Social-Media-Trend

"Mukbang" – Extrem-Essen wird immer mehr zur Gefahr

In den sozialen Medien werden immer extremere Essensweisen gefeiert. Doch wo liegt die Grenze zwischen Unterhaltung, Challenges und Gefährdung?
14.04.2025, 19:01

Ein Tisch gefüllt mit dampfenden Gerichten, laute Schmatzgeräusche – und eine Kamera: In den sozialen Medien tummeln sich Kurzvideos rund ums Thema Essen. Extreme Essenstrends sind nicht neu und dennoch kann das Ausmaß leicht unterschätzt werden. Ob besonders scharf, besonders eklig oder sehr viel am Stück – Menschen schauen anderen Menschen beim Essen zu. Das birgt auch Gefahren – 2023 starb der 14-jährige Harris Woloba, nachdem er bei der Hot-Chip-Challenge teilgenommen hatte.

"Im Prinzip ist das alles ja ein Wettbewerb. Und ein Wettbewerb geht oft in etwas Extremes über", sagt Christina Holzapfel der Deutschen Presse-Agentur. Sie ist Professorin und Leiterin der Forschergruppe "Personalisierte Ernährung und E-Health" an der Technischen Universität München. Gefährlich werden die Trends ihren Angaben nach, wenn sie unterschätzt und nicht eingeordnet werden.

Gesundheitliche Gefahren durch Trends wie Mukbang

Efecan Kültür, ein türkischer TikToker, postete beinahe täglich Videos, in denen er Unmengen an Essen vor der Kamera verspeiste – sie wurden tausendfach geklickt. "Mukbang" nennt man das Essen vor der Kamera, das Kültür betrieb. Mit nur 24 Jahren starb er kürzlich an seiner Fettleibigkeit, wie mehrere türkische Medien berichteten. Demnach hatte er zuvor längere Zeit im Krankenhaus verbracht.

Die Nachahmungsgefahr ist ausgesprochen hoch, sagen Experten. "Wenn dann die Videos teils gefaked sind, kann das ein echtes Problem sein", sagt Harald Seitz vom deutschen Bundeszentrum für Ernährung. "Kein Mensch isst im Normalfall diese Portionen. Das schaffen sie gar nicht, das schafft der Körper gar nicht. Da ist der Magen einfach dann irgendwann voll." Auch die Zusammensetzung der Mahlzeiten sei dabei entscheidend.

Trend entstand in Südkorea

Das, was man in vielen Videos so sehe, seien energiereiche, energiedichte Lebensmittel mit vielen Kalorien, sagt auch Expertin Holzapfel. "Diese Menge, die da gegessen wird, sollte eine Ausnahme sein und das ist natürlich für den Körper auch eine außergewöhnliche Situation." Esse man über die Sättigung hinaus, reagiere der Körper oftmals entsprechend – mit Übelkeit, mit Völlegefühl, mit Blähungen bis hin zum Erbrechen. "Der Körper wehrt sich ja auch gegen diese großen Mengen an Nahrung", sagt Holzapfel.

Irgendwann in den Nullerjahren ist der "Mukbang"-Trend in Südkorea durch einen eher kuriosen Zufall entstanden: Als ein Gamer auf der beliebten, koreanischen Streaming-Plattform "AfreecaTV" Hunger bekam und vor laufender Kamera genüsslich einen Becher Instant-Nudeln schlürfte, soll das bei den Zuschauern derart gut angekommen sein, dass sich schon bald etliche Nachahmer fanden.

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