Heftiger Anstieg
Mietpreis-Hammer – Wohnen wird immer teurer
Die eigenen vier Wände werden immer unleistbarer. Die Lage auf dem Wohnungsmarkt ist angespannt. IHS-Chef Holger Bonin zeigt eine Lösung auf.
Die Mieten haben in fast allen Landeshauptstädten kräftig angezogen. Das nicht nur am freien Wohnungsmarkt sondern inflationsgetrieben auch bei Gemeinde- und gemeinnützigen Wohnungen.
In Klagenfurt, Graz und Wien betrug der Anstieg zum Vorjahr sogar satte 11 Prozent! Knapp dahinter mit 10 und 9 Prozent Bregenz und Innsbruck. In der Mozartstadt Salzburg waren es noch 5 Prozent. Deutlich darunter blieben nur Graz, Eisenstadt und St. Pölten. Das zeigt eine ImmoScout24-Datenanalyse von zehntausenden Datenpunkten aus dem Jahr 2023 und 2024.
"Aktuell ist es auch so, dass das Angebot etwas zurückgeht, wegen der starken Nachfrage. Es kommt nicht so viel nach", sagt ImmoScout24-Chef Markus Dejmek gegenüber dem "Ö1 Morgenjournal". Er hoffe, dass durch stärkere Bautätigkeit oder Erleichterungen im Kauf von Immobilien diese Anspannung etwas zurückgehen werde.
Die Lage werde laut WIFO-Ökonom Michael Klien von zwei Faktoren bestimmt:
- Deutliches Bevölkerungswachstum durch die Flüchtlingsbewegung 2022. Das schlage sich besonders in der Miete nieder, "da man ja nicht weiß, wie lange man bleibt".
- Die schwierige Finanzierungssituation und hohen Zinsen, wodurch verhinderte Eigentümer auch auf dem Mietwohnungsmarkt verbleiben.
Auch heuer werden die Mieten voraussichtlich weiter ansteigen, "aber mit dem Rückgang der Inflation sollte es auch da Entspannung geben", schätzt der Wohnbauexperte.
Löhne laufen Mieten hinterher
Holger Bonin, der Leiter des Institutes für Höhere Studien, legte im ORF-Radiostudio dann noch eins drauf: "Aus meiner Sicht ist ein zentraler Faktor die Inflationsbindung vieler Mieten und das betrifft alle Kategorien." Es habe zwar einen gewissen Erhöhungsdeckel gegeben, doch "das reicht nicht". Seit 2020 seien die Preise österreichweit um 17 Prozent gestiegen. "Das ist erheblich." Noch viel stärker sei obendrauf noch die Teuerung bei den Mietnebenkosten ausgefallen.
Trotz hoher Lohnabschlüsse seien die hohen Mieten für einen Teil der Bevölkerung ein großes Problem. Grund dafür ist laut dem Experten auch, dass die Lohnerhöhungen erst später kamen, den gestiegenen Mietpreisen quasi "nachlaufen".
Wie groß das Problem im Einzelfall sei, hänge auch stark davon ab, welchen Anteil der Haushaltseinnahmen die Miete auffrisst. "Die Besserverdienenden sind da nicht so betroffen, wie diejenigen die da einfacher qualifiziert sind und weniger verdienen. Für die ist das ein Problem", sagt Bonin. Für diese brauche es soziale Unterstützungsleistungen, das sei auch zielführender als ein allgemeiner Mietpreisdeckel.
"Bauen, bauen, bauen!"
Die automatische Indexierung der Mietpreise könne man nicht so einfach abschaffen. Wenn man das langfristig lösen und die Dynamik eindämmen wolle, brauche es einen funktionierenden Wohnungsmarkt mit ausreichendem Angebot.
Die zweite Komponente sei neben der starken Zuwanderung auch die steigende Zahl der Single-Haushalte, weiß Bonin. Sein Weg aus der Krise: "Deshalb muss ich bauen, bauen, bauen! Dann bessert sich auch die Situation für die Mieter und dann können Vermieter nicht mehr so hohe und ungünstige Mietverträge durchsetzen."
Bodenfraß enorm
Gebaut wird in Österreich genug – allerdings oft nicht in den Bereichen, die dem Wohnproblem entgegenwirken. Täglich werden in Österreich rund 16 Fußballfelder wertvollen Bodens zubetoniert und das wird langsam zur Gefahr für die heimische Ernährungssicherheit. Mehr dazu hier:
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- Die Mieten in den österreichischen Landeshauptstädten sind im Vergleich zum Vorjahr um bis zu 11 Prozent gestiegen, was auf eine starke Nachfrage und ein knappes Angebot zurückzuführen ist
- Experten erwarten, dass die Mieten weiter steigen werden, aber mit dem Rückgang der Inflation könnte sich die Situation entspannen
- Die steigenden Mieten und Nebenkosten stellen besonders für einkommensschwächere Haushalte ein großes Problem dar, und es wird betont, dass der Schlüssel zur Lösung des Problems in einem funktionierenden Wohnungsmarkt mit ausreichendem Angebot liegt