Österreich
Missbrauch in Camp: "Mein Sohn musste zu ihm ins Bett"
Ein mutmaßlicher Pädophiler veranstaltete Kinder-Feriencams in Österreich. Nun bricht die Mutter eines möglichen Opfers (8) ihr Schweigen.
Seit Jahr und tag fragt sich Martha T. (Name geändert), was wohl im Leben ihres geliebten Sohnes vorgefallen war. Der heute 17-jährige musste schlussendlich mit schweren Angstzuständen in einer psychiatrische Klinik untergebracht werden. Nach einem "Heute"- Bericht über einen mutmaßlichen Kinderschänder hat die Geschäftsfrau aus Westendorf (T.) einen furchtbaren Verdacht.
"Mein Sohn war 2013 als Achtjähriger auf einem Feriencamp am Grundlsee (Stmk.)." Der Veranstalter damals: Der 73-jährige Verdächtige, der im Wiener Prater Kinder auf ein Eis einladen wollte. Das konnte die 54-Jährige mittlerweile zweifelsfrei herausfinden. "Wir mussten unseren David (Name geändert) damals früher abholen, da er auf dem Camp sehr oft weinen musste", berichtet die Mutter. "Danach war er in seinem Wesen plötzlich verändert."
Verdächtiger lud zu Sternsingen ein
Im Winter darauf meldete sich der mutmaßliche Kinderschänder noch einmal bei der Familie. "Ich brauche David zum Sternsingen – weil er so eine schöne Stimme hat", versuchte er die Eltern zu überreden. Leider mit Erfolg. Der Bub durfte zum 73-Jährigen nach Hallein (Sbg.) fahren und an einem weiteren Camp teilnehmen.
"Gestern offenbarte mir mein Sohn, dass er sich auf dem Camp zu dem Veranstalter ins Bett legen musste – angeblich weil zu wenig Platz für die vielen Kinder", so die Frau, die mit den nun Nerven am Ende ist. "Bei seinem Aufenthalt am Grundlsee beobachte er Kameras in der Dusche", so die Mutter, die klagt: "Ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen und bin völlig aufgewühlt."
Die Frage, ob auch ihr Sohn missbraucht worden sei, geht ihr seither nicht aus dem Kopf. Denn mittlerweile ist sicher: Der rüstige Senior, sowie einer seiner Camp-Mitarbeiter sollen einschlägig verurteilt sein und stehen nun erneut unter Missbrauchs-Verdacht. Auch heuer wurden noch Camps veranstaltet – alle Kinder wurden abgeholt.
Ermittler durchsuchten die Wiener Wohnung des 73-Jährigen, nahmen Computer, Laptop und Datenträger mit. Das Material wird auf kinderpornografische Inhalte durchforstet.
Top-Jurist Nikolaus Rast, der den Fall mit ins Rollen brachte, fragt sich zu dieser Causa: "Warum steht Kindesmissbrauch nicht lebenslang im Leumundszeugnis? Warum gibt es kein Berufsverbot für einschlägig Verurteilte betreffend Berufe in Zusammenhang mit Kindern?" Er sieht die Politik gefordert. Immerhin: Die Staatsanwaltschaft Wr. Neustadt (NÖ) bestätigte Ermittlungen gegen den Feriencamp-Betreiber.
Davids Mutter wünscht sich, dass auch andere Eltern von Betroffenen Mut fassen und sich melden, was zur Aufklärung der furchtbaren Vorwürfe beitragen könnte.