Auto beschlagnahmt
"Mein Leben ist zerstört" – nun spricht der BMW-Raser
Der 36-jährige Raser aus der Schweiz, dessen BMW in Österreich beschlagnahmt wurde, fühlt sich ungerecht behandelt. Nun packt er aus.
Wegen eines Todesfalls in seiner Familie sei er auf dem Weg nach Wien so schnell unterwegs gewesen, rechtfertigt sich der im Kanton St. Gallen in der Schweiz wohnhafte Serbe, der in Österreich seinen BMW abgeben musste. "Mir war gar nicht bewusst, dass ich so schnell unterwegs war. Wegen des Todesfalls war ich komplett durch den Wind", sagt der 36-Jährige im Gespräch mit "20 Minuten".
Mit 230 km/h wurde er am Mittwochabend auf der Westautobahn Richtung Wien von der Polizei gestoppt. Abzüglich der Messtoleranz überschritt er das Tempolimit um 93 km/h. Neben dem sofortigen Führerscheinentzug und einer saftigen Strafe nahmen ihm die Behörden auch seinen BMW 530i ab. Ein Anfang März neu in Kraft getretenes Gesetz erlaubt es den österreichischen Behörden, bei einer Geschwindigkeitsübertretung ab 90 km/h das Auto zu beschlagnahmen und im Anschluss zu versteigern.
Die Fotos vom Erste Fotos beschlagnahmten BMW:
So schildert der Lenker die Ereignisse
"Am Dienstag habe ich erfahren, dass mein Cousin in Wien ums Leben kam"*, sagt der 36-Jährige, der in der Schweiz als Chauffeur arbeitet. "Ich bin zusammen mit ihm aufgewachsen. Er war wie ein Bruder für mich." So schnell wie möglich wollte er darum zu seinen Verwandten nach Wien – zusammen mit seiner Frau, seinem Bruder und seiner Schwägerin. "Mein Arbeitgeber ließ mich aber nicht vorzeitig gehen, da ich am nächsten Morgen noch Tiefkühlprodukte ausliefern musste." Bei seiner Auslieferungstour um vier Uhr morgens habe er sich dann besonders beeilt, um mittags nach Wien abfahren zu können.
Weil er dann aber noch auf seinen Bruder warten musste, machten sie sich erst um 14 Uhr auf den Weg. "Das alles hat mich total fertiggemacht. Ich wollte einfach so schnell wie möglich nach Wien und habe gar nicht mehr auf den Tacho geschaut." Nachdem die Polizei sie dann bei einem Autobahnrastplatz anhielt und den BMW abnahm, hätten sie zwei Stunden dort verharren müssen, bis ein Bekannter aus Wien sie abholen konnte. "Als ich dann am nächsten Tag erfuhr, dass ich den BMW nicht mehr zurückkriege, war ich geschockt."
"Mein Leben ist zerstört"
Wie der Vater von drei Kindern weiter erzählt, gehöre der beschlagnahmte BMW nicht ihm. "Ich habe die Polizei darauf hingewiesen, aber sie haben mir nicht geglaubt." Den BMW habe er von einer Privatperson in der Schweiz gemietet. "Die Besitzerin des BMWs wird mir das Auto sicher in Rechnung stellen. Aber wie soll ich einfach so 40.000 Franken (umgerechnet etwas über 41.000 Euro, Anmerkung) aufbringen? Das treibt mich in den Ruin."
Außerdem befürchtet der 36-Jährige, dass er wegen des Vorfalls auch noch seinen Job als Chauffeur verliert. "Wenn mir der Chef kündigt, habe ich nichts mehr. Hoffentlich kann ich wenigstens im Lager weiterarbeiten." Während seines Aufenthalts in Wien habe er darum schlaflose Nächte gehabt. "Mein Leben steht völlig auf dem Kopf." Am Sonntag sei er mit dem Zug aus Wien wieder nach Hause gereist.
"Ich finde das eine ungerechte Strafe"
"Ich weiß, dass ich einen Fehler gemacht habe", sagt der St. Galler. In der Schweiz fahre er immer mit Tempomat und halte sich an die Geschwindigkeitsbeschränkungen. "Mir ist bewusst, dass einem in der Schweiz das Auto entzogen werden kann. Aber wie soll ich denn wissen, dass es in Österreich plötzlich ein neues Gesetz gibt?"
Im Wiederholungsfall könne er es nachvollziehen, dass einem Lenker das Auto beschlagnahmt werde, aber beim ersten Mal sollte man seiner Meinung nach nicht so streng sein. "Außerdem finde ich es unfair, weil jemand mit einem teureren Auto so eine härtere Strafe bekommt." Der 36-jährige Serbe hofft nun darauf, dass sich die Sache mit den Besitzverhältnissen des BMWs klären lässt und er den Wagen doch noch zurückbekommt.
*Ob es tatsächlich einen Todesfall in seiner Familie gab, ließ sich bisher nicht verifizieren.
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- Ein 36-jähriger Raser aus der Schweiz, dessen BMW in Österreich wegen einer Geschwindigkeitsübertretung beschlagnahmt wurde, fühlt sich ungerecht behandelt
- Er behauptet, wegen eines Todesfalls in der Familie so schnell unterwegs gewesen zu sein und betont, dass sein Leben dadurch zerstört sei
- Der Raser äußert außerdem Befürchtungen hinsichtlich seines Arbeitsplatzes als Chauffeur und beklagt, dass ihm das Gesetz in Österreich nicht bekannt war