Kuriose Regel
Motor für neues F1-Team per Losverfahren
Michael Andretti kämpft weiterhin um den Einstieg in die Formel 1. Aktuell steht das Team aber ohne Motor da. Eine kuriose Regel könnte helfen.
Am Rande des Grand-Prix-Wochenendes der USA schauten auch Michael und Mario Andretti im Fahrerlager der Formel 1 vorbei. Obwohl die US-Amerikaner nicht unbedingt willkommen sind. Michael Andretti ist drauf und dran, mit Partner General Motors, genauer gesagt Cadillac, in die Rennserie einzusteigen, was vor allem den anderen Teams sauer aufstößt. Denn dann müsste der Kuchen durch elf Teams und nicht nur durch zehn geteilt werden.
Vom Motorsport-Weltverband FIA hat das Rennstall-Projekt jedenfalls bereits grünes Licht bekommen. Nun muss sich Andretti allerdings mit dem Rechteinhaber Liberty Media einigen. Andretti plant weiterhin den Einstieg im Jahr 2025 – und damit eine Saison, bevor das neue Motoren-Reglement in der "Königsklasse" greift. Als "Eintrittsgeld" müsste Andretti den sogenannten "Verwässerungsfonds" auffüllen, also 200 Millionen Euro an die anderen Teams zahlen, um die Einnahmenverluste zu kompensieren. Diese Summe soll im neuen Concorde Agreement, also dem Regelwerk der Formel 1, auf 600 Millionen Euro anwachsen. Dieses wird ab 2026 greifen. Nur logisch, dass Andretti schon zuvor in die Rennserie einsteigen möchte.
Teams wehren sich
Ein "Go" der Konkurrenten gibt es aber nur, wenn Andretti nachweisen kann, der Rennserie einen Mehrwert zu bringen. Dieser Mehrwert könnte durchaus der an Bord geholte Partner General Motors sein. Dieser fungiert jedoch – zumindest vorerst – nicht als Konstrukteur, und schon gar nicht als Motorenbauer. Die Marke Cadillac hat sich noch nicht als Motorenhersteller ab der Saison 2026 eingeschrieben. Daran stören sich die Konkurrenten, die auch befürchten, dass Personal abgeworben werden könnte.
Dass es das US-Team durchaus ernst meint, wird allein dadurch deutlich, dass Andretti jüngst bei "Sky Sports" erklärte, ein Auto der aktuellen Spezifikation zu bauen und dies in der nächsten Woche im Windkanal zu testen. Die Entwicklung schreitet also voran.
Motor per Los?
Offen ist hingegen, mit welchem Motor der neue Rennstall an den Start gehen würde. Ursprünglich hatte Andretti einen Vorvertrag mit Renault, wollte Motoren der Franzosen erwerben. Dieser Kontrakt ist aber bereits im März 2023 ausgelaufen. Alpine, wie der Rennstall heißt, wünschte sich zuletzt zwar ein Kundenteam, allerdings wollen die Franzosen im Konflikt zwischen Andretti und dem Formula One Management nicht zerrieben werden.
Allerdings könnten die Franzosen trotzdem zum Motor-Lieferanten für Andretti werden, sollte das Team den Zuschlag für den Formel-1-Einstieg erhalten. Denn Anhang 6 des aktuellen Reglements legt fest, dass – sollte ein Team keinen Motorenpartner finden – der Hersteller, der die wenigsten Triebwerke baut, den Rennstall ausstatten müsste. Bis 2025 wäre das eben Renault.
Besonders kurios könnte es dann ab 2026 werden. Denn dann kämen Renault und Honda als Motorenpartner von Aston Martin infrage. Hier sieht das Reglement vor, dass der Motorenpartner dann gelost werden würde.
Ob es soweit kommt, ist aber noch offen. Schon auch deshalb, weil die FIA diesen Passus zwar anführte, die FOM allerdings der Ansicht ist, dass sich diese Regel nur auf bestehende Rennställe bezieht, nicht aber auf Neueinsteiger. Die FOM, also Rechteinhaber Liberty Media, ist jedenfalls in der Pflicht. Eine EU-Richtlinie von 2000 sieht vor, dass die Formel 1 einem neuen Team nur aus nachvollziehbaren Gründen den Sprung in die Formel 1 verwehren darf.