Wien
"Mein Atem setzte in der Nacht für zwei Minuten aus"
Christine Urban leitet in Wien eine Selbsthilfegruppe für Menschen, die an Schlafapnoe leiden. Sie selbst wartete zehn Jahre auf eine Diagnose.
"Mal schauen, ob du am Abend immer noch im Pyjama bist", sagte Christine Urbans Mann meist, wenn er morgens zur Arbeit ging. Die Freunde schmunzelten, wenn die Wienerin wieder einmal beim gemeinsamen Kartenspielen weg nickte. Die Müdigkeit begleitete sie jahrelang – Tag und Nacht. Eine Diagnose gab es nicht. "Nehmen Sie halt ab", riet der Arzt. Bis Urban eines Tages im Alter von 36 Jahren in der Küche bewusstlos wurde.
Mögliche Folge: Tod durch Herzversagen
"Es war reines Glück, dass ich im Krankenhaus an einen Arzt geriet, der soeben eine Spezial-Ausbildung in den USA gemacht hatte, erzählt die mittlerweile 70-jährige im Gespräch mit "Heute". Nach einer Untersuchung im Schlaflabor stand fest: Christine Urban leidet an Schlafapnoe, einer Krankheit, die zu Atemstillständen während den Schlafphasen führt. Rund sechs Prozent sind in Österreich davon betroffen. Eine der Folgen: bleierne Müdigkeit. Die schlimmste mögliche Folge: Tod durch Herzversagen.
600 Atemstillstände in der Nacht
"Ich bin bis zu zehn Mal in der Nacht aufgewacht. Geschnarcht habe ich wie eine Dampflok", erinnert sich Urban. "Mein Atem hat immer wieder ausgesetzt, teilweise bis zu 2 Minuten 20. Bis zu 600 Stillstände können in einer Nacht vorkommen." Die Ausssetzer schädigen den Organismus, der Blutsauerstoffgehalt sinkt. An diesem Punkt wird es gefährlich.
Doch die Diagnose war für Urban auch eine Erleichterung: "Vorher war mein Leben eine reine Peinlichkeit. Endlich wurde ich ernst genommen!" Nach einem langwierigen Kampf um die Bewilligung erhielt die dreifache Mutter die Zusage für ein Therapiegerät, das sie nachts trägt. Für sie ein Gewinn an Lebensqualität. "Das Gerät ist ein Geschenk", strahlt sie. Nun kann die Pensionistin endlich durchschlafen. Da viele Betroffene der Technik immer noch skeptisch gegenüberstehen, wie sie sagt, möchte sie darüber aufklären. Denn: Medikamente und die Hoffnung auf Heilung gibt es nicht. "Wir verlassen uns eben auf die Technik", schmunzelt Urban.
"Lasst euch untersuchen!"
Ihre Erfahrung und ihr Wissen gibt Christine Urban mitunter in der Wiener Selbsthilfegruppe für Schlafapnoe-Patienten weiter. Einmal in der Woche tauschen sich Betroffene aus. "Es ist ein gutes Gefühl zu wissen, dass man nicht alleine ist", sagt sie. Ihr Appell an alle, die von starker Müdigkeit und nächtlichem Schnarchen betroffen sind: "Seid hellhörig und lasst euch untersuchen. Die Untersuchung tut nicht weh!" Mit ihrem Wunsch wendet sich Urban vor allem an Berufskraftfahrer: "Wenn in diesem Berufsfeld ein Sekundenschlaf passiert, ist das sehr gefährlich."
Wer Interesse an der Selbsthilfegruppe hat, kann sich unter www.schlafapnoe-shg.at informieren und Kontakt aufnehmen.