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"Metal: Hellsinger im Test" – das "Doom" mit Taktgefühl
Dieses Spiel ist höllisch gut! "Metal-Hellsinger" lässt uns in "Doom"-Manier auf die Höllenbrut los. Und das im Takt der besten Metal-Musik der Welt.
Dämonen, Schießeisen, Hölle, Heavy Metal und Gewalt – wer da an "Doom" denkt, liegt nicht falsch. Neu gibt es aber aus den Häusern The Outsiders und Funcom den Rhythmus-Shooter "Metal: Hellsinger" (PC, PS5 und Xbox Series X/S), der sich nicht nur fleißig an den "Doom"-Merkmalen bedient, sondern sich auch zum Shooter des Jahres aufschwingt. Eine krasse Story, ein einzigartiges Gameplay und die beste Metal-Musik der Spielewelt machen "Metal: Hellsinger" zu einem Pflichtkauf für jeden Action-Fan. Also, packt eure Klingen und Schusswaffen aus, denn nicht nur eine, sondern gleich acht Höllen warten im Game.
Konkret durchstreift man im Titel als sogenannte Namenlose, halb Mensch und halb Dämon, die Acht Höllen der Roten Richterin, dem Oberteufel. Die hatte unseren Spiel-"Helden" einst verraten und eigentlich für immer in ein Höllenverlies gesperrt. Doch nach Ewigkeiten brechen die Gefängnismauern und wir metzeln uns zornentbrannt durch die Höllenwelten. Klingt alles wie typischer Horror-Action-Stoff und ist es auch – aber er ist auch unglaublich gut inszeniert und wird von niemand geringerem als der Sprecher-Legende Troy Baker vertont. Doch auch das übrige Team liest sich grandios.
Da muss selbst "Doom" ein klein wenig erblassen
Mit an Bord sind führende Köpfe der "Battlefield"-Reihe ebenso wie von "Payday 2", zudem ist das Star-Aufgebot in Sachen Soundtrack gewaltig. Jeder Track wurde laut den Machern speziell für das Game komponiert und kommt von Musik-Ikonen wie Serj Tankian (System of a Down), Matt Heafy (Trivium), Mikael Stanne (Dark Tranquillity), Randy Blythe (Lamb of God), Alissa White-Gluz (Arch Enemy) und Tatiana Shmailyuk (Jinjer). Und das sorgt auch dafür, dass es kaum bis gar kein Spiel gibt, das mit einer solchen Musik-Wucht die Spieler mitreißt, da muss selbst das überragende "Doom" etwas erblassen.
Gleich zum Start wird das besondere Gameplay-Konzept des Titels vorgestellt: Geballert, geschnitten und zerfetzt soll und kann nur im Takt der Metal-Musik werden. Heißt: Wir können zwar angreifen und ballern, Schaden teilen wir aber nur aus, wenn wir die Beats der Metal-Songs beim Abdrücken treffen. Dabei geht es traditionell anfangs gegen Schießbuden-Feinde, später warten dann aber überraschend knackige Feinde und knifflige Passagen auf unseren Rachefeldzug. Doch schon zu Beginn bekommt man Hilfe, etwa durch immer neue Waffen und einen sprechenden Totenschädel namens Paz.
Zorn richtet nicht nur Schaden an
Wer jetzt Angst um sein Taktgefühl hat, kann unbesorgt sein. Erstens knallen die Metal-Klänge meist im schnell zu merkenden Takt ohne große Abweichungen aus den Lautsprechern, zweitens ist das Fadenkreuz am Bildschirm gleichzeitig auch eine Metronom-Orientierung. Geballert wird in der Ego-Perspektive, der Rhythmus wird vom Fadenkreuz mit stärker und schwächer werdenden Linien angezeigt – sowie durch Pfeilsymbole, die sich Richtung Fadenkreuz bewegen. Treffen diese das Fadenkreuz, dann Feuer frei! Das alles klingt recht komplex, ist aber bereits nach wenigen Sekunden auswendig gelernt.
Mit dieser Mechanik ist es in "Metal: Hellsinger" noch nicht getan. Mit erfolgreichen Kills füllt sich nämlich der Zorn unseres Racheengels auf, was wiederum die Metal-Klänge noch wütender aus den Boxen klingen lassen und auch den ausgeteilten Schaden unserer Waffen erhöht. Das Game schafft zusätzlich auch einen Druck, schnell wie in "Doom" durch die Dämonen zu wüten, denn mit jeder Sekunde, in der wir nicht attackieren oder unseren Totenschädel zum Angriff schicken, sinkt der Zorn wieder ab. Möglichst hohe Stufen zu erreichen, dient im Game aber nicht alleine dazu, ins Punkte-Leaderboard zu kommen.
Wenig Waffen, aber viel Abwechslung
Schafft man es, den Takt auf längere Zeit zu halten, entsteht ein Game- und Gunplay, das das große Vorbild "Doom" so genial macht. Scheinbar mühelos fegt man durch die feindlichen Wellen, zersäbelt mal hier einen Dämonen mit dem Terminus-Schwert, schickt mal da die Höllenhunde auf die Feinde und sichelt sich mit dem Höllenraben durch die Massen. Anders als bei "Doom" muss man sich jedoch hier auch ein klein wenig Taktik selbst zusammenzimmern, denn nur zwei Waffen können von Haus aus zum Start jedes Kampfes festgelegt werden. Sehr cool: Jede Waffe spielt sich vollkommen anders und genial.
Generell ist die Zahl der Waffen sehr überschaubar, das wird aber durch den durchaus beachtlichen (allerdings wählbaren) Schwierigkeitsgrad und die Abwechslung der Waffen sowie ihren jeweiligen Stärken und Schwächen gut wettgemacht. Außerdem verfügt jede Waffe über eine besondere Auflade-Fähigkeit. Schießt man mit ihr besonders oft richtig im Takt, gibt es Extra-Schaden. Ein Munitions-Sammeln fällt in "Metal: Hellsinger" übrigens weg und wird dadurch ersetzt, dass das Nachladen Zeit braucht. Verkürzen lässt sich diese, indem man – ebenfalls im Metal-Takt – genau die Nachladetaste drückt.
Feinde und Bewegungen nach dem "Doom"-Rezept
Sowohl Bewegungen als auch Feinde erinnern dafür wieder voll an "Doom". Unter den Dämonen sind schnelle, wenige Kreaturen ebenso zu finden wie gewaltige Kolosse. Allen gemein ist allerdings, dass man ihre Bewegungsmuster schnell verinnerlicht hat und sie zu Kanonenfutter werden. In späteren Levels macht das eher die schiere Zahl der Monster denn ihre besondere Gefährlichkeit die Herausforderung aus. Kennt man ebenfalls von "Doom": Hat man Dämonen genug zugesetzt, darf man sie mit blutrünstigen Animationen killen, was wiederum die eigene Lebensleiste ein gutes Stück auffüllen kann.
Besonderes Geschick ist bei den Bossen am Ende jedes Levels gefragt, die mit mehr und schlaueren Bewegungen dem Spieler das Leben schwermachen, besonders starke Angriffe besitzen, aber sich wie die übrigen Feinde recht ähneln. Gerade in Sachen Dämonen wäre da mehr möglich gewesen. "Doom"-entsprechend fallen auch die Bewegungen in "Metal: Hellsinger" aus – Dash, Doppelsprung, der Greifhaken wird gegen unsere Dämonen-Flügel getauscht. Bei beiden Games gilt: Wer stillsteht, ist schnell Dämonenfutter, es muss rasant gelaufen, gesprungen, geflogen und natürlich geballert werden.
Das "Doom" mit Taktgefühl überzeugt mit Action
Abseits davon bietet "Metal: Hellsinger" noch einige Mechaniken, die man auch von anderen Shootern kennt und die das Gameplay nicht großartig verändern: In Arenen etwa lassen sich passive Effekte wie ein höherer Zorn-Multiplikator freischalten. Die Acht Höllen selbst unterscheiden sich optisch mit Feuer bis Eis deutlich voneinander, da es aber kaum alternative Laufwege und keine Secrets gibt, geraten sie ebenfalls zur Nebensache. Grafisch dagegen ist das Game ein Leckerbissen, das mit enorm detailliert dargestellten Waffen und Dämonen sowie superflüssigen Animationen auffällt.
"Metal: Hellsinger" macht nicht alles gut, vor allem die Abwechslung in den Levels und bei den Feinden fehlt. Die Kern-Elemente – die Musik und das Gameplay – sind aber dermaßen stark umgesetzt, dass man dem Spiel auch noch weitere Mankos verzeihen würde. Der wohl beste Metal-Soundtrack des Spiele-Universums trifft in "Metal: Hellsinger" auf das geliebte, rasante Gameplay, das schon die "Doom"-Games ausgezeichnet hatte. Hier darf man es buchstäblich so richtig krachen lassen, bis die Wände wackeln. "Metal: Hellsinger" ist eine, wenn nicht die Shooter-Sensation des Jahres 2022.