EU mahnt

Meloni will sichere Herkunftsländer selbst auswählen

Italiens rechte Regierung verabschiedet nach ihrer juristischen Niederlage ein neues Dekret für die Flüchtlingslager in Albanien. Die EU mahnt.

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Meloni will sichere Herkunftsländer selbst auswählen
Giorgia Meloni will mit einem Erlass erwirken, dass die Regierung selbst entscheiden kann, welche Herkunftsländer als sicher gelten.
AFP

Italiens rechte Ministerpräsidentin Giorgia Meloni will ihr Modell zur Unterbringung von Mittelmeer-Flüchtlingen außerhalb der EU mit einem neuen Erlass retten. Ihre Regierung verabschiedete dazu bei einer außerordentlichen Sondersitzung am Abend in Rom eine veränderte Regelung.

Dabei geht es insbesondere darum, welche Heimatländer von Asylbewerbern künftig juristisch zuverlässig als sichere Herkunftsländer eingestuft werden können. Zudem wurden drei Staaten von der bisherigen italienischen Liste gestrichen. Italien ist das erste Land, das außerhalb der EU über Asylanträge entscheiden will.

Ziel der rechten Koalition aus drei Parteien ist es, die eben erst eröffneten beiden Lager in Albanien trotz einer Niederlage vor Gericht weiter betreiben zu können. Nach Informationen der Tageszeitung "La Repubblica" gehört zu den wesentlichen Neuerungen auch, dass die Liste sicherer Herkunftsländer künftig im Regierungssitz festgelegt wird – also im Hause Meloni direkt. Bislang ist dafür das Außenministerium zuständig. Offiziell gab es dafür zunächst keine Bestätigung.

Am Mittwoch sind in Shengjin (Albanien) 16 Migranten aus Ägypten und Bangladesch an Bord eines Marineschiffs gekommen.
Am Mittwoch sind in Shengjin (Albanien) 16 Migranten aus Ägypten und Bangladesch an Bord eines Marineschiffs gekommen.
IMAGO/Avalon.red

Erste Migranten mussten nach zwei Tagen zurück

Aktuell stehen die Lager in Albanien wieder leer. Künftig soll dort aber pro Jahr über bis zu 36.000 Asylanträge entschieden werden. Ein Gericht in Rom hatte am Freitag verfügt, dass die erste Gruppe von Ankömmlingen – zwölf Männer aus Bangladesch und Ägypten – nach nur zwei Tagen weiter nach Italien gebracht werden mussten. Begründet wurde dies damit, dass beide Staaten keine sicheren Herkunftsländer seien, wie dies durch ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs vorgeschrieben sei.

Die Listen werden innerhalb der EU-Land für Land festgelegt. Eine gemeinsame europäische Liste gibt es nicht. In Italien umfasste sie bislang 21 Staaten. Jetzt wurden Nigeria, Kamerun und Kolumbien davon gestrichen – Ägypten und Bangladesch stehen aber weiterhin darauf.

Giorgia Meloni will bis zur obersten Instanz gehen

Die Liste soll regelmäßig aktualisiert werden. Unter Experten ist umstritten, ob der Erlass ausreicht, um die Bedenken der Justiz auszuräumen. Meloni hatte zuvor schon angekündigt, gegen die Entscheidung des Einwanderungsgerichts in Berufung zu gehen – notfalls bis zur obersten Instanz.

Italien gehört seit vielen Jahren zu den Ländern, die von der Fluchtbewegung aus Afrika übers Mittelmeer betroffen sind. Trotz eines deutlichen Rückgangs landeten auch dieses Jahr bislang wieder mehr als 50.000 Menschen nach teilweise lebensgefährlichen Überfahrten an der italienischen Küste. Immer wieder gibt es dabei auch Tote.

Andere Länder liebäugeln mit Albanien-Modell

Das "Albanien-Modell" wird von anderen Ländern der Europäischen Union aufmerksam verfolgt. In manchen Hauptstädten gibt es Erwägungen, sich Italiens Umgang mit Asylbewerbern zum Vorbild zu nehmen. Eine Sprecherin der EU-Kommission sagte, man stehe in Kontakt mit den italienischen Behörden. Die Vereinbarung zwischen Italien und Albanien unterliege nationalem Recht. Zugleich sei es so, dass alle Maßnahmen Italiens vollständig im Einklang mit EU-Recht stehen müssten.

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    privat, iStock

    Auf den Punkt gebracht

    • Italiens rechte Regierung unter Ministerpräsidentin Giorgia Meloni hat ein neues Dekret verabschiedet, um ihr Modell zur Unterbringung von Mittelmeer-Flüchtlingen in Albanien trotz juristischer Niederlagen zu retten
    • Künftig soll die Liste sicherer Herkunftsländer direkt im Regierungssitz festgelegt werden, während die EU mahnt, dass alle Maßnahmen im Einklang mit EU-Recht stehen müssen
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