Dringender Appell

Minister Rauch warnt jetzt alle vor neuer "Pandemie"

Das Gesundheitssystem sieht sich nach Corona mit weiteren Schwierigkeiten konfrontiert. Johannes Rauch spricht sogar von einer neuen "Pandemie".

Nicolas Kubrak
Minister Rauch warnt jetzt alle vor neuer "Pandemie"
Die Corona-Pandemie habe "fulminante Folgen" für die Gesellschaft gehabt, sagte Johannes Rauch in einem Interview. 
ALEX HALADA / picturedesk.com

Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) arbeitet zwei Jahre nach seinem Amtsantritt nach wie vor an mehreren Baustellen. Neben der Ausweitung der HPV-Schutzimpfung und dem Werben für die FSME-Impfung ist auch die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen dem Minister ein Anliegen. Hier warnte er vor einer "Pandemie nach der Pandemie".

"Folgen von Corona fulminant"

In einem Interview mit der Tageszeitung "der Standard" betonte Rauch die zunehmende ökonomische Belastung für die Haushalte, verursacht durch diverse Krisen, wie etwa die Corona-Pandemie. Diese habe "fulminante Folgen" für die Gesellschaft gehabt. Er stellte fest, dass es hierbei große Unterschiede zwischen Burschen und Mädchen gäbe, wie das Projekt "Gesund aus der Krise" zeige. 62 Prozent der über 15.000 betreuten Personen seien demnach weiblich. 

"Wir haben ein Problem"

Auf die Forderungen, Therapie als Kassenleistung zu klassifizieren, antwortete Rauch, dass das die Aufgabe der Sozialversicherung sei. "Wir verankern jetzt Psychotherapie als Universitätsstudium, das halte ich für wichtig", sagte er. Bereits umgesetzt sei die Gleichbehandlung der Psychologen mit den Psychotherapeuten, es brauche aber mehr an kassenärztlicher Abgeltung für psychosoziale Behandlungsformen, forderte der grüne Politiker.

"Ja, wir haben ein Problem", gestand Rauch beim Thema Fachärzte im Bereich Kinder- und Jugendpsychiatrie, wo Österreich international schlecht abschneidet. So habe es in Österreich schon immer viel zu wenige gegeben, doch jetzt seien die Anforderungen noch einmal gestiegen. "Kriseninterventionen sind beispielsweise teils nicht möglich, weil kein Psychiater akut verfügbar ist. Was zur Folge hat, das die Personen in der stationären Psychiatrie landen, wo sie noch gar nicht hingehören", so Rauch. 

"Pandemie nach der Pandemie"

Der Minister appellierte an die nächste Regierung, ein längerfristig angelegtes Programm zu entwickeln, "einen nationalen Aktionsplan". Dabei betonte er, dass ein solcher Plan mit Geld und Gesetzen ausgestattet werden müsse. Die mentale Gesundheit von Kindern und Jugendlichen sei "ein massives Problem", und "wenn wir das nicht lösen, verlieren wir tausende Jugendliche. Wir können es uns aber nicht leisten, auch nur einen einzigen zu verlieren", so der Rauch-Appell.

Zu den Vorwürfen, die Politik würde die Probleme von Kindern und Jugendlichen nicht ernst nehmen, konterte der Gesundheitsminister: "Ich sehe sie, ich nehme sie wahr." Jetzt gehe es darum, das Bewusstsein auch in anderen Ressorts zu schärfen, Rauch nannte dabei den Bildungsbereich, wo – wenn man sich die Entwicklungen bei Schulverweise ansehe – die Alarmglocken läuten müssten. "Das ist eine Pandemie nach der Pandemie, so muss man das sagen und dann reagieren." 

FPÖ eine "Krisengewinnerpartei"

Auf den Verweis, dass die FPÖ seit langer Zeit in Umfragen anführe, sagte der Politiker, dass er in seinem politischen Leben gelernt habe, niemals aufzugeben, "weil abgerechnet wird zum Schluss. Darum zu ringen, dass Menschenrechte, Rechtsstaatlichkeit, Demokratie erhalten bleiben, das bin ich meinen Kindern und Enkelkindern schuldig. Das ist meine Motivation."

Rauch, der sich mit Ende der Legislaturperiode aus der aktiven Politik zurückziehen möchte, feuerte im Interview in Richtung der Kickl-Partei: Was die FPÖ mache, sei, "auf der negativen Stimmungswelle zu surfen. Die FPÖ ist eine Krisengewinnerpartei. Eine Krisengewinnerpartei, die keine einzige Lösung anbieten."

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