindergartenschließzeiten sollten keine Rolle spielen. "Aber wie soll man das machen?", fragt sie sich. Ihre Kleinen sind vier und fünf Jahre alt. "Die sind noch nicht so selbstständig", sie brauchen ihre Mama. Man habe ihr empfohlen, eine Nanny zu besorgen. Kamilla sagt "Arbeit ist ja genug da, aber die Arbeitszeiten passen kaum für mich". Und eine Nanny wäre für sie zu teuer.

    1/50
    Gehe zur Galerie
      <strong>21.11.2024: Für 4,90 Euro völlig ungenießbares Schulessen serviert</strong>. Die Debatte um Mittagessen und Jause in heimischen Schulen und Kindergärten kocht hoch. <a data-li-document-ref="120073491" href="https://www.heute.at/s/fuer-490-euro-voellig-ungeniessbares-schulessen-serviert-120073491">"Es schmeckt nicht", ärgert sich nicht nur Wienerin Daniela D.</a>
      21.11.2024: Für 4,90 Euro völlig ungenießbares Schulessen serviert. Die Debatte um Mittagessen und Jause in heimischen Schulen und Kindergärten kocht hoch. "Es schmeckt nicht", ärgert sich nicht nur Wienerin Daniela D.
      privat, iStock