Horror-Wirbelstürme
Milton, Helene, Kirk – was hinter dem Wahnsinn steckt
Ein Hurrikan jagt derzeit den anderen, man kommt mit dem Zählen kaum noch nach. Wie ist eine derartige Serie von Horror-Stürmen möglich?
Hurrikan Milton wütete über Florida, nur zwei Wochen nach dem Tropensturm Helene. Derweil sorgte der Ex-Hurrikan Kirk über Österreich für Wind und Regen. Hat das Sturm-Wetter etwas mit dem Klimawandel zu tun?
Drei Millionen Haushalte ohne Strom
Mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 193 Kilometern pro Stunde wütete Hurrikan Milton über dem US-Bundesstaat Florida. Mehr als ein Dutzend Tornados wurden in Florida gesichtet, drei Millionen Haushalte waren ohne Strom, es gibt mehrere Todesopfer.
Stärkster Tropensturm im heurigen Jahr
Mit einem Kerndruck von 897 Hektopascal (hPa) war Milton der bisher stärkste Tropensturm in diesem Jahr und der fünftstärkste Hurrikan im Atlantik seit Messbeginn – stärker noch als Hurrikan Katrina, der 2005 New Orleans unter Wasser setzte. Damals starben 1.400 Menschen.
Klimawandel macht Regen und Wind schlimmer
Für Florida sind Wirbelstürme keine Seltenheit, doch das Ausmaß der Hurrikans beunruhigt die Forscher. Ist der Klimawandel schuld?
Eine Schnellanalyse der Wissenschaftler-Initiative World Weather Attribution bestätigt den Verdacht: Der Klimawandel hat die Regenfälle und Windgeschwindigkeiten von Helene schlimmer gemacht.
Elf Prozent schwächer ohne Klimakrise
Ohne den vom Menschen verursachten Klimawandel wäre der Wind um etwa elf Prozent schwächer und der Regen um etwa zehn Prozent geringer ausgefallen. Die Autoren schätzen, dass die Untersuchungen des Hurrikans Milton ähnlich aussehen werden.
Wie entstehen solch zerstörerische Stürme?
Die wichtigste Voraussetzung ist eine hinreichend hohe Temperatur des oberflächennahen Meerwassers. Ab etwa 27 Grad Wassertemperatur verdunstet genug Feuchtigkeit über den Ozeanen, damit eine sogenannte tropische Depression – der Vorläufer eines Wirbelsturms – entstehen kann.
Tiefdruckgebiet gerät in Rotation
Damit sich dieses Tiefdruckgebiet in Rotation versetzt, muss die ablenkende Kraft der Erddrehung wirksam werden. Das ist direkt am Äquator nicht der Fall, wie man an der Verteilung der tropischen Wirbelstürme gut erkennen kann.
Erst ab etwa fünf Grad nördlicher oder südlicher Breite ist die Wirkung der sogenannten Corioliskraft stark genug, um einen Wirbelsturm entstehen zu lassen.
Auffällige Sturmdichte in manchen Regionen
Wenn man sich die Verteilung aller zwischen 1985 und 2005 beobachteten Wirbelstürme auf der Weltkarte ansieht, so bemerkt man, dass es in bestimmten Regionen eine auffällig hohe Sturmdichte gibt. Überall dort sorgen besonders warme Meeresströmungen für die notwendigen Wassertemperaturen.
Ein Sturm nach dem anderen
Bereits Anfang des Jahres warnten Forscher, dass sich in dieser Hurrikansaison in den USA extrem viele und schwere Hurrikane bilden könnten. Ende Juni wütete Sturm Beryl der Kategorie 5 in der Karibik. Vor wenigen Wochen dann Helene, Kategorie 4 (200 Tote). Innerhalb weniger Tage folgten Isaac, Kirk, Leslie und nun Milton. Es ist klar: Fortsetzung folgt.
Dass die Hurrikans derzeit so extrem sind, hat vor allem zwei Gründe
- 1
La Niña
Momentan endet das Wetterphänomen El Niño (span. der Bub), welches Hurrikans eher unterdrückt hat. Ende des Jahres erwarten Forscher das Schwester-Wetterphänomen La Niña (span. das Mädchen), welche typischerweise Hurrikans verstärkt. - 2
Meereserwärmung
Die durch den Klimawandel erwärmten Meere spielen eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Tropenstürmen. Die Erderwärmung erhöht ihre Intensität, weil wärmere Luft mehr Wasserdampf aufnehmen kann. "Wirbelstürme beziehen ihre Energie aus dem warmen Meerwasser", erklärt Meteorologe Jan Schenk von The Weather Channel. "Je höher die Temperatur, desto mehr Energie können tropische Wirbelstürme aufnehmen. Sie werden also stärker, wenn sich die Meere erwärmen."
Auf den Punkt gebracht
- Eine Serie von extremen Wirbelstürmen wie Milton, Helene und Kirk, die in kurzer Abfolge auftreten, wird durch den Klimawandel begünstigt, der die Intensität von Regenfällen und Windgeschwindigkeiten verstärkt
- Wissenschaftler bestätigen, dass ohne den menschgemachten Klimawandel die Stürme um etwa zehn bis elf Prozent schwächer wären, wobei warme Meeresströmungen und hohe Wassertemperaturen entscheidende Faktoren für die Entstehung solcher zerstörerischen Stürme sind