Wien

"Mir steht's bis da" – Hacker schimpft über Impf-Debatt

Erste Experten stellen bereits die Impfpflicht in Frage. Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) hat dazu eine klare Meinung.

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Keine Lust auf Corona mehr: Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ).
Keine Lust auf Corona mehr: Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ).
ROBERT JAEGER / APA / picturedesk.com

Die Impfpflicht ist erst seit Samstag offiziell in Kraft und soll nun schon "nicht mehr notwendig" sein. Mit dieser Aussage ließ Virologe Norbert Nowotny in der ORF-Sendung "Niederösterreich heute" aufhorchen. "Das Impfpflichtgesetz wurde initiiert, als wir die Delta-Welle hatten, und damals war das durchaus gerechtfertigt, weil unsere Spitäler absolut am Anschlag waren", so der GECKO-Experte. Durch Omikron sei das nun in dieser Form gar nicht mehr nötig.

Bei seiner Pressekonferenz zum Kostenchaos rund ums KH Nord ("Heute" berichtete) wurde der Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker von einer anwesenden Journalistin gleich mit dem Impfpflicht-Kontra Nowotnys konfrontiert. Der SPÖ-Politiker kann diesem Querschuss gar nichts abgewinnen, er hält weiter an der umstrittenen Maßnahme fest:

Absage für die Absage

"Man soll nicht zuerst demokratische Prozesse auslösen, Beschlüsse fassen und dann fangen wir wieder von vorne an zu diskutieren. Das ist zwar eine liebenswerte österreichische Eigenschaft, bringt uns aber keinen Meter weiter."

Nowotny als Wissenschaftler stünde es zu, kritische Fragen zu stellen. "Ich finde das vollkommen in Ordnung, aber wir haben das beschlossen, wir sollten da nicht diesem österreichischen Sport huldigen, dass man alles, was man beschlossen hat, am nächsten Tag sofort wieder hinterfragt", so Hacker weiter.

Ende aller Maßnahmen

Am Ende der Pressekonferenz wurde Hacker dann auch noch zu möglichen Prognosen bzw. Öffnungsschritten, etwa im Bereich der Nachtgastronomie oder den körpernahen Dienstleistern, angesprochen. Doch der Gesundheitsstadtrat erteilte Lockerungen eine klare Absage.

"Die Perspektive im Long Run ist natürlich, dass wir mit allen Maßnahmen aufhören. Das ist ja gar keine Frage! Niemand hat Spaß mit diesen Maßnahmen", so Hacker. Im Augenblick werde aber "ein wenig übersehen", dass man in Österreich Höchstzahlen habe und einer täglichen Ansteckungsquote, "wie wir uns vor wenigen Wochen gar nicht vorstellen konnten."

Das "Glück" – unter sehr großen Anführungszeichen – bei Omikron sei, dass im Vergleich zu Delta weniger starke Krankheitsverläufe auftreten.
Das "Glück" – unter sehr großen Anführungszeichen – bei Omikron sei, dass im Vergleich zu Delta weniger starke Krankheitsverläufe auftreten.
Screenshot ORF

"Kein 'Happy Peppy' im Spital"

Man habe bei Omikron das "Glück" – unter großen Anführungszeichen –, dass die Variante in Prozenten bei weniger Menschen einen schweren Krankheitsverlauf auslöse. "Aber wenn mehr Leute angesteckt sind, auch wenn Omikron in Prozenten weniger krank macht, dann sehen wir im Spital einen Anstieg der Neuaufnahmen." Dieser sei stärker als noch bei der Herbstwelle, aktuell müssten 600 Corona-Patienten in Wiener Krankenanstalten betreut werden. 

Bei den Intensivpatienten sehe man, dass Omikron weniger stark die Lungensysteme und Beatmungssysteme des Körpers, sondern mehr die inneren Organe wie das Herz-Kreislauf-System angreife. "Die Leute sind aber um nichts weniger krank, sondern sehr schwer krank. Deshalb sind sie auch im Spital", betont Hacker. "Es ist nicht so, dass im Spital gerade alles 'Happy Peppy' und entspannt ist."

"Es hilft alles nichts"

Man sei daher nach wie vor weit weg von einer Entspannung. "Auch ich habe schon längst Lust, Omikron und sonstige Varianten hinter mir stehen lassen zu dürfen. Niemand hat Lust drauf, aber es hilft alles nichts." Es brauche die Fokussierung und Reflexion auf die Realität. Hacker stehe es bis "mindestens da".

"Niemand hat Lust [auf die Pandemie] und jedem steht es mindestens da. Mir auch", sagte Peter Hacker.
"Niemand hat Lust [auf die Pandemie] und jedem steht es mindestens da. Mir auch", sagte Peter Hacker.
Screenshot ORF

Und die Realität sei: "Extrem hohe Infektionszahlen, extrem hohe Aufnahmen in den Spitälern", so der Wiener Gesundheitsstadtrat. Man sehe aber bereits jetzt, dass die Zahlen in Wien langsam nach unten gehen. "Das ist gut so." Man sehe jetzt zudem den Effekt, den man im Herbst gesehen habe. "Nämlich, dass frühes Testen Infektionsketten früh durchbricht."

Corona-Lockerungen im März?

Die Wiener Bevölkerung habe laut Hacker derzeit auch ein "völliges Null-Verständnis" für die Diskussion, mit den Maßnahmen bzw. dem Ende der Tests Schluss zu machen. "Wie gesagt, wenn der ganze Zauber vorbei ist, dann sind auch alle Maßnahmen vorbei. Es macht keinen Spaß."

Hacker nannte bei der Pressekonferenz dabei auch gleich einen konkreten Zeitpunkt für mögliche Lockerungen. "Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass im März der Zeitpunkt ist, wo wir über viele Aufhebungen von Maßnahmen diskutieren können und das auch durchführen werden können. Wenn sich die Entwicklung der Variante so verhält, wie es im Augenblick am wahrscheinlichsten ist."

Dann könne man laut dem SP-Politiker damit rechnen, dass man "Anfang März extrem niedrige Zahlen" habe. Und das sei dann der Zeitpunkt, "wo kein Mensch mehr irgendwelche Restriktionen" brauche. Aber noch sei man nicht dort. Möglicherweise stehe man vor einem neuerlichen Peak.

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    ALEX WROBLEWSKI / AFP / picturedesk.com