Österreich
Geld, Gott, Geschäft: Das Leben der Baumeisterin
Im Spitalsbett legte gestern jener Banker ein Geständnis ab, der die 85-jährige Emma S. erschlagen haben soll. Die Geschäftsfrau lebte fürs Geld – doch ihre Millionen wurden ihr zum Schicksal.
Als „Frau Baumeister" war Emma S. in ganz Edlitz-Thomasberg bekannt. „Sie baute viel für die Gemeinde, daher hatte ich oft mit ihr zu tun. Erst vor zehn Jahren, also mit 75, war Schluss", so der langjährige Ortschef Engelbert Ringhofer.
Den Baubetrieb hatte die Niederösterreicherin vom Vater, der vor 40 Jahren bei einem Verkehrsunfall starb, übernommen. Mit Fleiß und extremer Sparsamkeit baute sie in Jahrzehnten ein beachtliches Vermögen auf. Reisen, Luxus und Männer spielten in ihrem Leben stets eine untergeordnete Rolle, jeder Schilling und später Euro wanderte in den Sparstrumpf.
Immer in Kirche
Erfüllung fand die Unternehmerin im Glauben: „Sie besuchte immer die Sonntagsmesse, das war eigentlich ihr einziger Fixtermin im Gemeindeleben", erzählt ein Nachbar. „Und sie kümmerte sich liebevoll ums Grab des Vaters", so Andrea M., die oft mit Emma S. am Friedhof plauderte.
Seit rund 20 Jahren nahm sich indes ein angesehener Bankmanager (61) persönlich der Rück- bzw. Anlagen der Baumeisterin an, führte im Gegensatz zu Emma S. eher einen überbordenden Lebensstil mit Luxusautos, Reisen und süffigen Champagnerpartys.
Gegensätze prallten zusammen
Bei einem Geschäftstermin am Montagabend prallten die zwei gegensätzlichen Charaktere mit Wucht aufeinander: Im Streit um gescheiterte Veranlagungen soll der 61-Jährige die Rentnerin ausgerechnet mit einem prall gefüllten Sparstrumpf erschlagen haben. Auf der Flucht lief der angesehene Akademiker in einen Lkw („Heute" berichtete).
Gestern wurde der Verdächtige erstmals einvernommen, gestand kurz und knapp die Tat. Zum Motiv schwieg der Magister, er wird vom Wr. Neustädter Rechtsanwalt Helmut Kientzl (ein Wirtschaftsanwalt) vertreten – es gilt die Unschuldsvermutung.