Schilling-Kontrahentin bedacht

Millionen-Erbin verteilt Geld: 100.400 € für Bohrn-Mena

Marlene Engelhorn möchte ihr Millionenerbe an Österreich "zurückgeben". Wohin das Geld geht, hat jetzt der von ihr gegründete Rat entschieden.

Lukas Leitner
Millionen-Erbin verteilt Geld: 100.400 € für Bohrn-Mena
"Der Gute Rat für Rückverteilung", der über das Erbe von Marlene Engelhorn entschiedet, verkündete am Dienstag seine Ergebnisse.
Helmut Graf

Der "gute Rat für Rückverteilung", der über das Millionenerbe von Marlene Engelhorn entscheiden soll, präsentierte am Dienstag seine Ergebnisse und die konkreten Pläne, wofür das Geld verwendet wird. In einer Pressekonferenz informierten neben Projektleiterin Alexandra Wang vier weitere Ratsmitglieder, welche Ideen in den letzten Wochen ausgearbeitet wurden und wie das Erbe verwendet wird.

"Gute Rat" kurz erklärt

Marlene Engelhorn möchte den Großteils ihres Erbes (25 Millionen Euro) an die österreichische Gesellschaft zurückverteilen. Wohin die finanziellen Mittel fließen werden, entscheidet sie aber nicht selbst, sondern der von ihr gegründete "Gute Rat" – Engelhorn ist nicht Teil von diesem. Der Rat besteht aus 50 Menschen und bildet Österreich demografisch im kleinsten Format ab. Die Teilnehmer wurden dafür zufällig ausgewählt. Die Zusammensetzung wich dabei nur 2 Prozent von der Bevölkerung ab.
Der Rat traf sich an sechs Wochenenden und konnten von Experten beraten werden. Er sollte Ideen entwickeln und entscheiden, wie das Geld verwendet wird und wem es zugutekommt. Den Startschuss machte das Wochenende um den 16. März 2024.

Wer bekommt das Vermögen?

"50 Bürger, 25 Millionen Euro und eine Entscheidung", betonte Alexandra Wang gleich eingangs. Sie erklärte erneut, dass der Rat Österreich repräsentativ darstelle. Damit die Mitglieder, auch Bürger genannt, nicht an einer Teilnahme gehindert waren, wurden alle Kosten für sie übernommen – nicht die An- und Abreise, sondern auch Kinderbetreuung wurde zur Verfügung gestellt. Zudem standen ihnen auch zahlreiche Experten von Universitäten zur Seite, welche die Mitglieder unterstützten und über ihre Ideen beraten hatten.

Für die Frage, welche Organisationen das Geld bekommen sollen, haben die Bürger eigene Gruppen, bzw. Themenblöcke ausgewählt. Die vorgeschlagenen Organisationen wurden dabei immer mit allen anderen Mitgliedern geteilt, sodass auch jeder der Bürger seine eigene Meinung immer abgeben konnte. Übrig blieb ein Restbetrag von rund 3,7 Millionen Euro. Diese wurden im Anschluss erneut auf alle Bürger aufgeteilt und jeder konnte selbst entscheiden, an welche Organisation er seinen Anteil spendet.

Bohrn-Mena-Stiftung erhält 100.400 €

Die ausgewählten Bereiche reichen dabei weit. Von einer generellen Umverteilung und Steuererleichterung, über Wohnen und Migration bis hin zur Demokratiebildung. Und: Auch die Stiftung Común des Ehepaars Bohrn-Mena, die sich in einer juristischen Auseinandersetzung mit Lena Schilling befinden, erhalten Geld.

Vermögen verteilen

Ein Schwerpunkt der Rückverteilung liegt bei Einrichtungen, die dafür kämpfen, dass das Vermögen in Österreich besser verteilt wird oder dafür forschen, wie das Ratsmitglied Elisabeth Klein erklärte. Die ausgewählten Organisationen, welche in diesem Bereich unterstützt werden sollen, sind unter anderem "Tax Justice Network", "Attac Österreich", "Momentum Institut" und das "World Equality Lab". "Wir wünschen uns eine weniger extrem ungleiche Vermögensverteilung, Transparenz und Berichterstattung zum Thema. Und eine sinnvolle Kombination von Erbschafts, Schenkung und Vermögenssteuer", betonte Klein.

Gesundheit und soziales

Ein weiterer wichtiger Bereich, mit dem sich das kleine Österreich beschäftigte, war "Gesundheit und Soziales". "Die Unterstützung von Gruppen, die in der Gesellschaft benachteiligt oder übersehen werden, wie etwa Obdachlose, waren dem Rat ein großes Anliegen. Auch der Schutz von Frauen gegen Gewalt. Beim Thema Gesundheit muss festgestellt werden, dass es einen starken Zusammenhang gibt von Armut und Krankheit. Arm macht krank und krank macht arm", erzählte der Bürger Dietmar Feurstein. Rückverteilt wird hier an die Organisationen Lebenshilfe, das 9er-Haus, verschiedene Frauenhäuser, dem Gehörlosenverband inkl. Fußballvereine.

Wohnen, Migration und Bildung

Das jüngste Ratsmitglied, Kyrillos Gadalla, sprach weiter über den Bereich Wohnen, Migration und Bildung. Sie seien in der Arbeit der Bürger zentral gewesen. "Wohnrecht ist ein Grundrecht", betonte Gadalla. Unterstützt werden unter anderem die Organisationen: "Habitat", "Gemeinsam Bauen und Wohnen" und die "Mietinteressengemeinschaft".

Im Bereich der Migration soll etwa das "Integrationshaus", die" Volkshilfe", "IG24" Geld erhalten.

Abschließend ging der Schüler zu seinem letzten Thema über, Bildung. Diese sei in Österreich viel zu stark vererbt. "Diese Situation ist aus unserer Sicht sehr problematisch", fasste Gadalla die Meinung des Rates zusammen. "Teach for Austria", "Freispiel" und "Schule in Aufbruch", sollen deshalb einen Anteil des Erbes bekommen.

Demokratie und Umwelt

Der Gute Rat bildete Österreich im kleinsten Kreise ab. Entschieden darüber, wohin das Geld fließen soll, wurde demokratisch, alle hatten ein Mitspracherecht und durften ihre Meinung abgeben. Um das Demokratiebewusstsein in Österreich weiterhin zu fördern, will sich der Rat für Angebote der direkten Demokratie einsetzen. "Interact" (eine Theater- und Kulturinitiative), das Wiener Forum für Demokratie und Menschenrechte, die Wahlkabine und verschiedene Straßenzeitungen sollen dabei einen Anteil erhalten.

Abschließend erklärte die Bürgerin Angelika Taferner weiter, dass auch die Umwelt und der Schutz von Naturräumen, sowie Artenvielfalt eine tragende Rolle in der Diskussion gespielt hätten. Weitreichend soll auch die Unterstützung dafür sein: "Naturschutzbund", "Institut Kontext", "Verein Arche Noah", "ÖBV via Campesina", "Land schafft Leben".

Diese Organisationen wurden ausgewählt:

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    An diese Organisationen wird das Geld gespendet.
    An diese Organisationen wird das Geld gespendet.
    Screenshot: Guterrat.info

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    Die Bürger haben schlussendlich insgesamt 77 Organisationen ausgewählt. Die Summe soll über drei bis fünf Jahre vergeben werden, damit eine Planungssicherheit herrscht. "Zusammenfassend lässt sich sagen, das Ergebnis ist so divers wie der Rat selbst. Es wurden Initiativen ausgewählt, die direkt Betroffene unterstützen oder die Ursachen des Problems bekämpfen. Es wurden sowohl kleine als auch große Organisationen berücksichtigt, als auch junge Initiativen wie bereits lang etablierte Organisationen. Was aber alle Entscheidungen verbindet: Sie wollen eine gerechtere Gesellschaft. Sie wollen ein gutes Zusammenleben aller", fasste Projektleiterin Alexandra Wang zusammen.

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      Auf den Punkt gebracht

      • Marlene Engelhorn möchte ihr Millionenerbe an Österreich "zurückgeben" und der "gute Rat für Rückverteilung" hat entschieden, wohin das Geld geht
      • Der Rat präsentierte seine Ergebnisse und Pläne, wofür das Geld verwendet wird, und unterstützt Organisationen in den Bereichen Vermögensverteilung, Gesundheit und Soziales, Wohnen, Migration und Bildung, Demokratie und Umwelt
      • Die Bürger haben insgesamt 77 Organisationen ausgewählt, die über 3 bis 5 Jahre hinweg unterstützt werden sollen, um eine gerechtere Gesellschaft zu fördern
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