11,4 Milliarden Euro Schaden
Milliardärin soll für Betrug Todesstrafe erhalten
Weil sie 40.000 Anleger um ihr Geld brachte, will ein Gericht in Vietnam eine Unternehmerin zum Tode verurteilen. Die Deliktsumme ist gigantisch.
In Vietnam hat die Staatsanwaltschaft die Todesstrafe für eine Frau gefordert, die mehr als 40.000 Menschen um ihr Geld betrogen haben soll. Die staatliche Zeitung "Tuoi Tre" berichtete am Dienstag, die Angeklagte Truong My Lan sei "stur" und nicht geständig, mache Untergebene verantwortlich und zeige keine Reue. Die Chefin der Immobilienfirma Van Thinh Phat Group soll über zehn Jahre umgerechnet insgesamt 11,4 Milliarden Euro veruntreut haben – das wären drei Prozent des Bruttoinlandsproduktes Vietnams.
In dem Prozess in der Wirtschaftsmetropole Ho-Chi-Minh-Stadt sind neben Lan insgesamt 85 Menschen angeklagt. Acht von ihnen sind auf der Flucht. "Tuoi Tre" schrieb, viele Angeklagte hätten gestanden. Lan sei die Anführerin gewesen, streite als einzige aber jede Schuld ab. Sie soll von 2012 bis 2022 rund 1300 Kreditanträge gefälscht haben. Das Geld habe ihr die Saigon Commercial Bank (SCB) ausgezahlt – die Bank gehörte von 2018 bis 2022 zu mehr als 90 Prozent ihr. Nach Angaben der Polizei wurden dabei mehr als 40.000 Sparerinnen und Sparer geschädigt.
Lan war im Oktober 2022 festgenommen worden. Der Fall hatte das Land schockiert. Hunderte Menschen demonstrierten in Hanoi und Ho-Chi-Minh-Stadt.
Zweiter Betrugsprozess um 326 Millionen
Vietnam geht seit einigen Jahren hart gegen Korruption vor. Am Dienstag begann ein Prozess gegen den Immobilienentwickler Do Anh Dung, der Tausende Anleger um insgesamt 326 Millionen Euro betrogen haben soll. Seine Firma Tan Hoang Minh häufte wegen nicht realisierter Bauten von Luxusbüros und -wohnungen bis Januar 2022 Schulden in Höhe von rund 746 Millionen Euro an. Danach verkaufte die Firma Wertpapiere mit hoher Verzinsung, um an frisches Geld zu kommen. 6630 Anleger gingen leer aus.
Seit 2021 wurden mehr als 4400 Menschen in Vietnam wegen Korruption angeklagt. Die Todesstrafe, wie sie die Staatsanwaltschaft für Truong My Lan fordert, wird aber selten in Wirtschaftsstrafsachen verhängt. Häufig sind hingegen Todesurteile wegen Drogenhandels. Offizielle Zahlen gibt es nicht, laut Amnesty International werden in Vietnam jedes Jahr eine "große Anzahl" von Menschen hingerichtet. Seit 2011 wird in Vietnam die Todesspritze verabreicht – die entsprechenden Substanzen werden im Land gemischt, da sich die europäischen Hersteller der üblichen Chemikalien weigern, Vietnam diese zu liefern.
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- In Vietnam läuft ein riesiger Prozess gegenüber 80 Personen, die des Betrugs und der Veruntreuung angeklagt sind
- Es geht um rund elf Milliarden Euro
- Drahtzieherin soll Unternehmerin Truong My Lan (67) sein
- Sie bestreitet jegliche Schuld
- Die Anklage fordert für sie die Todesstrafe