Welt
Monster-Monsun des Jahrzehnts – 350 Kinder sterben
Von Sturzfluten hin fortgerissene Dörfer, zerstörte Ernten, verwüstete Häuser und Stromausfälle: Pakistan leidet enorm unter der Klimakrise.
Durch schwere Überschwemmungen infolge ungewöhnlich früh und heftig einsetzender Monsunregen in Pakistan seien inzwischen mehr als 1.000 Menschen umgekommen, darunter seien auch 350 Kinder, hieß es. Die Katastrophenschutzbehörde teilte am Sonntag mit, es seien weitere Todesfälle aus verschiedenen Provinzen gemeldet worden. Seit Mitte Juni haben damit mindestens 1.061 Menschen ihr Leben verloren.
Internationale Hilfe dringend gebraucht
"Ich erwarte, dass nicht nur der Internationale Währungsfonds, sondern auch die internationale Gemeinschaft und die internationalen Organisationen das Ausmaß der Verwüstung wirklich begreifen", sagte Außenminister Bilawal Bhutto-Zardari am Sonntag. "Ich habe noch nie eine Zerstörung dieses Ausmaßes gesehen, es fällt mir sehr schwer, es in Worte zu fassen – es ist überwältigend", sagte er weiter. Viele Feldfrüchte, die die Lebensgrundlage der Bevölkerung bildeten, seien vernichtet worden.
Ganze Dörfer werden mitgerissen
Die Sturzfluten nach heftigen Regenfällen rissen ganze Dörfer mit sich und zerstörten Ernten. Soldaten und Rettungskräfte versorgten Zehntausende Menschen, die aus ihren Häusern fliehen mussten, mit Lebensmitteln. Die Armee meldete zudem, dass sie 22 Touristen, die in einem Tal im Norden des Landes eingeschlossen waren, per Flugzeug in Sicherheit gebracht habe.
Millionen Menschen betroffen
Pakistans Klimaschutzministerin Sherry Rehman sprach in einem Video bei Twitter von einer ernsten Klimakatastrophe. Das Land leide unter extremen Wetterphänomenen: eine unablässige Kaskade von Hitzewellen, Waldbränden, Sturzfluten, mehrfache Gletschersee-Ausbrüche und "jetzt der Monster-Monsun des Jahrzehnts, der fortwährend Verwüstungen im ganzen Land anrichtet", sagte Rehman. Ihre Videobotschaft wurde vom pakistanischen Botschafter bei der Europäischen Union retweetet.
Die heftigen Monsun-Regenfälle gingen in allen vier Provinzen des Landes nieder. Fast 300.000 Häuser wurden zerstört, zahlreiche Straßen waren unpassierbar und Stromausfälle weit verbreitet. Millionen Menschen sind betroffen.
Menschen schlagen Notlager am Straßenrand auf
Dramatisch war die Situation in der Provinz Khyber Pakthtunkhwa im Nordwesten Pakistans, wo vor allem in den Bezirken Charsadda und Nowshehra Zehntausende Menschen aus ihren Häusern geholt wurden und in Notunterkünften in staatlichen Einrichtungen unterkamen. Viele hätten ihr Notlager einfach am Straßenrand aufgeschlagen, berichtete Kamran Bangash, ein Sprecher der Provinzregierung.
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Keine Besserung in Sicht
Ministerin Rehman sagte dem türkischen Nachrichtensender TRT World, dass bis zum Abklingen der Regenfälle ein Viertel oder ein Drittel Pakistans unter Wasser stehen könnte. "Das ist eine globale Krise, und wir brauchen natürlich eine bessere Planung und eine nachhaltige Entwicklung vor Ort", sagte sie. "Wir brauchen klimaresistente Pflanzen und Strukturen."
Premierminister Shehbaz Sharif besuchte Flutopfer in Jafferabad in der Provinz Baluchistan. Dort versprach er, die Regierung werde Unterkünfte für alle organisieren, die ihre Häuser verloren hätten. Papst Franziskus rief zu schneller und großzügiger internationaler Solidarität auf.
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