Oberösterreich

"Mitarbeiter kollabiert": Spital fährt jetzt Notbetrieb

Die Lage in den Krankenhäusern wird immer prekärer. Ein Spital schlägt Alarm: Angestellte sind überarbeitet, eine Station befindet sich im Notbetrieb.

Tobias Prietzel
Ein Primar beklagt prekäre Zustände am Pyhrn-Eisenwurzen Klinikum in Steyr.
Ein Primar beklagt prekäre Zustände am Pyhrn-Eisenwurzen Klinikum in Steyr.
OÖ Gesundheitsholding

Von der angespannten Situation betroffen ist das Pyhrn-Eisenwurzen Klinikum in Steyr. Besonders hart erwischt hat es die Lungenstation: Diese fährt bis Ende August Notbetrieb.

Wie jetzt bekannt wurde, warnte auch eine andere Abteilung zu Monatsbeginn: Der Primar der "Inneren Medizin 2" übermittelte eine sogenannte Überlastungsanzeige an die Führung der Oberösterreichische Gesundheitsholding. Diese ist für die Krankenhäuser des Landes Oberösterreich zuständig.

Die Zustände sind dramatisch: "Mitarbeiter sind nach solch belastenden Diensten in der Zentralen Notaufnahme bereits kollabiert", zitieren die "Oberösterreichischen Nachrichten" aus dem Schreiben. "Nach 25 Stunden durchgehendem Stress durch die anfallende Arbeitsbelastung bekunden mir selbst Leistungsträger ihre psychische und physische Ausnahmesituation, in der sie einfach nicht mehr können."

"Selbst Leistungsträger bekunden mir ihre psychische und physische Ausnahmesituation, in der sie einfach nicht mehr können." Primar am Steyrer Spital

Seit Jahren übernehme seine Abteilung Leistungen für andere Abteilungen und Krankenhäuser, so der Mediziner. Als Beispiel nennt er die Betreuung von Krebspatienten aus Kirchdorf und Freistadt. Doch all das werde im Stellenplan "nicht abgebildet". Was die Lage zusätzlich verschärft: die Besetzung des hausinternen Notaufnahme-Dienstrads. Für dieses seien wegen Ausfällen ausschließlich die Ärzte der beiden internistischen Abteilungen zuständig.

Das Nichteinhalten gesetzlicher Ruhezeiten sei ein "klarer Verstoß gegen das Arbeitszeitgesetz", heißt es weiter. Und: Es komme zu "regelhaften und vorhersehbaren Lücken" im Dienstplan. Dadurch seien auch Behandlungsfehler "nicht mehr ausgeschlossen". Eine Verantwortung für allfällige Schadenersatzforderungen lehne er ab, betont der Internisten-Chef.

Stationäre und ambulante Leistungen seien bereits "auf ein Mindestmaß reduziert", es verbleibe nur der "Verweis auf andere Häuser". Unmittelbar sei es nun notwendig, die Zuständigkeit für die Lungenpatienten abzugeben und die Behandlung der Krebspatienten aus Kirchdorf auszusetzen.

"Belastung nicht mehr tragbar"

Ausgangspunkt der Probleme in Steyr war offenbar die Zentrale Notaufnahme (ZNA). In dem Schreiben ist von einer "De-facto-Auflösung des Stammteams der ZNA" die Rede. Die Notaufnahme wurde daher von Medizinern anderer Stationen besetzt, was die Lungenärzte dazu veranlasst habe, sich aus dem Dienstrad zurückzuziehen. Das sei "eine nicht mehr tragbare Belastung für das gesamte Team", heißt es in der Überlastungsanzeige.

Nach dieser Gefährdungsmeldung habe es bereits Gespräche mit Ärzten, Betriebsrat und Mittelbau-Vertretern gegeben, sagt  Michael Hubich, Ärztlicher Direktor des Pyhrn-Eisenwurzen Klinikums. Ziel sei es, "das bestehende Team zu entlasten". Der Leitungsposten der Zentralen Notaufnahme sei bereits ausgeschrieben worden.

Leitung verweist auf Herbst

"Zumindest eine halbe der offenen Stellen konnte mittlerweile besetzt werden", so Hubich. Die neue Struktur mit festen Dienstplänen werde "definitiv mit Oktober greifen". Dann werde künftig kein Arzt einer anderen Fachabteilung gleichzeitig den Dienst in der Notaufnahme kompensieren müssen.

"Angeknackst, immer stärkere Belastungen"

Angesichts des Klimawandels wachsen auch die Herausforderungen für das Gesundheitssystem. Hans-Peter Hutter, selbst Oberarzt und Umweltmediziner an der MedUni Wien, pocht jetzt auf entsprechende Vorsorge.

Österreich habe noch immer eines der besten Gesundheitssysteme weltweit, sagt der Experte. Aber: "Es ist angeknackst und wird mit voranschreitender Klimakrise immer stärkeren Belastungen ausgesetzt."

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