Haustiere
Mein Hund verteidigt sein Futter - was tun?
Wir haben bei unseren Hunden beinahe Narrenfreiheit und dürfen uns wirklich viel erlauben, doch warum verteidigen manche denn ihr Futter?
Um eines gleich vorwegzunehmen, "Futterneid" hat nichts mit Dominanz zu tun und zählt eigentlich zur "Ressourcen-Verteidigung". Eine "Ressource" kann vieles sein - das Futter, der Schlafplatz, das Spielzeug oder auch das Frauchen oder Herrchen. Dieses Verhalten entsteht meistens aus einer Unsicherheit heraus und entwickelt sich über einen längeren Zeitraum.
Eine Geschichte...
Schon merkwürdig. Border-Collie Hündin "Kennedy" ist (leider) im Alltag eine sehr devote und ängstliche Maus, aber wehe Familienzweithund "Kirby" guckt vom anderen Ende des Zimmers nur in die Richtung ihres getrockneten Rinderohrs: Lefzen werden hochgezogen, ein grummelndes Geräusch wie das eines hungrigen Bären kommt aus dem 16 Kilo Tierlein und sie sagt somit ganz klar: "Meins! Meins! Meins"! "Kirby" ist zum Glück zuhause ein sehr phlegmatisches Kerlchen, nimmt die Warnung ernst und kümmert sich nicht länger um die "doofe Nuss". Weshalb "Kennedy" diesen Futterneid, speziell mit besonderen Kauspezialitäten an den Tag legt, weiß man nicht. Sie stammt aus zweiter Hand und die Vorgeschichte scheint tückisch.
Erst als sich das "Putz di"-Knurren plötzlich gegen das Frauchen richtete, sah sich die Besitzerin gezwungen einzugreifen. Hier ein paar praktische Tipps:
No-Go
Was man unter keinen Umständen tun darf? Dem Hund den Napf während des Fressens wegnehmen. Ein absolutes No-Go, das dem Hund eigentlich nur eines lernt: Misstrauen! Solche Aktionen fördern den Futterneid umso mehr und sollten niemals stattfinden. Generell sollte man die "Warnungen" des Hundes immer respektieren, sonst kann es passieren, dass er sich unverstanden fühlt und in der "Eskalationsskala" ein paar Stufen überspringt àla: "Okay Freund, du ignorierst mein Knurren sowieso, also schnapp ich gleich zu!"
Um ein positives Vertrauensverhältnis herzustellen und es erst gar nicht zum Futterneid kommen zu lassen, portioniere die Hauptmahlzeit in ein paar Rationen und fülle dem Hund den Napf für ein paar Tage noch während des Fressens immer wieder voll. Somit verknüpft er dich nicht als "Bedrohung" seines Futters, sondern eben als liebevollen Koch.
Rituale verringern
Manche Hunde müssen regelrecht ums Futter "tanzen". Da muss zuerst brav gesessen werden, danach noch ein langer Blickkontakt zum Frauchen und erst daaaann, darf er fressen. Tricktraining gehört nicht zur Hauptmahlzeit! Der Hund spricht dem Hauptfutter sonst eine viel zu große Bedeutung zu, wenn er 37 Hürden überwinden muss, bevor er endlich seine Nase ins Futter tauchen darf.
Bereite deinem Hund das Futter zu und lass ihn in Ruhe - auch gerne bei geschlossener Tür - fressen. Unsichere Hunde sollten auch einen fixen Tagesablauf haben. Versuche immer zur gleichen Zeit zu füttern.
Vergangenheit durchleuchten
Klar, ein ehemaliger Straßenrund musste tatsächlich ums Futter kämpfen. Aber wusstest du, dass sogar bei manchen Züchtern bereits in der Welpenstube der Kampf um den Napf beginnt? Manche Züchter haben kein "organisiertes" Futterprogramm und es kommen vielleicht sogar nur zwei richtig große Näpfe für beispielsweise acht Welpen zum Einsatz. Die kleinen und schwächeren, lernen hier, dass sie hektisch um ihre Ration kämpfen müssen.
Noch ein guter Tipp? TAUSCHEN!
Wenn dein Hund bei der Hauptmahlzeit sehr gelassen frisst, aber wie in "Kennedys" Fall seine Kauleckerlis 17 Mal verbuddeln möchte und sie nur unter Protest loslässt, versuche zu "tauschen". Es kann ja durchaus vorkommen, dass der Hund mal etwas stibitzt, was er nicht fressen sollte und es genauso verteidigt - hier hilft nur eines: "Gib mir deins, dann geb ich dir meins" - und dein MEINS muss natürlich viiiiiel besser sein (ein Stück Leberkäse, oder Extrawurst etc.)
Abschließend sei noch zu erwähnen, dass man in einem Haushalt mit Kindern oder anderen Haustieren unbedingt einen Hundetrainer zu Rate ziehen sollte, wenn der Hund aggressiven Futterneid bzw. Ressourcenverteidigung zeigt. Dieses Verhalten ist zu gefährlich, um es "unberührt" zu lassen - vor allem für Personen oder andere Tiere, die die Warnsignale des Hundes nicht richtig deuten (können).