Job in Apotheke

Muslima bewirbt sich, wird als "Schleiereule" beleidigt

Dalia K. bewarb sich bei einer Apotheke als Mitarbeiterin – mit einem Kopftuch-Foto. Im Gegenzug wurde sie als "Schleiereule" beschimpft.

Österreich Heute
Muslima bewirbt sich, wird als "Schleiereule" beleidigt
Muslima bewirbt sich, wird als "Schleiereule" beschimpft
Getty Images/iStock, zVg

Dalia K. (Name geändert) kann noch immer nicht ganz fassen, was passiert ist. Die Pharmazie-Studentin sendete eine Initiativbewerbung an eine Grazer Apotheke: "Ich habe auf einer Website gesehen, dass sie eine pharmazeutisch-kaufmännische Angestellte (PKA) suchen, und habe gedacht, ich versuche es einfach", erzählt die junge Frau im "Heute"-Gespräch.

Auf dem Foto am Lebenslauf ist Dalia K. mit Kopftuch zu sehen: "Ich will, dass die Leute gleich sehen, wer ich bin. Ich möchte mich ja nicht umsonst bewerben und dann wieder eine Absage erhalten", so die Studentin.

Kassiererin will Kopftuch tragen: Fristlose Kündigung

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    Die 42-jährige Kurdin A.M. beschloss letztes Jahr, ein Kopftuch zu tragen.
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    20min/Zoé Stoller
    Super, was sollen wir mit einer Schleiereule? Ein Wahnsinn, gibt es auch noch Österreicher?
    Antwort an Dalia K.
    gesendet vom Ehemann der Apothekerin

    Statt einer Absage erhielt die Grazerin aber (unabsichtlich) eine beleidigende Antwort per E-Mail: "Etwa acht Minuten, nachdem ich die Bewerbung abgeschickt hatte, kam ein Mail mit 'Super, was sollen wir mit einer Schleiereule? Ein Wahnsinn, gibt es auch noch Österreicher?' Ich hab' noch immer nicht realisiert, was ich da gelesen habe", ist Dalia K. fassungslos.

    Verfasst dürfte die Antwort der Ehemann der Apothekenbesitzerin haben – er hatte die Antwort versehentlich verschickt. "Ich habe dann die Apothekerkammer und die Antidiskriminierungsstelle informiert. Die Kammer hat sich distanziert und gemeint, dass sie diese Meinung nicht teilt", berichtet die Studentin.

    Offener Brief an die Apothekerkammer

    Auch Mustafa Durmuş von der GPA Steiermark erfuhr von dem rassistischen Vorfall, nachdem dieser auf der Plattform "Reddit" viral ging: "Es gibt selten Fälle, wo eine Diskriminierung so offensichtlich ist", meint er im Gespräch mit "Heute".

    Er schrieb einen offenen Brief an die Apothekerkammer – diese antwortete: "Die Apothekerkammer Steiermark bedauert zutiefst die seitens des Ehemannes einer Grazer Apothekerin getätigten herabwürdigenden und beleidigenden Aussagen gegenüber einer Bewerberin. Wir distanzieren uns in aller Form von jeglichen kulturell, religiös oder sonstigen weltanschaulich motivierten Diskriminierungen." 

    Er hat sich entschuldigt, aber für mich hat das Ganze sehr unehrlich geklungen. Ich habe seine Entschuldigung daher nicht angenommen
    Dalia K.
    wurde rassistisch beleidigt

    Auch der Verfasser der E-Mail dürfte von den Beschwerden Wind bekommen haben – denn er kontaktierte Dalia K. noch am selben Tag: "Er hat mich angerufen und gemeint, dass die Antwort nicht an mich gerichtet war. Er hat sich entschuldigt, aber für mich hat das Ganze sehr unehrlich geklungen. Ich habe seine Entschuldigung daher nicht angenommen."

    Dalia K. hat schon mehrere Bewerbungsprozesse absolviert – nicht immer mit positiven Erfahrungen: "Ein paar Mal habe ich zu hören bekommen, dass sie niemanden mit Kopftuch suchen oder, dass die Kunden das nicht mögen. Mit einem Kopftuch einen Job zu finden, ist aber sehr wohl möglich. Ein Freundin von mir arbeitet etwa in einer Apotheke", erzählt die junge Frau, die trotz des Vorfalls weiter einen Job suchen wird.

    Konsequenzen für Apothekerin?

    Die junge Frau wünscht sich nicht nur eine (ernst gemeinte) Entschuldigung, sondern auch Konsequenzen: "Die Apothekenbesitzerin ist Vorsitzende in der steirischen Aspiranten-Prüfungskommission. Ich würde mir wünschen, dass so jemand nicht über die Zukunft von jungen Menschen entscheiden darf."

    Auf "Heute"-Nachfrage erklärte die Apothekerin: "Leider ist diese private E-Mail versehentlich an die Bewerberin zurück gegangen. Das ist blöd gelaufen, aber ich kann es nicht ungeschehen machen. Aber ich will klarstellen: Das ist nicht meine Art und Weise." Ein Drittel ihrer Mitarbeiter hätte Migrationshintergrund, eine Frau mit Kopftuch sei allerdings nicht darunter: "Ein Kopftuch ist für mich aber kein Hinderungsgrund für eine Aufnahme, oft ist eher die Sprache ein Hemmnis."

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