Wetterexperte hat die Fakten
Könnte ein Horror-Hurrikan auch Österreich treffen?
Während Hurrikan "Milton" in Florida wütet, hat "Kirk" Europa erreicht. Meteorologe Andreas Machalica über die Hurrikan-Gefahr für Österreich.
Derzeit befinden sich gleich drei aktive Hurrikans auf dem Atlantik, einer davon hat uns als Sturmtief bereits erreicht. Gleichzeitig tobt der besonders gefährliche Wirbelsturm "Milton" in Florida.
Was bedeuten diese Hurrikane für die betroffenen Gebiete, wie wirkt sich das auf Österreich aus und können Hurrikane überhaupt Europa erreichen, wenn sie noch aktiv sind? Vier Fragen an den Top-Meteorologen Andreas Machalica von wetter.com.
1) Wie unterscheidet sich "Milton" von anderen Hurrikanen, was macht ihn so gefährlich?
Das Besondere ist, dass er sich Anfang dieser Woche extrem rasant entwickelt hat – so schnell wie selten ein Hurrikan zuvor. Er ging am Montag innerhalb von elf Stunden hoch auf Kategorie 5, das ist eine der schnellsten Intensivierungen seit Beginn der Wetteraufzeichnungen.
Grund für die schnelle Entstehung sind die extrem hohen Wassertemperaturen des Golfs von Mexiko. Wir haben im Moment 1 bis 2,5 Grad höhere Wassertemperaturen als zu dieser Jahreszeit üblich.
2) Wird es in Zukunft aufgrund des Klimawandels noch schlimmer mit den Hurrikans?
Nach all dem, was man im Moment weiß, gibt es nicht unbedingt mehr Hurrikans. Was eher erwartet wird, ist dass die Zahl der verheerenden Hurrikane (Kategorie 4 bis 5) ansteigt, die nimmt auch schon seit einiger Zeit zu.
Grund des Anstiegs sind die höheren Oberflächentemperaturen der tropischen Meere. Das sorgt für eine höhere Verdunstung. Zudem führt die feuchtwarme Luft über den Wasserflächen den Stürmen immer mehr Energie zu.
„Wenn Hurrikans langsamer werden, können Sie noch mehr Schaden anrichten.“
Es kommt noch etwas Besorgniserregendes hinzu: Die Hurrikane werden immer langsamer. Die Zuggeschwindigkeit sind oft nur 10 Kilometer pro Stunde, da kann man also fast bequem mit dem Fahrrad nebenherfahren. Und wenn Hurrikane langsamer werden, können Sie noch mehr Schaden anrichten.
3) Was bringen uns Ex-Hurrikans vom Atlantik, worauf sollten Menschen in Österreich achten?
Dass ehemalige Hurrikans über den Atlantik Richtung Europa vorankommen, ist im Prinzip nichts Ungewöhnliches. In den letzten Tagen waren die genaue Zugbahn und die Stärke lange noch nicht klar – das ist typisch, wenn sich Ex-Hurrikans bei uns ins Wetter einmischen.
In Österreich musste man mit viel Regen rechnen. Südlich des Tiefzentrums hatten wir den stärksten Sturm, dort musste man teilweise mit schweren Sturmböen rechnen.
Das ist natürlich kein Vergleich mit Florida, die Ausmaße halten sich in dem Rahmen, was man für einen Herbststurm erwartet. Trotzdem sollte man in den betroffenen Regionen Wälder und Parks meiden und damit rechnen, dass es zu Verkehrsprobleme kommt.
4) Wird es in Zukunft auch möglich sein, dass ein Hurrikan Österreich trifft und ähnliche Zerstörung anrichtet?
Hurrikans, die noch tropische Eigenschaften haben, hat es ja immer wieder mal gegeben, vor allem an der iberischen Küste, zum Beispiel 2005 der Hurrikan "Vince".
Dann haben wir ja in Europa noch das Thema "Medicanes" im Mittelmeerbereich. Das sind tropenähnliche Sturmtiefs, die im letzten Jahr in Griechenland enorme Regenmengen und katastrophale Überschwemmungen verursacht haben.
In Österreich müssen wir generell nicht mit solchen tropischen Ausmaßen rechnen, unsere Herbststürme können nichtsdestotrotz auch manchmal verheerend sein.
Extremwetter wegen Klimakrise häufiger
Einzelne Extremereignisse lassen sich meist nicht auf eine einzelne Ursache zurückführen. Fakt ist laut Weltklimarat: Durch die Klimakrise werden Extremwetterereignisse wie Hitzewellen, Überschwemmungen und Stürme häufiger und intensiver. Das heißt: Niederschläge und Stürme werden stärker, Hitzewellen heißer und Dürren trockener.
Auf den Punkt gebracht
- Meteorologe Andreas Machalica erklärt, dass Hurrikans wie "Milton" und "Kirk" zwar selten direkt Europa erreichen, aber Ex-Hurrikane und tropenähnliche Sturmtiefs durchaus zu extremen Wetterereignissen führen können
- Österreich muss hauptsächlich mit starken Herbststürmen und deren Folgen rechnen