Slowenien

Müssen Bären erst sterben, bevor Behörden reagieren?

Eine Tierschutzorganisation ist verzweifelt - seit Jahren "schläft" die Behörde im EU-Nachbar Slowenien und vier Bären müssen weiter leiden. 

Heute Tierisch
Müssen Bären erst sterben, bevor Behörden reagieren?
"Mitko" ist einer von insgesamt vier Restaurantbären in Slowenien. Vier Pfoten kämpft für ihre Rettung. 
©Vier Pfoten

"Es ist ein Skandal, dass das EU-Land Slowenien Tiere dermaßen dahinvegetieren lässt. Die Bären leben seit Jahrzehnten in engen Käfigen, auf blankem Beton, ohne Schutz vor Witterung, ohne adäquates Futter oder medizinische Versorgung", sagt Direktorin Eva Rosenberg von der Tierschutzorganisation Vier Pfoten

Die Uhr tickt

Ein Bär von ursprünglich fünf Tieren verstarb unter den grauenhaften, privaten Haltungsbedingungen bereits, während Vier Pfoten die slowenischen Behörden seit Jahren auf den Zustand der Wildtiere hinweist. Doch keiner reagiert auf die gesundheitlich schwer angeschlagenen Bären. Drei Bären leben in Käfigen bei Restaurants, der vierte Bär vegetiert in einem Privatzoo alleine vor sich hin. Die Zähne aller Tiere sind laut Veterinärmedizinern in einem desaströsen Zustand, welcher zu massiven Schmerzen und stereotypen Verhalten führt. 

Bei den Bären wurden folgende Stereotypien beobachtet:
- Beißen an den Käfigstäben
- Drangwandern (hier läuft das Tier bis zur völligen, körperlichen Erschöpfung hin und her)

Seit langem halten uns die Behörden trotz intensiver Bemühung hin - selbst nach dem Tod eines der Bären.
Eva Rosenberg
Direktion, Vier Pfoten
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    Untersuchung des männlichen Bären Tim, der im privaten Zoopark Rozman, Horjul, Slowenien, gehalten wird.
    Untersuchung des männlichen Bären Tim, der im privaten Zoopark Rozman, Horjul, Slowenien, gehalten wird.
    ©Vier Pfoten

    Die Veterinärmedizinerin Julia Bohner vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung, die auch am Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie an der Veterinärmedizinischen Universität Wien tätig ist, hat sie im letzten Jahr gemeinsam mit Vier Pfoten besucht und eine alarmierende Diagnose gestellt: "Ich empfehle dringend, die Bären in ein artgemäßes Schutzzentrum zu bringen, um weitere physische und psychische Schäden zu verhindern.", so Bohner.

    Wer war der fünfte Bär?

    Der verstorbene 33jährige Bär Felix lebte gemeinsam mit der 34jährigen Bärin Masha bei einem Restaurant & Hotel Gostilna Tušek in Kocevje. Eva Rosenberg: "Beim unserem Besuch stand den Tieren kein Trinkwasser zur Verfügung, die zwei kleinen Pools im Gehege waren leer. Der Boden war mit Fäkalien übersät, die darauf schließen ließen, dass das Gehege mindestens 10 Tage lang nicht gesäubert worden war. Außer einem Baumstamm gab es keinen Anreiz für die Bären. Beide Tiere waren apathisch und reagierten kaum auf Stimulation. Und jetzt ist Felix in seinem Betonkäfig gestorben – was für ein trauriges Ende eines traurigen Lebens."

    VERBOT seit 2004:
    Seit 2004 ist es in Slowenien für Privatpersonen eigentlich verboten, Bären zu halten, die der freien Natur entnommen wurden. Allerdings konnten Eigentümer:innen, die ihre Tiere vor 2004 erworben hatten und sie nicht mehr auszuwildern konnten, eine Genehmigung zur Haltung vom zuständigen Ministerium bekommen.

    Auch nach einer Novelle des Tierschutzgesetzes, das im April 2023 in Kraft trat und auch die Haltung von in Gefangenschaft geborenen Bären verbietet, gilt diese Ausnahmeregelung.

    DAS sagt das Gesetz über die Haltung von Bären:

    • Einem Außen-Gehege von 150 m²/Bär + 20m² für jeden weiteren Bären
    • Einem Innen-Gehege von 6 m² Einem Pool von 60m² x 1,5m Tiefe
    • Frischem Futter, inklusive Fisch, Fleisch, Früchte und Gemüse
    • Einem strukturierten Gehege mit einem naturbelassenen Boden und einer Klettermöglichkeiten

    "Bei beiden Besuchen vor Ort mussten wir feststellen, dass keiner der Besitzer die Bären gesetzeskonform hält. Alleine das sollte doch die Behörden auf den Plan rufen. Wir versuchen nun, die Öffentlichkeit zu mobilisieren, damit sie endlich in die Gänge kommen. Die Bären brauchen ganz dringend unsere Hilfe", so Rosenberg abschließend.

    red
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