Wien
Tochter lebte im Luxus, dafür zweigte Mama Millionen ab
Eine Buchhalterin zweigte 3,2 Millionen Euro von Konten verschiedener Edelmarken-Stores ab. Mit dem Geld finanzierte sie das Luxusleben ihrer Tochter.
Die weißen Sneakers mit Goldverzierung, mit denen die Wienerin (56) am Dienstag am Landl vorgeführt wurde – ein letztes Überbleibsel aus dem jahrelangen Leben der 56-Jährigen in einer (Schein-)Welt der Schönen und Reichen – finanziert durch abgezweigtes Geld. Insgesamt 3,2 Millionen Euro soll die Buchhalterin verschiedener Luxus-Stores in der Wiener Innenstadt über elf Jahre einfach von Firmenkonten auf ihr eigenes überwiesen, dann abgehoben haben.
"Vida loca" mit Party, Glam und Palmen
Die Vorwürfe wiegen schwer: Untreue, Veruntreuung gegen die Mutter, Geldwäscherei gegen die Tochter. Die 22-Jährige lebte vom illegalen Geld der Mutter einen Lifestyle im Luxus, protzte auf ihrem glamourösen Insta-Account über ihr "vida loca" mit Partybildern, Glitzer-Schmuck, teuren Fendi-Taschen und Urlauben in Dubai, Paris oder Madrid.
Zu ihrem 18. Geburtstag bekam die zierliche Blondine von der Mama ein Haus mit Pool in Hagenbrunn (NÖ) geschenkt, trieb sich in der Wiener Rich-Kids-Szene herum. Doch vor sechs Monaten war damit plötzlich Schluss – Ermittler nahmen die Mutter fest, auch bei ihr standen Polizisten vor der Tür, stellten 72 Luxustaschen, Marken-Uhren, -Gürtel sowie -Kleidung im Wert von 140.000 Euro sicher.
Taten fielen jahrelang nicht auf
Warum das viele Geld den Firmen – unter anderem Gucci, Versace, Prada und Hermès – so lange nicht fehlte, fand nicht nur Verteidiger Sinan Dikme von der Kanzlei Rast/Musliu verwunderlich: "Die Taten waren wirklich plump und nicht geplant. Die Mutter ist vollgeständig und es tut ihr sehr leid", sagte er. Dann hielt er ein flammendes Plädoyer für die in Tränen aufgelöste Tochter: "Sie war zu Beginn der Taten ihrer Mutter elf Jahre alt, dann jugendlich. Sie wusste nicht, woher das viele Geld kam."
„"Ich bekam alles mehr oder weniger geschenkt", sagte die Tochter“
Gucci-Handtaschen wären für sie normal gewesen: "Ich bekam alles mehr oder weniger geschenkt", schluchzte sie vor Gericht. Auch die Finanzierung diverser Reisen und ihr Marketing-Studium in Spanien hatte sie nie hinterfragt. Erst als die Mutter inhaftiert war, will sie gemerkt haben, wie teuer das Leben eigentlich sei. "Jetzt weiß ich, wie viel schon allein das Wohnen kostet", sagte sie. Seit Jänner hat sie einen Job, lebt bescheiden.
"Instagram ist für mich eine Scheinwelt, um andere zu beeindrucken", sagte das Ex-It-Girl übrigens. Der Richter ließ ihr gegenüber Milde schlussendlich walten, sprach sie frei (rechtskräftig). Die Mutter verurteilte er zu 4 Jahren Haft – nicht rechtskräftig.