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Muss Großbritannien bald wieder in Quarantäne?

In Großbritannien ist wegen der indischen Corona-Mutation die Aufhebung der Maßnahmen in Gefahr.

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Die Pubs in England sind wieder geöffnet.
Die Pubs in England sind wieder geöffnet.
NIKLAS HALLE'N / AFP / picturedesk.com

In Indien ist die Corona-Pandemie in den letzten Wochen explodiert: Mehr als 400.000 Neuinfektionen pro Tag wurden über mehrere Tage hinweg festgestellt, derzeit stabilisiert sich das Infektionsgeschehen auf sehr hohem Niveau. Zumindest zu einem Teil für die schnelle Verbreitung verantwortlich ist die Doppelmutante B 1.617.

WHO stuft indische Variante als "besorgniserregend" ein

Auch in Großbritannien steigt die Angst vor der indischen Variante. Premierminister Boris Johnson erklärte am Freitag, die zunehmende Verbreitung dieser Variante gefährde die Pläne der Regierung für eine komplette Aufhebung der Pandemie-Beschränkungen im Juni. Johnson warnte davor, dass die indische Variante leichter zu übertragen sei. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat die indische Variante vergangene Woche als "besorgniserregend" eingestuft.

Auch in der Schweiz ist B 1.617 auf dem Vormarsch. Modellrechnung der ETH Zürich zeigen, dass die indische Variante derzeit rund fünf Prozent aller untersuchten Proben ausmacht. Die wissenschaftliche Taskforce des Bundes geht in ihren Modellrechnungen davon aus, dass B 1.617 die anderen Varianten verdrängen und bis im Sommer 100 Prozent der Neuinfektionen ausmachen wird.

In Deutschland warnte SPD-Politiker und Gesundheitsexperte Karl Lauterbach am Samstag vor der starken Verbreitung der indischen Variante in England. Um eine unkontrollierte Verbreitung in Deutschland zu vermeiden, fordert er, dass England zum Mutationsgebiet erklärt werde.

Hancock hält an Öffnungsfahrplan fest

Der britische Gesundheitsminister Matt Hancock hat die Öffnungspläne der Regierung in London trotz lokaler Ausbrüche der indischen Variante B.1.617.2 verteidigt. Hancock zufolge wisse man bisher noch nicht, ob diese Variante – so wie von Experten befürchtet – eine deutlich erhöhte Ansteckungsgefahr birgt: "Deswegen ist es angemessen, den Fahrplan weiter zu verfolgen, aber die Menschen müssen wachsam und vorsichtig sein."

Bis zum 21. Juni sollen in England alle Coronavirus-Maßnahmen aufgehoben werden. Am Montag dürfen Restaurants und Pubs ihre Innenräume öffnen.

Laut dem Basler Kantonsarzt Thomas Steffen ist es jetzt wichtig, dass "weltweit die Ausbreitung dieser Mutation fokussiert beobachtet wird." Es gebe Hinweise, dass die indische Variante sich noch schneller übertrage, als die britische. "Diskutiert wird gegenwärtig auch, ob das menschliche Immunsystem weniger stark auf diese Variante reagiert." Hinweise auf eine wesentliche Beeinträchtigung der Impfstoffe gebe es hingegen nicht.

"Kritisch würde es dann, wenn sich eine Mutation entwickelt und rasch verbreitet, gegen die die derzeit verwendeten Impfstoffe überhaupt nicht mehr wirken, was allerdings sehr unwahrscheinlich ist", sagt Jürg Utzinger, Direktor des Schweizerischen Tropen- und Public Health-Instituts.

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    Am Montag durften die Pubs in England wieder öffnen.
    Am Montag durften die Pubs in England wieder öffnen.
    TOLGA AKMEN / AFP / picturedesk.com