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"Mundaun" im Test: Horror in der Alpen-Idylle
Zwischen Schweizer Skiliften und beschaulichen Hütten grassiert der Schwarz-Weiß-Horror. In "Mundaun" gruselt Alleinentwickler Michel Ziegler gehörig.
Fernab von Hochglanz-Optik und Hollywood-Effekten inszeniert der Schweizer Allein-Eintwickler Michel Ziegler mit seinem Studio Hidden Fields ein Horror-Abenteuer für PC, PlayStation und Xbox (und später auch Nintendo Switch), das sich Freunde von Indie-Spielen nicht entgehen lassen sollten. "Mundaun", ganz in Schwarz-Weiß- beziehungsweise Sepia-Optik, spielt in den Schweizer Alpen, genauer gesagt im titelgebenden Örtchen im Kanton Graubünden.
Zwischen Skiliften und Gebirgshängen sorgt aber etwas Düsteres für Angst und Schrecken. Der Spieler schlüpft dabei in die Rolle der Hauptfigur Curdin, der in das eigentlich beschauliche Örtchen zurückkehrt, um den Tod seines Großvaters aufzuklären. Schnell wird aus der Alpenidylle aber ein Albtraum, bevölkert von unheimlichen Mythen. "Mundaun" zieht vom Start weg die Horror-Schraube anständig an. Erst sammelt man Items und Hinweise, dann folgen schon die Grusel-Momente.
Trotz Horror über weite Strecken realistisch
Trotz Horror-Setting bleibt "Mundaun" aber weit realistischer als viele andere Games des Genres. Einerseits zeigt das Spiel über weite Strecken keine Monster oder Jump-Scares, sondern deutet immer wieder nur Geschehnisse aus lokalen Mythen und Geschichten an, was die Spannung hoch hält. Andererseits kann man kein Waffenarsenal oder Dutzende Ausrüstungsgegenstände sammeln, sondern nur Items, die man meist tatsächlich zum Vorankommen braucht.
Das Gameplay ähnelt Titeln wie "Those Who Remain" sehr. Im Örtchen Mundaun angekommen, sieht sich der Spieler um und erfährt über Schiften und Gemälde Storyfetzen, die sich erst gegen Ende des Spiels zu einem Gesamtbild zusammensetzen lassen. Auch Gespräche mit den Ortsbewohnern lassen sich führen, um in der Handlung voranzukommen. Schnell glaubt man daran, dass unheilvolle Sagen tatsächlich reale Schrecken über das Alpendorf gebracht haben könnten.
Kämpfen ist möglich, aber sinnlos
Weitere Parallelen zu "Those Who Remain" zeigen sich auch bei Rätseln und Feinden: Immer wieder müssen Umgebungs-Rätsel gelöst und Items für Puzzles gesucht werden. Wobei auch die Rätsel durchaus realistisch und logisch sind, etwa, ein liegengebliebenes Auto wieder zum Laufen zu bringen. Was nicht bedeutet, dass sich nicht zwischendurch auch bizarre und okkulte Items in das eigene Inventar schwindeln, deren Nutzen man erst durch mehrfaches Ausprobieren erkennt.
Gegner sind keine klassischen Monster, die niedergemetzelt werden können. Stattdessen zeigen sie sich meist als mysteriöse Gestalten in Albtraum-Szenen oder des Nachts als herumschleichende Schatten, die einem schnell das Leben kosten können, wenn man ihnen zu nahe kommt. Kämpfen kann man zwar, mit nur einer Mistgabel bewaffnet und ohne Fähigkeiten und Gesundheitsleiste ist es aber meist umsonst. Auch, weil die Annäherung an Feinde unsere Spielfigur in Angstzustände versetzt und sie damit erst verlangsamt und danach lähmt. Verstecken ist dagegen der Weg zum Erfolg.
Grafisch interessanter Stil
Generell ist beeindruckend, wie gut das Gameplay und die Grafik von "Mundaun" ausgefallen sind – Entwickler Ziegler hat rund sieben Jahre an dem Game gefeilt und viele der Objekte und Figuren durch 3D-Modeling einzeln in den Titel gesetzt. Streckenweise sieht "Mundaun" dabei wie ein düsterer Comic aus, dem man oftmals verschwimmende Details und schummrige Hintergründe gerne verzeiht, denn der Stil ist trotz Schwächen fast einzigartig.
Nicht ganz so gut funktioniert die Steuerung der PC-Version, die sich bei Bewegungen etwas abgehakt und bei Click-Passagen manchmal ungenau zeigt. Eine Besonderheit zeigt der Sound: Das Spiel ist unter anderem rätoromanisch vertont, für Verständlichkeit sorgen hierzulande die deutschen Untertitel. Mit einer Länge von rund zehn Spielstunden je nach Spielstil und Verständnis der meist logischen Rätsel ist "Mundaun" außerdem überraschend ausführlich.
Mindestens ein Horror-Geheimtipp
"Mundaun" ist zwar kein AAA-Horror-Game, aber auch kein Titel, der unbeachtet bleiben soll. An allen Ecken und Enden glänzt das Ein-Mann-Game mit einzigartigen Elementen wie einer Schauergeschichte in der Bergidylle, einem comichaften Schwarz-Weiß-Design und Geschehnissen, die die Grenze zwischen Realität und Albtraum immer mehr verschwimmen lassen. Dass das Game weniger Action und mehr langsamen Tiefgang bietet, gefällt dabei sogar sehr gut.
Vieles erinnert im Spiel vom Gameplay, der Gestaltung, Steuerung, den fast fehlenden Kämpfen und den Flucht- beziehungsweise Versteck-Passagen an "Those Who Remain", wobei das Spiel aber auch sehr, sehr viele eigene Aspekte einbringen kann. Einzig bei der Steuerung hofft man noch auf ein kleines Update, das die Probleme beseitigt. Doch auch ohne ein solches sollte jeder Grusel-Fan einen Blick auf den Schweizer Horror-Trip werfen.