Wien
Bürgermeister Ludwig verschärft die Maßnahmen
Die Bettenauslastung der Wiener Spitäler steigt. Deshalb verhängt Bürgermeister Ludwig ab 1. Oktober neue Corona-Verschärfungen in seiner Stadt.
Österreichweit benötigen laut aktuellen AGES-Daten 217 Corona-Infizierte intensivmedizinische Betreuung, auf den Normalstationen sind es mit 644 noch drei Mal mehr Covid-Patienten. Alleine in Wien müssen derzeit (Stand Montag) 88 Covid-Patienten in den Intensivstationen behandelt werden, Tendenz steigend.
Seit gestern werden zudem bereits wieder planbare Operationen verschoben und auch die Wiener Ordensspitäler stellen wieder auf Corona-Modus um.
Experten-Gipfel
Das gibt Anlass zur Sorge, gilt doch nun statt der 7-Tages-Indizenz die Bettenauslastung in den Spitälern als Auslöser für weitere Verschärfungen. Bürgermeister Michael Ludwig rief Dienstagmittag wieder zum Corona-Gipfel ins Rathaus, um mit den digital zugeschalteten Experten über das weitere Vorgehen in der Bundeshauptstadt zu beraten.
Im Anschluss daran gab der Stadtchef bei einer Pressekonferenz seine Entscheidungen bekannt. Punkt 13.30 Uhr trat Michael Ludwig vor die Kamera. "Heute" berichtete an dieser Stelle LIVE:
"Es zeigt sich eines ganz deutlich: es gibt eine starke Auseinander-Entwicklung [in Europa]", zeichnete Ludwig gleich zu Beginn das aktuelle Lagebild. Während Länder mit hoher Impfquote schon zur Normalität zurückkehren würden, hätten solche mit geringer Impfquote immer noch Probleme.
Österreich sei ebenso noch mittendrin. Das liege daran, dass die Pandemie sehr politisiert worden sei, "und dass wir in Österreich eine Partei haben, die glaubt, mit Vitaminen und frischer Luft das Virus bekämpfen zu können – und eine andere Partei, die über den Sommer plakatierte, dass die Pandemie vorbei ist", so der Stadtchef mit einem harten Seitenhieb auf die politischen Gegner.
Neue Corona-Regeln in Wien
"Wir sehen, dass alle relevanten Zahlen wie 7-Tages-Inzidenz und die Belegung der Intensivstationen steigen", so Ludwig zur aktuellen Situation. Besonders junge Menschen und Ungeimpfte seien derzeit betroffen. Bei vielen Patienten sei es nicht absehbar, warum sie so stark von Covid getroffen wurden, zudem arbeite das Gesundheitspersonal bereits am Limit.
Deshalb gibt es ab 1. Oktober 2021 neue Maßnahmen in Wien!
Vorerst für einen Monat werden neue Corona-Regeln gesetzt, die darauf abzielen, die Impfquote in der Bundeshauptstadt zu erhöhen.
► Für alle Kunden der Nachtgastro sollen künftig nur noch 2G den Zutritt ermöglichen, für Mitarbeiter sollen "2,5G" gelten. Das "halbe G" sind für den Bürgermeister die PCR-Tests. Generell sollen die ungenaueren Antigentests verdrängt werden.
► 2G gelten künftig auch bei Veranstaltungen / Zusammenkünften ab 500 Personen – egal ob draußen oder in Innenräumen und ob es zugewiesene Sitzplätze gibt, oder nicht.
► Auch in der Gastronomie werden 2,5G gelten.
► Im Handel wird für Kunden die FFP2-Maske vorgeschrieben. Dabei ist es egal, ob es sich um einen Supermarkt oder Möbelhaus handelt. Die neue Regel gilt in allen Arten von Geschäften.
Wunsch an Mückstein
An Gesundheitsminister Mückstein richtet Ludwig noch abschließend einen Wunsch: 3G auch am Arbeitsplatz, "besser 2,5", so der Stadtchef bei der Pressekonferenz. Auch das solle sich positiv auf die Impfquote auswirken, hier sei nämlich noch Luft nach oben.
In den nächsten Wochen rechnet Ludwig nicht mit einer "dramatischen Entspannung" an den Spitälern. Auch das derzeitige Plateau bei den Infektionszahlen sei trügerisch und werde laut Prognosen keine Trendwende bringen. Vielmehr erwartet die Stadt Wien einen neuen Anstieg bis Ende Oktober. In mehr als einem Monat erwarten die Experten derzeit den Höhepunkt dieser 4. Welle.
"Es ist jetzt an der Zeit, diese Maßnahmen zu setzen", konstatiert der Medizinische Direktor des Wiener Gesundheitsverbundes, Michael Binder, im Anschluss. Nur so könne die 4. Welle abgeflacht und das relativ normale Leben in der Bundeshauptstadt aufrecht erhalten werden.