Motor
Mustang Mach-E: Fords elektrisches Pferd im Test
Mit dem Mustang Mach-E will Ford nun bei der Elektromobilität voll durchstarten. Und das ist gelungen. Die Nachfrage übersteigt das Angebot deutlich.
Wer einen Mustang Mach-E will, muss sich gedulden. Testfahrten bei den Händlern sind gut gebucht, die Lieferzeiten betragen je nach Ausführung mehrere Monate, da die Covid-Pandemie das Werk in Mexiko, wo der Mach-E produziert wird, längere Zeit lahmgelegt hat.
Der Name ist angelehnt an den Mustang Mach 1, ein waschechtes Muscle Car mit dem bereits James Bond in "Diamantenfieber" der Polizei davon fuhr. Der günstigste Mach-E startet bei 48.900 Euro, wofür es eine 75,7-kWh-Batterie mit 198 kW (269 PS) und Heckantrieb gibt. Wir fuhren allerdings die derzeit besonders begehrte Spitzenversion (ab 64.200 Euro) mit zwei Elektromotoren und damit Allradantrieb, die eine 98,7-kWh-Batterie hat und 258 kW (351 PS) sowie 580 Nm Drehmoment leistet.
Langer Atem
Damit beschleunigt das 2,2 Tonnen schwere SUV auch ordentlich flott, was aber natürlich zu Lasten der Reichweite geht, wenn man das öfters macht. Und das macht man gerne, denn man hat ja einen Mustang. Ford gibt eine Reichweite von 540 Kilometer an, was sich wohl hauptsächlich auf den Stadtverkehr beziehen wird. Mit Autobahn und Freilandstraße schaffen wir 100 Kilometer weniger, was aber immer noch eine sehr anständige und praxistaugliche Distanz für ein Elektroauto ist. Wer mehr will, sollte sich den Hinterradler mit der größeren Batterie holen – die hat weniger Power, fährt aber laut Ford angeblich bis zu 610 Kilometer weit.
Wer länger unterwegs ist, findet jedenfalls genug Platz vor. Der Radstand beträgt 2,98 Meter bei 4,71 Meter Länge, der Kofferraum fasst 402 Liter im Heck und unter der "Motorhaube" gibt es weitere 100 Liter. Da passt mehr als nur die Ladekabel hinein, was top ist – alleine schon, weil sie keinen Platz im Heck verschwenden. In der Mittelkonsole lassen sich – keine Selbstverständlichkeit – zwei große Mobiltelefone, ohne zu verrutschen, nebeneinander ablegen (und natürlich kabellos über Android Auto bzw. Apple Car Play mit dem System verbinden).
Detailreich
Auch sonst ist der Mach-E mit zahlreichen cleveren Details und Features gespickt, die im Einzelnen vielleicht nicht kaufentscheidend sind, allerdings in ihrer Gesamtheit einen sehr positiven Eindruck vermitteln. Man merkt, dass sich die Designer und Ingenieure etwas überlegt haben.
Da ist zum Beispiel der riesige vertikale Bildschirm, der eine Vielzahl an Einstellungsmöglichkeiten und Funktionen bietet. So lässt sich zum Beispiel die Heckklappe auf Knopfdruck öffnen und schließen. Geöffnet werden kann der Mach-E auch mit der App "FordPass" am Handy oder indem man an der B-Säule einen Zugangscode eingibt. Damit entfallen große Türgriffe, was mehr Aerodynamik und damit einen geringeren Verbrauch mit sich bringt.
Temperamentvoll statt dynamisch
Unser liebstes Detail ist aber eines, das wir uns schon fluchend bei so vielen Fahrzeugen gewünscht haben: Eine Flappe zwischen den Vordersitzen und der Mittelkonsole, die Schlüssel, Handy und Co. auffängt, wenn sie wieder mal aus der Hosentasche fallen und dann im Nirgendwo verschwinden – und nur mit Kinderhänden oder unter größten Verrenkungen wieder hervor geholt werden können. Ja, das ist wirklich kein kaufentscheidendes Detail, aber eines, das wir besonders unterstreichen wollen.
Alles in allem ist Ford ein tolles neues Fahrzeug gelungen, das äußerst stimmig ist. Da passt es auch, dass die drei Fahrmodi nicht wie üblich "Eco", "Comfort" und "Dynamisch" heißen, sondern "Aktiv", "Zahm" und "Temperamentvoll". Wie es sich eben für einen Mustang gehört – auch wenn er nicht mehr wiehert, sondern leise vor sich hin summt. Außer, man wählt "Fahrgeräusche" in den Einstellungen aus, um für den nötigen Sound beim Galopp auf die Autobahn zu sorgen.