Wien
Multimillionär lebte bis vor kurzem im Gemeindebau
Bis November 2021 soll Multimillionär Sigi Wolf in einer Gemeindebauwohnung gemeldet gewesen sein. Auf der Tür klebt ein Anti-Kurz-Sticker.
Der Steirer Siegfried ("Sigi") Wolf legte eine steile Karriere hin, die sein Vermögen auf eine geschätzte halbe Milliarde Euro ansteigen ließ. Als Sohn von Landwirten machte er erst eine Lehre, währenddessen die HTL, wurde schließlich Ingenieur. Nach Stationen bei Phillips und der AMAG Austria Metall war er ab 1995 bei Frank Stronachs Magna tätig, stieg dort bis zum Präsidenten der Magna Steyr AG und CEO von Magna International (Umsatz 41 Mrd. US-Dollar) auf. Ab 2014 folgte die Aufsichtsratspräsidentschaft des ÖBAG-Vorgängers sowie weitere Aufsichtsratsmandate.
Im Dezember 2021 setzte es plötzlich Schlagzeilen: In mehreren Finanzämtern gab es Razzien durch die WKStA. Hintergrund soll sein, dass ein Antrag Sigi Wolfs auf Steuernachsicht durch die damalige Leiterin des zuständigen Finanzamtes parteilich behandelt worden sein soll. Im Gegenzug soll es die Intervention im Finanzministerium gegeben haben, damit jene Beschuldigte Leiterin eines anderen Finanzamtes werden konnte. Auf Weisung des höchsten Beamten im Finanzamt – Thomas Schmid – sollen ihm 630.000 Euro erlassen worden sein. Wolf bestreitet alle Vorwürfe, es gilt die Unschuldsvermutung.
Razzia im Finanzamt – Steuernachsicht für Unternehmer?
Gemeldet im Gemeindebau
Das Nachrichtenmagazin "Profil" ist nun auf ein ein kurioses Detail gestoßen. Demnach soll der Multimillionär noch während dieser Vorgänge in einem Favoritner Gemeindebau gemeldet gewesen sein. Bis März 2003 war die Wohnung demnach sogar sein Hauptwohnsitz, damals war er bereits im Vorstand von Magna International.
Danach wurde die Gemeindewohnung laut "Profil" zum Nebenwohnsitz, eine Abmeldung dessen erfolgte schließlich im November 2021. Auch im Jänner 2022 hänge allerdings noch ein goldenes Schild mit der Schrift "Wolf" neben der Tür. Bereits seit 1986 besitzt er mit seiner Frau zudem ein 50.000-Quadratmeter-Anwesen in Niederösterreich sowie zwei Häuser im 1. Wiener Gemeindebezirk.
Anti-Kurz-Sticker
Die Tür der Gemeindewohnung, in der Wolf bis Ende 2021 nebenbei residiert haben soll, bietet aber weitere, kuriose Details. So zieren die weiße Fläche zwei Sticker: Einer stammt vom "Verein gegen Tierfabriken", der andere zeigt ein Konterfei von Sebastian Kurz und Heinz-Christian Strache in einem durchgestrichenen Kreis. Der Sticker der Sozialistischen Jugend richtete sich gegen die schwarz-blaue Koalition von 2017 bis 2019.
Interessant ist das deswegen, weil Sigi Wolf als Kurz-Vertrauter gilt. Genaue Nachfragen von "Profil" blieben unbeantwortet, ein Sprecher entgegnete aber, dass Wolf die Wohnung "vor mehr als 50 Jahren als Lehrling bezogen" habe und "schon sehr lange nicht mehr dort" wohne. Im Laufe der Zeit sollen dort auch nahe Verwandte gemeldet gewesen sein.